Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
konnte man alles
kaufen, was es sonst nirgendwo gibt: Waffen, heißen Schmuck, Diebesbeute und —
Sprengstoff.
Odehaupt
hatte das Zubehör bestellt, das er für eine Höllenmaschine brauchte. Wie man
sie bastelt, wußte er.
Die
Höllenmaschine war für Heinz Weyer bestimmt.
10. Am Tatort
Sie hatten
ausführlich berichtet: Isabell Scholz und Heinz Weyer. Aber das hatte nicht
lange gedauert. Denn es gab nicht viel zu sagen.
Außer den
beiden befanden sich im Terrassenzimmer: Kommissar Glockner, die TKKG-Bande,
Oskar und Weyers Neffe Ferdinand. Der war als erster hier eingetroffen - nach
dem Mordanschlag.
Tim
beobachtete ihn unauffällig. Ihm gefiel der Typ nicht.
Glockners
Leute befanden sich bei der Rosenhecke und suchten nach Spuren. Auch Konfuzius
war draußen. Vielleicht sah er ihnen zu.
„Den
Schuß“, wandte sich Weyer an seinen Neffen, „hast du sicherlich nicht gehört?
Das wäre nur möglich, glaube ich, wenn er unmittelbar neben dem Telefon
abgefeuert wird.“
Nante
schüttelte den Kopf. „Aber ich hörte ein Klirren. Mitten in deiner Vorlesung.
Das könnte die splitternde Scheibe gewesen sein. Du warst dann ganz aufgeregt.
Hast geschrien: Ich muß aufhören. Jemand schießt auf uns. Ich habe dann... äh“,
beinahe hätte er gesagt: auf SPRECHEN geschaltet, „gefragt, ob du gesagt
hättest: schießen? Ja, Ende! war deine Antwort. Damit war die Verbindung
unterbrochen.“
Weyer
nickte. „Hinter die Steinbrüstung haben wir uns geduckt“, sagte er zu Glockner,
„sind dann ins Haus geflohen. Als wir drin waren, fiel der zweite Schuß. Da!“
Er zeigte
auf die Wand über dem Kamin, wo man den Einschlag der Kugel sah.
Glockner
reckte sich hoch.
„Sie steckt
noch drin. Die holen wir raus.“
Die
Abneigung ist auf beiden Seiten, dachte Tim — und meinte Nante. Hatte er sich
getäuscht, oder war Weyers Neffe wirklich zusammengezuckt, als die TKKG-Bande
vorhin antanzte?
Wie
abgehetzt der Student wirkte. Vielleicht vertrug er die Hitze nicht.
Tim hörte
jetzt Kommissar Glockner zu.
„...was,
Odehaupt?“ fragte der eben. „Das ist mehr als ein Hinweis, Heinz. Der hat dir
doch damals die Pest an den Hals gewünscht. Nach allem, was ich über ihn weiß,
handelt es sich um einen Psychopathen (seelisch abartiger Mensch). Dem
ist der Anschlag zuzutrauen.“
Sage ich’s,
oder sage ich’s nicht, überlegte Tim.
„Als er
vorhin an der Litfaßsäule stand“, meinte er, „habe ich ihm geraten, hier die
Mücke zu machen. Und angedeutet, daß er Ärger mit uns kriegt, wenn er Herrn
Weyer was will.“
„Ist sehr
nett von dir“, Weyer lächelte. „Aber vielleicht hast du damit seine Reaktion
ausgelöst. Einer wie der sagt sich: Nun erst recht!“
Gaby bückte
sich und tätschelte Oskar.
Was hatte
er nur?
Schon zum
vierten Mal — Tim hatte mitgezählt — knurrte der sonst so sanftmütige
Vierbeiner Weyers Neffen an.
Nante
machte einen Spaß daraus, fletschte die Zähne und knurrte zurück.
„Ich
entsinne mich“, sagte Tim. „Als der Schuß fiel, waren wir mit unserer
Nachforschung gerade bei Staatsanwalt Opplmann angelangt — den wir allerdings
nicht antrafen. Ich hielt den Schuß für eine Fehlzündung. Trotzdem habe ich
mich gewundert. Weil die Schüsse auf dem Schmatz-Moor genauso klangen. Wie ist
das eigentlich, Herr Glockner: Klingen alle Gewehr- und Pistolenschüsse
ähnlich?“
„Ähnlich
schon. Aber keineswegs gleich. Was meinst du mit den Schüssen auf dem
Schmatz-Moor?“
Tim
erzählte, übersah geflissentlich das Stirnrunzeln und baute seine Mutmaßung zum
runden Gedanken aus.
„Mal
angenommen, ich hatte keine Halluzination im Ohr, sondern ein scharfes: Dann
waren die Schüsse gleich. Daraus wäre zu folgern: Rothemd auf seinem Tourenrad
und der Mordschütze sind ein und dieselbe Person.“
Für einen
Moment stand der Gedanke im Raum. Niemand widersprach. Aber auch keiner erwärmte
sich dafür. Nante hielt sich zurück, als sei er zu blöde zum Denken.
„Das
hieße“, fuhr Tim fort, „Odehaupt ist hier in der Straße irgendwo
untergeschlüpft, wohnt sogar auf dieser Seite, damit er sich über den
Mühlbachweg an Herrn Weyer und Frau Isabell ranschleichen kann. Und im
Schmatz-Moor vorhin hat er rumgeballert — weil er wegen der langen Knastjahre
aus der Übung ist. Denn im Gefängnis gibt’s meines Wissens keinen
Schützenverein.“
„Deine Idee
ist nicht von der Hand zu weisen“, sagte Glockner. „Aber sie steht auf dünnem
Eis — hinsichtlich der
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