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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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erwartet heute sicher einen flotten Hillbilly, und dann orgelt man ihm die Kunst der Fuge vor.«
    Sie kamen überein, am Abend die ›Lello-Bar‹ zu besuchen. Sabine wollte sich am Nachmittag am Balkon in die Sonne legen, und Nareike bat sie, ihm den Porsche für eine Spazierfahrt durch die paradiesische Landschaft zu überlassen. Er fuhr los, auf die Berge in Monti zu, um sich bei strahlendem Wetter nach Saumwebers letzter Ruhestätte umzusehen. Tatsächlich empfahl sich bei seinem Vorhaben einige Pedanterie, und er sah sich mit der Gewissenhaftigkeit um, mit der ein Fallschirmspringer vor dem Start seinen Schirm packt. Es war fast kein Verkehr auf der schmalen Serpentinenstraße, über die er den Porsche nach Monti hochjagte, und das war weniger gut, weil ein vereinzelter Wagen leichter auffiele, aber er hatte ja noch Zeit bis morgen, und womöglich würde ihm eine bessere Lösung einfallen.
    Als Nareike ins Hotel zurückkam, hatte sich Sabine bereits zurechtgemacht. Sie trug das kesse, durchsichtige Neue, und er zupfte ein paar Mal an der Schleife – ohne einen Finger zu rühren. Der Bogen war wieder einmal überspannt, aber in seiner Situation war jetzt keine Zeit, den Pfeil aus dem Köcher zu nehmen.
    Sie aßen im ›Aerodromo‹-Restaurant, tranken dazu Tessiner Merlot. Dann gingen sie in die ›Lello-Bar‹, und es war, als sollte Nareike heute nacheinander allen Menschen begegnen, von denen er sich eigentlich schon auf Niemehr-Wiedersehen verabschiedet hatte, aber er war darauf gefaßt gewesen, René Puccini hier anzutreffen. Der Wasserskilehrer stürzte sich auf sie und verschaffte ihnen die letzten Plätze an der dicht besetzten, quadratischen Theke. Der Junge aber gab sich höflich, und so blieb auch Nareike freundlich und lud ihn zum Trinken ein.
    Die fortschreitende Stimmung schien sich auf ihn zu übertragen. Hier wurde man schnell miteinander vertraut. Man saß ohnedies so eng beieinander, daß man die Gespräche der anderen mitbekommen mußte. Der Wirt nahm das Mikrophon und sang Tessiner Lieder, aber er war besser im Grillen als im Singen.
    »Bei Stimme ist in unserem Millionendorf«, erläuterte René, »wer bei Kasse ist. Kennen Sie den Tessiner Gruß, Herr Nareike? Wenn zwei sich begegnen«, lieferte er gleich die Antwort, »begrüßt der eine den anderen mit den Worten: ›Wie geht's mir?‹«
    »Wieso mir?« gab ihm Sabine das Stichwort für die Pointe.
    »Weil das die anderen hier immer besser wissen als man selbst«, erwiderte der Junge, und sie lachten alle drei. »Sie tanzen nicht?« fragte er dann Nareike.
    »Ich habe meine Tänze schon hinter mir, aber ich stelle Ihnen gerne meine Dame zur Verfügung.«
    Auch am Parkett zog die hübsche Blondine wieder alle Blicke auf sich, alle starrten auf ihre Schulter. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis ein Angetrunkener an der Schleife zöge. Aber wie er seine frühere Direktionsassistentin und künftige Ehefrau kannte, hatte sie inzwischen mit ein paar Nadelstichen die Gefahrenquelle bereits gesichert.
    »Passen Sie bloß auf René auf«, sagte einer der Zecher zu Nareike. »Ich rate Ihnen gut, der Junge ist brandgefährlich!«
    »Der Freund der Witwen und Waisen«, warf ein anderer ein.
    »Aber gebührenpflichtig. Höchsttarif«, sagte der erste wieder. »René kennt alle Schauplätze: Bangkok, Bali, Manila, Hongkong, Hawaii, San Francisco. Mit 17 ist er schon von der Schule durchgebrannt und mit einer Krefelder Witwe um die Welt gesegelt.«
    Die Umsitzenden lachten dröhnend, und einer rief berstend: »Und seitdem hat er die Welt mindestens achtmal umvögelt.«
    »Man könnte neidisch werden«, ging Nareike auf ihren Ton ein.
    Er sah von einem zum anderen: Immer die gleichen Gesichter, die nämlichen Typen, dieselben Gespräche. Wenn sie nicht schweinigelten, redeten sie über Börsenkurse, Hausmädchenpleiten, Ehescheidungen und Wunderheilmittel; sie verglichen beständig ihre Autos, ihre Motorboote und ihre Privatflugzeuge miteinander, eine klassenlose Gesellschaft von Millionären und Nassauern, eine Fremdenlegion von Säufern und Spekulanten, Fiskusflüchtlingen und Kapitalrentnern. Übersättigte Jugend neben unersättlichem Alter, durchsetzt von ein paar greisen Sunnyboys, die auf dem Abstellgleis vom Tod übersehen worden waren. Aber Freund Hein konnte sie großzügig noch eine Weile bei Whisky, Zoten und dem tiefen Décolleté der Barmaid hocken lassen, da ihm am Ende keiner auskommen würde, am wenigsten Saumweber, der sicher nur

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