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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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schaffen. Ein anderes Problem wäre Hannelore: Ihr flüchtiger Ehemann tat einen schweren Gang, aber man konnte es dem vermeintlichen Müßiggänger nicht ansehen, als er über die Straße auf das gegenüberliegende Postamt zuging.
    Saumweber sah ihm nach, bis er im Gebäude verschwunden war; er hätte etwas darum gegeben, zu wissen, mit wem der frühere DEWAKO-Chef im Moment telefonierte.
    »Keine Angst«, beruhigte ihn Henry W. Feller, an den Tisch tretend. »Die Polizei ruft er bestimmt nicht an.« Er nahm unaufgefordert Platz. »Komplikationen?« fragte er.
    »Kein Beinbruch«, antwortete der smarte Geschäftsmann, »aber eine Verzögerung. Es hätte so schön geklappt, wenn diesem Trottel eingefallen wäre, durch Voranmeldung bei der Bank das Geld bereitstellen zu lassen. Er hat ihren Kassenbestand ganz schön überschätzt.«
    »Kein Versäumnis«, entgegnete der Anwalt aus New York nach kurzem Nachdenken, »sondern Absicht.«
    »Kann sein«, erwiderte Saumweber. »Jedenfalls habe ich ihm mächtig eingeheizt. Der Mann wird keine ruhige Minute bis Montag früh um acht Uhr 30 mehr haben und fix und fertig sein, bevor er erfasst, was ihm wirklich blüht.«
    »Aber er ist gewarnt. Er weiß jetzt, daß Sie hinter ihm her sind.«
    »Und wenn schon« – versetzte der Waffenhändler. »Er wird um sich schlagen wie ein harpunierter Wal.« Mit einem Lächeln setzte er hinzu: »Und mit den gleichen Erfolgsaussichten.«
    »Hat diese Bank einen Hinterausgang?« fragte Feller.
    »Nein, nur einen Hinterhof, von einer zwei Meter hohen Mauer umsäumt. Ich nehme nicht an, daß ein Mann mit einer Tasche voller Geld am hellen Tag versucht, sie zu übersteigen.«
    »Kein Personalausgang?«
    »Hier«, antwortete Saumweber und deutete auf ein Seitenentree. »Wenn Sie sich hierhin stellen und ich vor das Hauptportal, haben wir nicht nur beide Ausgänge, sondern gewissermaßen auch uns gegenseitig im Auge.« Und beflissen setzte er hinzu: »Und könnten einander zu Hilfe kommen.«
    Sie dachten beide darüber nach, ob es dem Fuchs nicht doch gelingen könnte, aus einem an beiden Enden von Jägern bewachten Bau zu entkommen.
    »Ich bin übrigens auch Kunde bei ›Hämmerli & Mezenthin‹«, sagte Saumweber-Seligmann. »Ich habe dort einen Mann, der mich in gewisser Hinsicht mit Informationen versorgt. Unter Wahrung des Bankgeheimnisses, natürlich«, setzte er sofort hinzu. »Aber wenn zum Beispiel Linsenbusch versuchte, das Geld zu einer anderen Filiale zu transferieren, um es dort ohne uns zu kassieren, würde ich es erfahren.«
    »Gut«, erwiderte der Mann aus New York. Er hatte längst diese Möglichkeit in Gedanken durchgespielt, aber er wußte, daß ein Mann, der von einem erpresserischen Komplizen und von einer düpierten Ehefrau verfolgt wurde, schleunigst vor beiden untertauchen müßte und unter Zeitdruck keinen Spielraum für langwierige Überweisungsmanöver hätte.
    Sie sahen beide zum Postgebäude.
    Linsenbusch war noch nicht in Sicht.
    »Sie wissen, wo Sie mich erreichen, und ich weiß, wo ich Sie finde«, beendete Saumweber das Gespräch. »Montag früh ist der Bursche garantiert weich. Er verlangt Sicherheiten – aber davon wird dann keine Rede mehr sein.«
    »Geben Sie ihm doch Ihr Ehrenwort«, verabschiedete sich Feller mit betonter Perfidie.
    Er stand auf und ging auf die andere Straßenseite; er hatte die beiden Skorpione ins Glas gesetzt; er konnte abwarten, welcher zuerst zustechen und sich als der giftigere erweisen würde.
    Er setzte auf Linsenbusch, doch auch Saumweber war nicht zu unterschätzen.
    Trotz der dringenden Anmeldung hatte Nareike im Postamt an der Piazza Grande 16 Minuten auf die Verbindung mit München warten müssen und fast genauso viel Zeit benötigt, um seinen Fisch an der Angel noch einmal zu drillen. Zuerst war er Hannelore mit dem Vorschlag gekommen, allein nach Dingsbach vorauszufahren, da – wider Erwarten – Notariatsverhandlungen auch noch am Montag nötig seien; eine Formsache nur, aber unaufschiebbar. Er sprach weiter von ausgebuchten Flügen, überfüllten Straßen und überbelegten Schlafwagenbetten. Sie hatte sich gegen die abermalige Vertröstung verbittert und argwöhnisch zur Wehr gesetzt. Dann war der Mann und Fluch ihres Lebens mit der Lösung herausgerückt, sich auf halbem Wege zu treffen und Hannelore dann in Düsseldorf und Essen als die Frau zu präsentieren, die er in wenigen Wochen heiraten würde. Und seine falsche Witwe war von dieser Möglichkeit überrumpelt,

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