Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
Roderich-Dokument.
Prönk
starrte auf die Druckzeilen. Xmal hatte er alles gelesen.
Unglaublich!
dachte er. Ich habe die Bibel damals geklaut. Und nicht gewußt, was ich in der
Hand habe. Mitgenommen habe ich sie — einfach so, aus ‘ner Laune heraus. Und
dann, weil sie mir hinderlich war, weggeworfen. Auf den Müll. Vor zweieinhalb
Jahren. Aus! Weg! Vorbei! In den Hintern könnte ich mich beißen. Die Bibel ist
futsch — völlig klar, ist irgendwo unter Tonnen von Müll begraben. Und mit ihr
das Dokument, der Schatzplan. Aber, hohoh!, hier steht’s: Dieser verschrumpelte
Kerl, dem ich eins auf die Nuß gab, hat Fotos von dem Schatzplan gemacht.
Fotos! Und sie versteckt.
Er trank
den Cognac, nippte am Kaffee, winkte der Bedienung, bestellte einen zweiten
Cognac — und schloß dann die stechenden Augen, um sich auf seine Erinnerung zu
konzentrieren.
O ja! Er
hatte den alten Baumgart überrascht, als der in seinem Haus auf dem Dachboden
war.
Heimlichtuerisch
hatte der dort rumgetan. Am Schornstein.
Aber damals
hatte er, Prönk, anderes im Auge gehabt und sich nichts dabei gedacht. Immerhin
war Baumgart in einem Alter gewesen, wo man Senioren nicht mehr für voll nimmt.
Wen hätte es gewundert, wenn er auf dem Dach gehockt und den Wetterhahn gemimt
hätte.
Vielleicht,
dachte Prönk, nein, bestimmt, hat der Alte die Fotos auf dem Dachboden am
Schornstein versteckt. Das Haus steht noch, ist aber unbewohnt, wie’s hier im
Bericht heißt, weil sich die Erben nicht einigen können. Wohl, wohl! Morgen sehe
ich mich dort um. Natürlich bei Tage nicht! Wer weiß, welche angemachten Typen
dann da rumwimmeln. Aber nachts werde ich einsteigen, und ich finde die Fotos.
Wozu er die
Herms brauchte, war klar.
Er konnte
weder schwimmen noch tauchen.
Sie — als
Geübte — sollten ihm den Schatz aus dem Fluß holen.
15. Spukhaus und Zelt
Alles lief
wie am Schnürchen: letzter Schultag, Zeugnisse, Schulfeier, Verabschiedung,
Abreise.
Tim reiste
nicht weit.
Georg,
Sauerlichs netter Chauffeur, holte die beiden ADLERNEST-Bewohner mit Sack und
Pack ab.
Die
Kommando-Zentrale wurde sozusagen in die Villa Sauerlich verlegt, dort in
Klößchens großes Jünglingszimmer, wo ein zweites Bett bereits aufgestellt war.
Wenn die
TKKG-Bande freilich geglaubt hatte, daß sie spätestens am Frühnachmittag in
Richtung Silbersee aufbrechen könne, sah sie sich getäuscht.
Hermann
Sauerlich, der reiche Schokoladenfabrikant, und Erna, seine diät-besessene
Gattin, waren überglücklich, daß ihr einziger Sohn eine Klasse aufrücken
durfte, was er — trotz unglaublicher Faulheit und der Fähigkeit, sich häufig
schafsdumm zu stellen — gerade noch geschafft hatte.
Die
Sauerlichs konnten nicht anders — sie mußten ein Freudenfest feiern.
Bei
modernen Menschen ist das eine Gartenparty. Da auch das Wetter mitspielte,
wurden flugs Freunde, Nachbarn und Bekannte eingeladen. 66 Personen
versammelten sich vor dem überquellenden kalten Büfett, während der Duft von
gegrilltem Filet durch den parkgroßen Garten zog und — um an die Firma zu
erinnern — Riesenschüsseln mit Schokoladenmus bereitstanden.
Klößchen
wurde gefeiert, als hätte er das Bundesverdienstkreuz erhalten — jeder seiner
Freunde mit ihm.
Die
TKKG-Bande hatte keine Chance zu entkommen.
„Deine
Eltern sind prachtvoll“, sagte Tim in einem ruhigen Moment. „Aber mir stinkt’s,
Leute, daß wir uns hier vollfuttern sollen. Und draußen am Silbersee wartet das
Spukhaus.“
„Bald sind
wir dort“, meinte Karl.
„Ist doch
nur aufgeschoben“, grinste Klößchen. „Das Spukhaus verdirbt nicht. Aber das
kalte Büfett und die anderen Herrlichkeiten werden schnell schlecht in der
Hitze.“
„Trotzdem!
Bis morgen“, sagte Tim — und knetete seine Unterlippe, „sollten wir die Suche
nicht aufschieben. Vergebt nicht: Es stand in der Zeitung! Vielleicht kommen
auch andere auf die Idee, sich dort umzusehen. Deshalb, Freunde, schlage ich
vor: Wir organisieren uns vier Wolldecken und Taschenlampen. Und außerdem dein
Zelt, Willi. Sobald hier der Frohsinn abklingt, zischen wir zum Spukhaus.
Natürlich holen wir vorher die nötige Erlaubnis ein: von deinen Eltern, Gaby,
von deinen, Karl, von deinen, Willi. Wir können dann schon heute nacht mit der
Suche beginnen. Wenn uns das Sandmännchen in die Augen springt, entscheiden
wir, wo wir nächtigen: im Spukhaus oder im Zelt. Gebongt?“
Niemand
hatte was einzuwenden.
Im
Gegenteil: Als Ferienauftakt war das
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