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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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man sich in der Hotelrezeption in der Regel auch nur den Paß des Herren an und verzichtet auf den der Dame. Es gibt auch Prominente, die sich nicht eintragen müssen. Zwar sind vor dem Gesetz alle gleich, aber das ist eine Art Gewohnheitsrecht. Viele Hotels ersparen ihren Stammgästen das Ausfüllen des Meldescheins und erledigen es selbst.«
    »Und wer unterschreibt ihn dann?«
    »Ein heikler Punkt«, entgegnete der Fahndungsspezialist. »Freilich müßte es der Stammgast selbst tun, aber da die Rezeptionisten ihn oft seit Jahren kennen, verzichten sie stillschweigend darauf.« Er sah aus, als wäre er bei einer Unregelmäßigkeit ertappt worden und sagte schnell: »Den schrägen Absteigen lassen wir natürlich nichts durchgehen. Wir schauen ihnen scharf auf die Finger, kontrollieren sie Nacht für Nacht, Gast für Gast und Schein für Schein. Bei den feinen Nobelherbergen in der Innenstadt, wie zum Beispiel dem Hotel ›Vier Jahreszeiten‹, dem ›Bayerischen Hof‹, dem ›Continental‹, dem ›Regina‹, dem ›Königshof‹ und anderen brauchen wir nicht so penibel zu sein, die passen schon selbst auf sich auf und lassen keine unsicheren Kantonisten ins Haus. Einige haben sogar pensionierte Polizeibeamte in Teilzeitbeschäftigung angestellt. Daß wir mit unseren früheren Kollegen Hand in Hand arbeiten, ist ja wohl klar. Übrigens habe ich heute alle Hoteldetektive noch einmal ansprechen lassen.«
    »Und jetzt machst du Überstunden wegen mir«, fragte Geliert. »Freue mich doch, dich zu sehen«, entgegnete Beringer. »Was gibt's Neues in Wiesbaden? Komm, wir trinken ein Bier. Meine Leute finden mich schon, wenn sich was tut.«
    Sie verließen das Polizeipräsidium und gingen in ein kleines, gemütliches Restaurant ganz in der Nähe. Beringer schien sich hier oft aufzuhalten; für ihn und seine Beamten war ständig ein Tisch reserviert. Nach dem zweiten Bier erfuhr der Fahndungsexperte, daß seiner Abteilung ein langgesuchter Taschendieb ins Netz gegangen war und daß ein weiterer Verdächtiger wegen vermutlich falscher Namensführung überprüft würde.
    Sie bestellten noch ein Bier, dazu einen Schnaps. Was sie nicht in Auftrag geben konnten, war Geduld; aber sie hatten sie sich in vielen Dienstjahren antrainiert. Kurz vor 23 Uhr wurde Beringer wieder ans Telefon gerufen.
    Er kam ganz schnell zurück: »Wir haben sie«, sagte er aus vollem Lauf: »Sie ist ganz in der Nähe, im ›Regina‹ abgestiegen. Nicht gestern, sondern erst heute. Wir gehen besser zu Fuß.« Er warf einen Geldschein auf den Tisch. »Ein Glücksfall«, erklärte er, als sie die Straße erreicht hatten. »Im ›Regina‹, du weißt schon, hier finden im Fasching immer die tollen Nächte in den ›Thermen‹ statt, arbeitet ein Inspektor, der bis zum Vorjahr zu meiner Abteilung gehörte. Martin Vollmer heißt der Mann, zuverlässig, intelligent, ein Beamter alter Schule, der sich mit 60 noch zu jung fühlt, um nur noch seinen Hund Gassi zu führen.«
    Sie hatten den Maximiliansplatz erreicht und wurden vom Verkehr aufgehalten; aber sie konnten sich Zeit lassen, denn der pensionierte Kriminalinspektor hätte sicher inzwischen seinen Posten bezogen.
    Hannelore war lange im Bad geblieben, viel zu lange, aber ihr Mörder hatte 17 Jahre lang darauf gewartet, seine Mitwisserin zu beseitigen, und so konnte er jetzt großzügig noch ein paar Minuten zulegen. Er wartete, horchte, sah auf das Sektglas mit dem Zyankali und dann wieder auf seine Armbanduhr. Wenn die Autobahn nach Stuttgart frei wäre, könnte er Sabine noch vor Mitternacht in seine Arme schließen.
    Nareike betrachtete wie hypnotisiert das Glas: Roter Sekt, angereichert mit einem Schuß Zyankali. An der Farbe nicht erkennbar, und den leichten Mandelgeruch würde seine Frau frühestens feststellen, wenn sie ›ex‹ getrunken hatte. Und dann wäre es zu spät. Der Todeskampf sollte nur sechs bis sieben Sekunden dauern. Obwohl der Täter wußte, daß seine Nerven intakt waren, nahm er sich vor, sich abzuwenden, während das Gift Hannelores Atmung lähmen und das Herz stilllegen würde. Sterben wäre nie schön, aber sicher erwiese sich die Blausäure als ein humaner Tod: Schließlich mußte der Führer vor vielen Jahren gewußt haben, was er seinen Treuesten zumutete, und wie man inzwischen wußte, hatte es ja auch weder bei Eva Braun, noch bei Göring, noch bei Himmler, noch bei den sechs Goebbels-Kindern irgendwelche Komplikationen gegeben.
    Hannelore war noch immer nicht

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