Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
die
Aufholjagd.
Immerhin —
er behielt ihn im Auge. Und als Rothemd den Stadtrand erreichte, hatte sich der
TKKG-Anführer bis auf 400 Meter herangekämpft.
Die ersten
Häuser. Autos. Eine Ampel. Rothemd hatte Grün und jagte hinüber. Tim kam bei
Rot an. Neben ihm hielt ein Streifenwagen der Polizei. Vor ihm donnerte ein Lkw
über die Umgehungsstraße in Richtung Stadtautobahn.
Tim mußte
stoppen.
Die
schlanken Reifen quietschten. Sein Zähneknirschen war fast noch lauter.
Starren
Blicks beobachtete er, wie Rothemd davonzog.
Tim kannte
sich aus. Stadteinwärts verlief dort die Professor-Gerstl-Straße — bis zur
Hauthaler Allee.
Hier am
Stadtrand, wo man den Lärm der Umgehungsstraße ertragen mußte, waren die
Gerstl-Straßen-Grundstücke vergleichsweise klein und bescheiden. Aber in
Richtung Allee wurden die Anwesen luxuriöser und die Gärten größer. Hinter
ihnen, also parallel zur Straße, floß der Mühlbach, ein fröhliches Gewässer mit
dschungelartigen Ufern.
Als grüne
Lunge bezeichnete man die. Deshalb durfte dort wachsen, was wollte; und es
wuchs dicht.
Den
Mühlbachweg konnte man jedenfalls nicht mehr begehen. Zweige füllten ihn. An
der Rückseite von etwa 40 Grundstücken, die sich — wie Tim schätzte — auf 1000
Meter Länge aneinanderreihten, zog er sich hin.
In dem
Moment, da die Ampel auf Grün sprang, sah Tim, wie Rothemd von der Straße abbog
und sich in den Mühlbachweg quetschte.
Wollte er
sich verstecken? Wußte er nicht, daß dort kein Vorankommen war?
Jetzt
kriege ich dich, dachte Tim.
Er jagte
hinterher. Runter von der Straße.
Zwischen
Ufergebüsch und dem Gartenzaun paßte wirklich der Lenker des Rennrads kaum
durch.
Tim faßte
auf die Latten und schob sich vorwärts. Einen Augenblick später fühlte er sich
wie in einem Tunnel.
Sicherlich
— die ersten Grundstücke begrenzten ihre Rückfront nur mit Latten- oder
Bretterzaun. Aber bald begann die Strecke der noblen Anwesen, und hier standen
hohe Mauern oder noch höhere Hecken, die nicht minder dicht waren.
Auf der
anderen Seite verwoben sich die Äste des Gebüsches ineinander. Dahinter
gluckerte der Bach.
Buchstäblich
zwängen mußte Tim sich durch den Mühlbachweg. Er fluchte. Er kam nur langsam
voran. Endlos dehnte sich die Strecke. Von Rothemd sah er nichts.
Für den
gab’s nur zwei Möglichkeiten. Entweder er floh noch immer, oder er wohnte in
einem der Anwesen und hatte sich durch eine der rückseitigen Pforten in
Sicherheit gebracht.
Tim achtete
auf Spuren. Vergebens. Und dann, nach einem Kilometer, der nicht endete,
mündete der Pfad auf die Hauthaler Allee.
Tim stützte
sich auf einen schmiedeeisernen Zaun, spähte nach rechts und nach links, konnte
aber den Typ nicht entdecken.
Wagen
fuhren vorbei. Ein paar Schritte entfernt war eine Bushaltestelle. Ein Mädchen
stand dort. Sie mochte 16 sein und trug einen Geigenkasten unterm Arm. Sie
wartete auf den Bus, und ihrer betröpfelten Miene war zu entnehmen, daß sie die
Geigenstunde noch vor sich hatte.
Tim rollte
zu ihr.
„Hallo“,
meinte er, „wartest du schon lange?“
„Kommt
darauf an, was du unter lange verstehst.“
Sie trug
eine dicke Brille und sah neunmalklug aus. „Sieben oder acht Minuten wären in
diesem Fall lange.“
„Kann
sein“, nickte sie, „daß ich solange schon hier bin.“
„Dann hast
du den Typ vielleicht bemerkt. Silbernes Tourenrad. Rote Jacke oder rotes
Hemd.“
„Also, ein
silbernes Rad hatte er bestimmt nicht. Du meinst, es war silberfarben.“
„Meinetwegen.
Er muß aus dem Mühlbachweg gekommen sein.“
„Und trug
eine rote Jacke?“
„Jacke oder
Hemd. Jedenfalls rotfarben.“
„Hier ist
überhaupt niemand rausgekommen“, meinte sie. „Das weiß ich genau. Weil ich vor
dem Pfad auf und ab gegangen bin. Ich dachte noch: Ist das ein Pfad?“
„Es war mal
einer. Jetzt wird er grünfarben, weil er zuwächst. Vielen Dank für die
Auskunft.“
Innerlich
grummelte er Verwünschungen, während er abermals in den Mühlbachweg tauchte.
Also
deshalb hatte Rothemd, der Heckenschütze, den Weg gewählt. Er war Anlieger.
Aber zu welchem der 40 Häuser gehörte er?
Vielleicht
finde ich jetzt eine Spur, dachte Tim, zum Beispiel einen silberfarbenen
Kratzer an einer Pforte.
Er kämpfte
sich zurück.
Auf die
Rückseite des dritten Grundstücks, an dem er jetzt vorbeikam, brauchte er nicht
zu achten. Hier wohnte Heinz Weyer, ein ehemaliger Kommissar und Kollege von
Gabys Vater.
Weyer
ertrug ein schweres
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