Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
waren, aber weder hatte er die Möglichkeit bedacht, daß Hannelore ein Testament bestellt haben könnte, noch war er auf den Gedanken gekommen, daß ihn Sabine versetzen würde.
    Er war hundemüde, aber zum Hinlegen fehlten ihm Ruhe und Nerven. Er mußte gegen die Uhr antreten und verlor hier Stunde um Stunde, als er mit schwindender Hoffnung auf seine zweifelhafte Gefährtin wartete.
    Dingsbach schlief noch, aber die Hähne krähten bereits, und die Sonne schob sich über die gezackten Bergkämme, als Henry nach einer ziemlich schlaflosen Nacht nach unten ging, um nachzusehen, ob inzwischen die selbsternannte Witwe angekommen sei.
    Das Telefon schrillte. Niemand ging an den Apparat. Henry nahm den Hörer ab. Es war Sigi, der den Freund über die Münchener Ereignisse informierte: »Also, Hotel ›Regina‹, Martin Vollmer«, schloß er seinen Kurzbericht. »Der Mann ist erstklassig und zuverlässig – und so hab' ich ihn für dich engagiert. Ich kann leider nicht auf euch warten. Grüß mein Schwesterherz.«
    »Und vielen Dank, Komplize«, rief Henry, aber der Freund hatte bereits aufgelegt.
    Die verschlafene Wirtin watschelte heran.
    »Ich habe das Gespräch abgenommen, es war ohnedies für mich«, sagte er und bestellte das Frühstück.
    Er ging eilig nach oben. Barbara war bereits im Bad.
    »Sigi hat angerufen«, rief er durch die geschlossene Tür. »Aus München.«
    »Wie kommt er nach München?«
    »Ein guter Feuerwehrmann ist eben immer da, wo's brennt«, erwiderte Henry lachend.
    Sie öffnete die Türe einen Spalt und streckte den Kopf heraus, den Körper in ein großes Badetuch gewickelt. »Feuer?« fragte Barbara.
    »Ja. Sigi hat die Linsenbusch in München gefunden und die ganze Nacht versucht, uns zu erreichen, aber niemand ist ans Telefon gegangen.«
    »Gut«, antwortete Barbara. »Bin gleich fertig.«
    Sie waren in Eile, aber sie nahmen sich Zeit zum Frühstück: »Hast du schlafen können?« fragte er.
    »Wie ein Murmeltier«, erwiderte sie lachend. »So habe ich mir unsere erste Nacht vorgestellt. Und dabei wollte ich, als ich noch Balg war, dich immer heiraten.«
    »Jetzt nicht mehr?« fragte er.
    »Erstens bin ich nicht mehr so hässlich wie damals, zweitens nicht mehr so naschhaft und dann auf keinen Fall mehr so heiratssüchtig«; sie lachten beide.
    Dann jagten sie nach München. Die Olympiastraße war wieder überfüllt; kaum hatten sie eine Kolonne überholt, gerieten sie wieder in einen Stau, so daß sie erst kurz nach elf Uhr im ›Regina‹ ankamen.
    Ein untersetzter, dicklicher Mann erhob sich mühselig aus seinem Sessel: »Vollmer«, stellte er sich vor. »Kommen Sie am besten gleich mit.« Er hatte schüttere Haare, sprach ein wenig salbadernd und glich eher einem Kirchen-Mesner als einem Hoteldetektiv, aber das Kleingeld in seinem Klingelbeutel wären wohl Informationen.
    Er versäumte nicht viel Zeit, um seine Tüchtigkeit vorzuführen: Er hatte ein Zimmer links vom Apartment 111 für Barbara und eines gegenüber für ihren Begleiter reservieren lassen. Im Vorbeigehen deutete er auf die Türe mit dem viersprachigen Bitte-nicht-stören-Schild: »Das ist ihr Apartment«, sagte Vollmer leise im Vorübergehen.
    Sie betraten das Zimmer vis-à-vis: »Also«, schoß Vollmer los. »So gegen 23 Uhr haben wir die Dame gestern entdeckt. Eine halbe Stunde später war Kriminalrat Geliert hier und sagte mir, um was es geht. Wahrscheinlich ist Ihre Vermutung richtig und etwas faul mit der guten Dame, das Apartment ist jedenfalls eine Nummer zu groß für sie. Jedenfalls wird sie seit heute Nacht beobachtet.«
    »Wohnt sie allein?« erwiderte der Amerikaner.
    »Das ist die Frage«, entgegnete der Kriminalinspektor a.D. »Entweder ist Hannelore Linsenbusch eine heimliche Trinkerin oder sie hatte über Nacht Herrenbesuch. Gestern abend hat sie beim Zimmerservice drei Flaschen Sekt geordert.«
    »Ich nehme an, daß niemand einen Besucher bei ihr gesehen hat?« sagte der US-Anwalt.
    »So ist es.«
    »Dann könnten die Flaschen ja noch zu sein und der Besucher heute erst kommen?«
    »Das wäre natürlich für uns alle die beste Lösung«, erwiderte Vollmer mit dem Anflug eines Lächelns. »Also, es sieht so aus: Hatte sie Herrenbesuch, haben wir ihn verpasst. Kommt der Mann noch, wird er uns in die Hände laufen. Klar?«
    Henry nickte und lächelte. »Wenn Sie mal in München beschäftigungslos sein sollten, können Sie von mir sofort einen Job in New York bekommen.«
    »Ich will's mir merken, Mr.

Weitere Kostenlose Bücher