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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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sich, weil er sie nicht doch beseitigt hatte – doch späte Reue brächte ihn jetzt auch nicht weiter.
    »Also doch Linsenbusch«, sagte eine verhaßte Stimme, die aus der Vergangenheit kam.
    Nareike fuhr herum.
    Diesmal war der vierschrötige, semmelblonde Mann keine verschwommene Momentaufnahme in der Schalterhalle, sondern Saumweber, der Ex-Freund, falsche Kamerad und hinterhältige Denunziant.
    »Na, überwältigend ist deine Wiedersehensfreude nicht, Horst«, setzte der Lump mit dem Babygesicht hinzu.
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen. Sie verwechseln mich.«
    »Linsenbusch ist doch unverwechselbar«, spöttelte der Verräter.
    »Ich heiße Nareike«, entgegnete der Meister der Rundumverteidigung mit den schnellen Konterschlägen.
    »Und ich Seligmann«, erwiderte der Doppelagent lachend: »Vormals Saumweber.«
    Nareike hatte das Gefühl, als kochte sein Blut, aber er blieb gelassen, wachsam, und das hieß: Abwarten, hinhalten, zuschlagen, ohne Erschrecken zu zeigen. Er würgte seine Emotionen ab, bevor sie sichtbar wurden. Er hatte immer mehr an das heiße Geld gedacht als an diesen verräterischen Lumpen, und die Dollarmillion war ihm jeweils wichtiger erschienen als die Rache. Jetzt beglückwünschte er sich dazu, daß die Bank nicht genügend Bargeld gehabt hatte. Saumwebers Überrumpelungsversuch mußte verpuffen, und er konnte nunmehr das Geld kassieren und seine Rachsucht befriedigen. Von dem Moment an, da er Saumweber erkannt hatte, wußte er, daß er ihn töten mußte, und zwar nicht halbherzig, wie er es bei Hannelore versucht hatte. Wie auch immer, bei Saumwebers Todeskampf brauchte er sich nicht abzuwenden. »Was willst du eigentlich?« fragte er.
    »Zunächst möchte ich dich zu einer Tasse Kaffee einladen«, antwortete der nunmehr zweite Mitwisser mit einem öligen Lächeln und deutete mit der Hand auf das nahe Straßen-Café unter den Arkaden, er ging voraus, und Linsenbusch folgte ihm ohne Zögern.
    Saumweber bestellte zwei ›Rémys‹. Er warf einen schnellen Blick auf Henry W. Feller, der von einem Pfeiler halb verdeckt wurde, der Amerikaner war in Sichtnähe, doch – so hoffte er – außer Hörweite.
    »Freut mich, dich zu sehen«, sagte Saumweber-Seligmann anzüglich.
    »Das ist nicht dein Verdienst.«
    »Jeder muß sehen, wie er seinen Kopf aus der Schlinge zieht. Und damals, bei Kriegsende, wußte ich, daß – so es einem von der DEWAKO gelänge – es du sein würdest, Horst. Und da sitzt du mir nun gegenüber, fast ganz der Alte. Na ja, besser ein Nummernkonto in der Schweiz als ein Reihengrab in Landsberg, nicht?«
    »Sprichst du eigentlich gerne über diese Dinge?« fuhr in Linsenbusch an.
    »Ich habe wenig Gelegenheit dazu, es sei denn, du erzwingst sie. In diesem Fall würde ich ausgiebig über dich reden«, sagte er, die Selbstbeherrschung seines Opfers bewundernd. »Vor der Polizei natürlich. Ich besitze hier ein Haus und habe recht gute Beziehungen zu den örtlichen Behörden. Du erlaubst?« fragte er und griff ohne weitere Erklärung nach dem Bordcase, versuchte es zu öffnen. Er brachte das durch eine Zahlenkombination versperrte Schloß nicht auf: »Außerdem könnte ich die Amerikaner über dein Auftauchen informieren. Oder die Franzosen. Oder die Israelis. Oder die Angehörigen der DEWAKO-Geschädigten.« Er nickte, als wäre er besorgt. »Jedenfalls gäbe es Möglichkeiten wie Sand am Meer, dich in die Pfanne zu hauen.«
    »Darf ich dir helfen?« entgegnete Linsenbusch und öffnete das Bordcase, laut und hämisch lachend: »Wer denunziert, greift auch in fremde Taschen«, stellte er fest: »Aber nicht immer mit Erfolg.«
    Saumweber fand nicht einen Geldschein, und der Chef aus der Pariser Zeit genoß die Enttäuschung des Wegelagerers: »Abrakadabra«, sagte er. »Wie gewonnen, so zerronnen.« Er alberte: »Ach, du lieber Augustin, alles hin, alles hin.«
    »Quatsch!« erwiderte Saumweber grob. »Die Bank hat dich bestimmt nicht so betrogen wie du mich.« In seinen lichtlosen Pupillen schwamm eine unbestimmte Drohung.
    »Wie lange lauerst du mir eigentlich hier schon auf?« fragte Linsenbusch heiter.
    »Einige Jahre«, erwiderte Saumweber.
    »Hoffentlich ist dir dabei die Zeit nicht lang geworden.«
    »Zeit ist Geld. Wenn es viel Geld bringt, kann man auch viel Zeit investieren.« Saumweber hatte sich wieder gefangen und die Zusammenhänge rekonstruiert: »Du warst dumm genug, dich bei ›Hämmerli & Mezenthin‹ nicht anzumelden, und so hatten sie natürlich die

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