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Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Titel: Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ihm das Schmatz-Moor noch lange in Erinnerung
bleiben.“
    Oskar
zitterte. Offenbar hatte er begriffen, daß die Schüsse ihm galten.
    Tim strich
ihm über den Kopf und spähte zu dem grünen Verhau hinüber, in dem Oskar gewesen
war.
    Kein
Schütze zeigte sich. Niemand äugte durch die Zweige.
    „Vielleicht
ist es ein Geistesgestörter“, sagte Gaby. „Bleib lieber hier.“
    Tim
schüttelte den Kopf, küßte sie auf die Wange und rannte los.
    Etwa
hundert Meter trennten ihn von der Busch- und Birken-Gruppe. Der Boden stellte
Fallen mit Unebenheiten, Wurzeln, Stümpfen und Löchern.
    Kein
Problem für Tim, den Geländeläufer. Er flog förmlich hinüber, achtete darauf,
wohin er trat, und gleichzeitig auf sein Ziel.
    Wenn Gaby
recht hatte, wurde er vielleicht mit Gewehrfeuer empfangen. Auf den letzten
Metern rannte er zickzack. Dann brach er durch die Büsche, zwängte sich an
engstehenden Birken vorbei und gelangte hinter den grünen Verhau.

    Auch hier
war niemand. Tim blieb stehen.
    An einer
Stelle hatte der Schütze hohes Gras niedergetreten. Seine Spur führte — im
Schutz von Bäumen und Büschen — zur Straße zurück.
    Tim
begriff. Dem Schützen gehörte das silbrige Tourenrad. Er war zur Straße
zurückgelaufen, und sein Vorsprung war inzwischen erheblich. Querbeet mochten
es 800 Meter sein bis dorthin. Fast genauso weit reichte — von hier aus — der
Blick. Nur auf den letzten Metern wuchsen Büsche. Die mußte der Unbekannte
bereits erreicht haben. Das hieß, er befand sich schon bei seinem Stahlroß, war
also Hals über Kopf getürmt: der Beweis für ein rabenschwarzes Gewissen. Also
war’s kein Jäger, kein Förster, kein Jagdpächter, sondern ein wildgewordener
Scharfschütze, der hier nicht nur auf Scheiben ballerte, sondern auch zweimal
zum Meuchelmord angesetzt hatte auf Oskar.
    Tim kochte.
Wie die schrecklichste aller Wildsäue brach er abermals durch die Büsche: aber
nur bis zur anderen Seite, damit seine Freunde ihn sahen.
    „Er ist
geflohen“, schrie er hinüber. „Ich nehme die Verfolgung auf. Bis zu den
Kieselbettauen gibt’s keine Abzweigung. Ich werde ihn einholen. Kommt nach!“
    Gaby hatte
sich neben Oskar gehockt, hielt ihn in den Armen und verzichtete auf eine
Antwort.
    Karl trat
bereits trottend den Rückweg an.
    Klößchen
rief, das wäre ja nun ein kurzer Herbarium-Ausflug gewesen und der bisherige
Schaden gering — abgesehen von Oskars Verletzung.
    Die letzten
Worte hörte Tim nicht mehr.
    Er rannte
zur Straße zurück.
    Selbst ihm,
dem durchtrainierten Sportler, brach der Schweiß aus, denn die Schwüle legte sich
wie ein feuchtheißes Tuch auf die Haut.
    Als er die
Straße erreichte, sah er sofort, daß seine Vermutung zutraf. Das Tourenrad war
verschwunden.
    Um einen
flinken Typ schien sich’s zu handeln. Gerannt war er gut, und auf dem Tourenrad
war er vermutlich nicht schlechter.
    Tim machte
seinen Rennesel los, sprang in den Sattel und preschte stadtwärts.
    Etwa neun
Kilometer weit wand sich die Straße, eine anspruchslose Holperpiste für
landwirtschaftliche Fahrzeuge, durch die Landschaft. Nur Feldwege, die ins Nichts
führten — bestenfalls zu Scheunen zweigten hin und wieder ab. Erst bei den
Kieselbettauen begann eine ordentliche Asphalt-Fahrbahn, die schon bald den
Stadtrand berührte und dort in ein grünes Garten-Viertel mündete, wo mehr Bäume
standen als in einem sterbenden Wald.
    Tief über
den Lenker gebeugt, jagte Tim durch den Nachmittag.
    Mücken
schwärmten in Kopfhöhe. Etliche blieben haften in seinen dunklen Locken. Einmal
mußte er spucken, weil ihm ein schwirrendes Insekt zwischen die Zähne geriet.
    Den Blick
nach vorn gerichtet, erhöhte er das Tempo.
    Wo, zum
Henker, war der Kerl?
    An einem
Erntewagen flitzte er vorbei, dann an einem Traktor. Über einen sanften Hügel
mußte er hinüber.
    Auf der
Kuppe angelangt, sah er den Typ.
    Er mußte es
sein.
    Und er hatte
enorm viel Vorsprung: mindestens einen Kilometer.
    Sein rotes
Hemd — oder war’s eine Jacke? — leuchtete. Auch er hing gebeugt auf dem Lenker.
Aus Leibeskräften strampelte er. Auf dem Gepäckträger fuhr ein längliches Paket
mit.
    Einzelheiten
konnte Tim nicht erkennen. Dafür war die Entfernung zu groß.
    Der Typ
schien zu wissen, daß er verfolgt wurde. Sah er sich jetzt um?
    Tim legte
zu, sprintete, holte auf. Aber er merkte, daß er ihn vor den Kieselbettauen
nicht mehr einholen konnte.
    Nur noch
zwei Kilometer betrug die restliche Strecke. Das reichte nicht für

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