Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
Schicksal. Nach einem Verkehrsunfall blieben seine Beine
gelähmt. Er war auf den Rollstuhl angewiesen und wurde vorzeitig pensioniert.
Die
TKKG-Bande kannte ihn. Eine Zeitlang hatte Tim ihn besucht, um mit ihm Schach
zu spielen.
War
eigentlich lange nicht mehr da, dachte er. Ob er mir helfen kann? Sicherlich
kennt er die meisten auf dieser Seite der Straße. Aber ich weiß verdammt wenig
— nicht mal, ob’s ein junger oder ein älterer Typ war, nicht mal die Haarfarbe.
Und seine silberfarbene Tretmühle ist kein Ferrari. Über den wüßten die
Nachbarn Bescheid.
Unbewußt
hatte er haltgemacht.
Ein
Jägerzaun begrenzte Weyers großen Garten. Zum Haus konnte man nicht sehen.
Gestutzte Buchen schirmten ab. Hinter ihnen breitete sich eine Rosenhecke aus.
Wie Tim wußte: über die ganze Länge des Grundstücks. Rosenduft erfüllte die
Luft: Schmeicheleien für die Nase.
„Konfuuu...
zius!“ rief eine Frauenstimme bei der Hecke. „Heh, alter Kater! Wo bist du?“
Tim
grinste. „Hier bin ich!“ rief er.
3. Beim Ex-Kommissar
Das
Grundstück hatte keinen hinteren Eingang. Aber an zwei Stellen konnte man sich
durch die Buchen zwängen. Der Zaun war sowieso kein Hindernis; und Isabell
Scholz wartete vor den prächtigen Rosen.
Sofort
hatte sie ihn an der Stimme erkannt.
„Tim, bist
du’s? Warum kommst du nicht rein?“
Nun kam er
— und buckelte sein Rennrad, das heute allerhand durchmachen mußte.
Isabell
lächelte wie die Sonne und streckte Tim die Hand hin.
Er mochte
die Frau. Sie sah ein bißchen aus wie eine Spanierin — mit ihren großen dunklen
Augen. Was das Alter betraf, paßte sie zu Heinz Weyer.
Vor Fremden
bezeichnete er sie als seine Hausdame. Aber von Glockner wußten die
TKKG-Freunde, daß Weyer sie demnächst heiraten wollte. In zweiter Ehe.
Seine erste
Frau war schon vor Jahren gestorben. Sie entstammte einer Industriellenfamilie
und hatte ein großes Vermögen in die Ehe eingebracht. Deshalb war Weyer heute
reich. Ihm gehörten die prächtige Villa und noch andere Liegenschaften. Aber
das bedeutete ihm nichts. Für zwei gesunde Beine hätte er alles gegeben.
„Tatsächlich,
du bist es.“ Isabell strahlte Tim an. „Wie finde ich denn das! Drückst dich am
Mühlbach herum und kommst nicht zu uns rein.“
„Ich hatte
gerade beschlossen, Sie und Herrn Weyer unangemeldet zu überfallen. Ist
Konfuzius weggelaufen?“
Der
rotbraune Kater stromerte gern durch die Gärten.
„Wie immer.
Wir haben Angst, daß er überfahren wird. Aber er ist ziemlich gewitzt.“
Heinz Weyer
saß auf der Terrasse. Er winkte. Offensichtlich freute er sich.
Von der
Rosenhecke bis zum Haus schob Tim sein Rad über getrimmten Rasen. Es war ein
weiter Weg. Spuren zeigten, daß Weyer hier oft mit dem Rollstuhl fuhr.
Er war ein
stattlicher Typ mit kantigen Zügen. Seit er im Rollstuhl saß, hatte er sich das
Rauchen abgewöhnt. Trotzdem sah man ihn nie ohne eine seiner Pfeifen, die er
kalt rauchte, wie er sagte. Die Mundstücke waren ziemlich zerkaut.
„Na, du
Strauchdieb“, meinte er. „Hast dich lange nicht sehen lassen. Behandelt man so
seine Freunde?“ Er lachte. „Ich weiß, ich weiß. Du hast wahnsinnig viel um die
Ohren. Ein Abenteuer jagt das andere. Emil erzählt mir alles.“
Er meinte
Gabys Vater. Die beiden waren befreundet. Glockner besuchte ihn häufig; und
zwischen den gegenseitigen Einladungen lagen nie große Pausen.
„Gewissermaßen
stimmt das“, nickte Tim. „Das mit den Abenteuern, meine ich. Viele begreifen
das nicht. Manche denken, die Ereignisse kommen auf mich zu. Ist aber nicht so.
Ich greife vielmehr alles auf, was sich bietet. Und dann geht’s wirklich
stressig zu bei mir und meinen Freunden. Der TKKG ist immer am Ball, ständig
auf Achse!“
Isabell war
ins Haus gegangen, brachte jetzt Kaffee und eine Schüssel mit Keksen. Dann fiel
ihr ein, daß Tim Süßes nicht mag, und sie fragte nach besonderen Wünschen.
Ihm täte,
meinte er, ein Glas Mineralwasser gut.
„Vom
Schmatz-Moor bis hierher habe ich einen Typ verfolgt.“
Er
berichtete.
„Tja, und
hier endet die Spur. Rothemd muß in einem der Häuser stecken. Auf dieser Seite
der Professor-Gerstl-Straße. Vierzig sind’s, schätze ich. Über den Mühlbach hat
sich der Typ nicht verdrückt. Das ist an keiner Stelle möglich. Das Gebüsch
läßt höchstens Konfuzius durch.“
Weyer rieb
sich das Kinn. „Und jetzt willst du von mir wissen, wer hier als Heckenschütze
bekannt ist?“
„Daß er als
solcher
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