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Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Titel: Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bekannt ist, glaube ich nicht. Seine Schießübungen im Schmatz-Moor
macht er bestimmt heimlich. Deshalb ja die Flucht. Der ist getürmt wie das
schlechte Gewissen persönlich. Und vermutlich nicht nur, weil er auf Oskar
geschossen hat. Daß er ein Gewehr besitzt, wird er nicht an die große Glocke
hängen. Aber sein silbergrauer Drahtesel könnte ihn verraten.“
    Weyer überlegte.
„Mir fällt niemand ein. Hast du einen Geistesblitz, Isa? Auch nicht. Fahrräder
gehören zu jedem Haus. Auf die Farbe achtet man nicht. Aber vielleicht kann dir
mein Neffe Ferdinand helfen.“
    Tim blickte
erstaunt. Er wußte nicht, daß Weyer einen Neffen hatte.
    Isabell
rümpfte die Nase, sagte aber nichts. Offenbar hielt sie nicht viel von ihm.
    „Er
studiert Theaterwissenschaft“, erklärte Weyer. „Wie alt ist er eigentlich? 25,
glaube ich. Er wohnt genau 36 Häuser von uns entfernt, am anderen Ende der
Straße. Auch auf dieser Seite, witzigerweise. Und zwar in dem kleinen
Fachwerkhaus. Ferdinand Weyer-Printen. Er ist der Sohn meiner verstorbenen
Schwester. Himmel, schrecklich ist das! Von welchen Verwandten ich auch spreche
— immer muß ich anmerken, daß sie nicht mehr unter den Lebenden weilen. Nante,
so wird er genannt, ist als einziger übrig. Wenn ich Isa nicht hätte, käme ich
mir vor wie ein Findelkind.“
    „Mag ja
sein, daß es Ihnen an Mischpoke (geringschätzige Bezeichnung für
Verwandtschaft) mangelt“, grinste Tim. „Aber Freunde haben Sie im Übermaß.
Das können nicht viele von sich behaupten. Meinen Sie, daß Ihr Neffe einen
schießwütigen Typ mit silbergrauem Tourenrad kennt?“
    „Frag ihn.
Aber erst nach 17 Uhr.“
    Tim blickte
fragend.
    „Vor 16
Uhr“, erläuterte Weyer, „ist er nicht zu Hause. Und ab 16 Uhr brauche ich ihn —
für mindestens eine halbe Stunde. Du errätst nie, weshalb.“
    Isabell
stand auf. „Für eine Weile könnt ihr sicherlich auf mich verzichten. Ich bin
doch beunruhigt wegen Konfuzius. Vielleicht schießt dieser Kerl auch auf
Katzen. Ich schaue mal drüben bei Spenglers und Lohmanns nach. Manchmal füttern
sie Konfuzius. Du bist ja noch da, Tim, wenn ich zurückkomme.“
    „Lange kann
ich leider nicht bleiben. Meine Freunde wissen nicht, wo ich bin.“
    „Trink in
Ruhe dein Wasser aus“, meinte Weyer, während Isabell ins Haus ging. „Du mußt
noch raten, womit ich neuerdings meine langweiligen Tage ausfülle. Und weshalb
ich Nante brauche.“
    Tim lehnte
sich zurück, drehte die Augen himmelwärts und horchte auf fernes Donnergrollen.
    „Nun, wenn
ich meine kleinen grauen Gehirnzellen bemühe, fällt mir als erstes ein, daß Sie
auf fast 30 Dienstjahre bei der Kripo zurückblicken können. Da haben Sie
natürlich Sachen erlebt, von denen ein Normalmensch sich nichts träumen läßt.
Aus der Fülle dieses Stoffes würde ich, wenn ich Sie wäre, ein Buch machen.
Also vermute ich, daß Sie Ihre Memoiren (Lebenserinnerungen) schreiben.“
    Nur für
eine Sekunde malte sich Verblüffung auf Weyers Gesicht. Dann begann er zu
lachen.
    „Du
Schlitzohr! Weißt es schon. Hat Emil erzählt, wie?“
    „Herr
Glockner sagte, er sei sehr gespannt. Und Frau Glockner will die erste sein,
die Ihr Buch liest.“
    „Ehrt mich
sehr. Aber ich fürchte, es wird noch eine Weile dauern. Zum einen habe ich
enorm viel Stoff, zum andern, also, da liegt der Hase im Pfeffer: die Worte
allgemein — die deutsche Sprache insbesondere — haben was gegen mich. Sie
widersetzen sich, die Worte, daß ich ihnen am liebsten Handschellen anlegen
möchte. Vielleicht liegt es daran, daß ich früher in der Schule nicht aufgepaßt
habe. Kurzum: Ich tue mich schwer. Und ohne meinen Neffen Nante käme ich
überhaupt nicht voran.“
    „Als
künftiger Theaterwissenschaftler ist er sicherlich der richtige Helfer.“
    „Manchmal
denke ich, er verflucht mich.“
    „Weshalb?“
    „Ich stehle
ihm die Zeit und die Nerven.“
    „Er sollte
sich freuen, daß er an dem Buch mitarbeiten darf.“
    „Hoffentlich
sieht er’s so. Ich arbeite wie besessen. Jeden zweiten Tag habe ich ein Kapitel
fertig. Dann hänge ich mich ans Telefon und lese Nante alles vor. Anfangs kam
er her. Aber Isabell findet ihn unsympathisch. Das weiß er zwar nicht. Doch ihr
zuliebe gestalte ich unsere Zusammenarbeit nur noch telefonisch — obwohl er zu
Fuß in zehn Minuten hier sein könnte. Er gibt mir Ratschläge — wie ich meine
Geschichten aufbaue, wie ich lebhafter schreibe. Es nützt mir wirklich. Nachher
um vier rufe ich ihn

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