Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
Lufthansa-Schalter nach einer Nachricht.
    Die Bodenstewardess bedauerte. Hannelore setzte sich in der Lounge in einen der Lederstühle. Es war ihr anzusehen, daß ihre Enttäuschung in Zorn überging; sie wehrte sich halsstarrig dagegen.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Frau Linsenbusch«, fragte die junge Frau mit der Stupsnase, den Sommersprossen und den brünetten Haaren, die neben ihr Platz genommen hatte.
    Die Verstörte starrte erschrocken auf den Boden.
    »Sie sehen wirklich elend aus«, fuhr Barbara fort.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?« fragte Hannelore brüchig. »Und was geht er Sie an?«
    »Erinnern Sie sich nicht an mich?« fragte Barbara weiter: »Wir haben doch in München im gleichen Hotel gewohnt und sind uns ein paar Mal begegnet. Im ›Regina‹«, setzte sie nach einer kleinen Pause hinzu.
    »Ich achte nie auf andere Leute«, erwiderte Hannelore abwesend. »Und ich lasse mich auch nicht von Fremden ansprechen.«
    »Das bitte ich zu entschuldigen: Dr. Barbara Geliert«, stellte sie sich vor: »Anwaltsassessorin und Gegenpartei in einem Prozess, in den Ihr Mann verwickelt ist.«
    »Mein Mann ist verschollen«, versetzte Hannelore, aggressiv durch Entsetzen. »Er ist tot«, sagte sie schroff, stand auf und griff nach ihrem Koffer.
    »Entweder bleiben Sie freiwillig, oder ich rufe sofort die Polizei, Frau Linsenbusch«, drohte Barbara. »Oder soll ich Sie Hildebold nennen. Oder vielleicht Nareike?«
    »Das sind doch Hirn … Hirngespinste«, stotterte Hannelore.
    »Sie wissen, daß Sie sich strafbar gemacht haben, und das schon zum zweiten Mal«, entgegnete Barbara mit der Geduld eines Arztes, der dem Patienten zwecklose Vorwürfe über seine falsche Lebensweise macht: »Sie haben sich selbst wegen falscher Namensführung angezeigt, als Sie wußten, daß Sie amnestiert würden – und Sie wollten Ihre Berliner Häuser wieder in Besitz nehmen. Diesmal gibt es keine Straffreiheit, Frau Linsenbusch: Vorsätzliche Abgabe einer falschen eidesstattlichen Erklärung, Irreführung der Behörden, eventuell Betrug – das wäre noch zu prüfen, und …«
    Hannelore setzte sich wieder.
    Sie klebte an ihrem Sessel wie ein Vogel an der Leimrute.
    Sie war eine arme, verratene Frau, und es widerte Barbara an, sie noch mehr zu quälen, aber größeres Mitleid hatte sie mit den Brüdern Greenstone, die voneinander Abschied nehmen mußten und wußten, daß einer von ihnen mit erzwungenem Einverständnis des anderen anschließend sadistisch zu Tode gequält würde: »Man wird Sie verhaften und ein paar Jahre einsperren, und das für einen Mann, der nicht kommen wird, weil er Sie systematisch hintergeht.« Barbara stellte fest, daß Hannelore Linsenbusch gegen ihren Mann mindestens soviel Argwohn hatte, wie gegen seine Demaskierung: »Er wird nie mehr kommen. Niemals. Er ist auch gar nicht mehr in Deutschland. Er hält sich zur Zeit in Locarno auf und füttert Sie mit verlogenen Telefonanrufen. Und Sie fallen darauf herein. Er ist in Locarno, Südschweiz, Tessin.« Barbara holte zum Knockout aus: »Er ist auch nicht allein. Er hat eine 30jährige Blondine bei sich, die er für seine Frau ausgibt – jedenfalls steht das so auf dem Meldezettel des Hotels …«
    Hannelore sank zusammen.
    Mit hilfloser Gebärde fuhren ihre Hände an den Kopf, als wollte sie sich die Ohren zuhalten. »Wie kommen Sie dazu«, fragte sie schließlich – am Ende ihrer Beherrschung, »solche – solche Gemeinheiten zu verbreiten?«
    »Die Wahrheit ist mitunter die größte Gemeinheit«, antwortete die Juristin. »Ich erzähle Ihnen das nicht, um Ihnen Ihre Lage noch schwerer zu machen«, versicherte sie. »Ich möchte Sie warnen. Auch wenn sich jetzt alles in Ihnen dagegen sträubt. Hören Sie zu. In Ihrem eigenen Interesse.« Barbara sah in das blasse Gesicht mit dem spitzen Kinn, den müden Augen, ein Gesicht ohne Farbe und Freude: »Ihr Mann hält Sie in abgefeimter Weise hin. Er will sich einen Zeitvorsprung verschaffen, um für immer zu verschwinden. Ich weiß, er hat Sie ins Intercontinental gelockt. Während Sie dort herumsitzen und sich weiterhin vertrösten lassen, holt er in Locarno das beiseite geschaffte Geld ab. Sie ahnen es sicher – es handelt sich um die Beute, derentwegen er vor langer Zeit von den Amerikanern und Franzosen zum Tode verurteilt worden ist – und so nebenbei verbringt er mit seiner blonden Begleiterin auch noch sonnige Tage im Hotel ›La Palma‹. Merken Sie sich bitte: ›La Palmas Telefon 33 67 71‹.

Weitere Kostenlose Bücher