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Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Titel: Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der Aussteller ging nicht unter 11 000 Mark.
    Ebbül
verzichtete, obwohl er aussah, als könnte er das Zehnfache bezahlen: vornehm,
mit einem gewaltigen Diamanten am Ringfinger. Über dem Geiergesicht lag eine
adelige Blässe.
    Stand 91
nannte sich Kunstkabinett Fensippe. Und war spezialisiert auf chinesisches
Porzellan.
    Im
Mittelpunkt des Angebots stand eine Schale.
    Sie war an
der Holzwand angebracht.
    Der Katalog
wies sie aus als Chien Lung-Porzellan mit polychromer Bemalung und einem
Durchmesser von 52 Zentimetern.
    Ebbül
verharrte vor ihr. Minutenlang tastete sein Blick die Einzelheiten ab.
    Eine
Verkäuferin mit blondem Wuschelkopf und grell geschminktem Mund betreute den
Stand.
    „Interessiert
Sie die Schale, mein Herr? Ein wunderschönes Stück. 22 000 Mark.“
    „Sie
interessiert mich“, sagte er. „Aber anders als Sie denken. Sind Sie die
Chefin?“
    „Herr
Fensippe ist der Chef. Ich bin Doris Müller.“
    Ebbül
nannte seinen Namen.
    „Ist die
Schale schon lange bei Ihnen?“
    „Ich glaube
nicht. Wir haben sie irgendwann vor Weihnachten erworben.“
    „Bei einem
so wertvollen Stück hat Herr Fensippe sicherlich auch Unterlagen über die
Herkunft — ich meine, von wem er sie kaufte?“
    „Ganz
sicher.“
    Aber ganz
sicher war sie nicht.
    Ebbüls
Gesicht spannte sich. „Ich... muß wissen, woher er sie hat. Verstehen Sie? Die
Schale... Bitte, kann ich die Rückseite sehen?“
    Ihre
Blauaugen musterten ihn. Sie spürte, daß Ärger bevorstand.
    Sie kannte
ihren Chef genau — auch seine leichtfertige Art, mit Herkunftsnachweisen
umzugehen. Hatte er die Schale unter der Hand gekauft?
    „Bitte,
Herr von Ebbül“, sie nahm die Schale von der Wand und zeigte ihm die Rückseite.
Es gab dort einige Kratzer und winzige Sprünge in der Oberfläche.
    Ebbüls
Kiefer bebte.
    Mit dem
Finger wies er auf eine rechteckige Absplitterung.
    „Hier!
Daran erkenne ich sie. Die Schale war vor drei Jahren in meinem Besitz. Bis zum
11. Oktober vor drei Jahren. Sie befand sich in meinem bayerischen Landhaus.
Dort wurde eingebrochen. Die Täter haben alles verwüstet — sogar Feuer gelegt.
Meine Schätze — und es waren nicht wenige — wurden natürlich gestohlen.“
    Doris
erschrak. Beinahe wäre ihr die Schale aus der Hand gefallen. Rasch legte sie
die Kostbarkeit auf den Verkaufstisch.
    „Das... tut
mir leid, Herr von Ebbül. Glauben Sie, der... von dem Herr Fensippe die Schale
hat, könnte…“
    Ebbüls
Lippen zogen sich zwischen die Zähne zurück.
    „Ich sammle
Kunst und Antiquitäten. Die Einbrecher — vermutlich handelt es sich um mehrere
— waren Experten. Der Polizei konnte ich sagen, was mir gestohlen wurde. Fotos
wurden veröffentlicht. Aber ich war damals zu verwirrt, um an alles zu denken.
Diese Schale fiel mir erst Monate später ein. Leider mußte ich dann für längere
Zeit in ein Sanatorium. Jedenfalls versäumte ich’s, die Polizei wegen der
Schale zu verständigen. Deshalb wurde die Beschreibung in keiner Fachzeitung
veröffentlicht. Ich nehme an, die Täter fühlten sich sicher. Und verkauften die
Schale. Sie müssen mir die Adresse verschaffen, Fräulein.“
    O je!
dachte sie. Mehr Ärger als vermutet.
    „Herr
Fensippe“, sagte sie, „ist in unserem Hauptgeschäft in der Bahnhofstraße.
Nummer 56. Dort ist auch die Kartei. Ich könnte zwar anrufen. Aber es wäre
besser, wenn Sie sich hinbemühen. Immerhin geht’s um keine Kleinigkeit.“
    Ebbül
nickte. „Selbstverständlich.“
    Dann wandte
er den Kopf zur Seite.
    Hinter dem
Bambusgitter, mit dem sich das Kunstkabinett Fensippe zur Seite hin schmückte,
standen vier Personen.
    Sie wandten
Ebbül und Doris die Rücken zu und schienen gemeinsam einen Katalog zu
studieren. Gerührt hatten sie sich seit Minuten nicht. Und aller Ohren waren
offenbar nach hinten gerichtet.
    „Heh!“ sagte
Ebbül. „Ihr da! Lauscht ihr?“

5. Gibt es die Holzwurm-Mafia?
     
    Er hat uns
bemerkt, dachte Tim. Egal! Gehört haben wir alles. Und anhauen wollen wir ihn
sowieso - wegen der alten Amalie.
    Sie kamen
hinter dem Bambusgitter hervor.
    Doris
Müller fühlte sich immer noch verunsichert. Ihr Blick huschte umher, strich
über die chinesische Schale und blieb dann an Tim hängen.
    „Absichtlich“,
sagte der, „haben wir nicht gelauscht. Aber so aus der Nähe waren Ihre Worte
einfach nicht zu überhören, Herr von Ebbül. Ist ja ein irrer Hammer, das mit
    der
Schale.“
    Er musterte
Ebbül. Kam der als Käufer für Amalies Schätze in Frage? Oder

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