Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
sich gerissen. Die Verbindung war
unterbrochen. Das Telefon stand noch auf dem Gartentisch — inmitten von
Kuchentellern und Geschirr.
Nante sah,
wie die beiden sich in Sicherheit brachten: Mit affenartiger Geschwindigkeit
verschwanden sie durch die Terrassentür ins Haus.
Dort war
das zweite Telefon. Sie würden die Bullen alarmieren.
Fehlschlag!
Nante riß
den Mund auf, um nicht an seiner Wut zu ersticken. Er zielte auf die geöffnete
Tür und jagte einen Schuß ins Terrassenzimmer. Lächerlich! Ein Loch in der Wand
würde es geben — sonst nichts.
Wieder ließ
ein Donnerschlag die Luft erzittern. Er übertönte den Schuß.
Nante floh,
warf sich aufs Rad und preschte zurück.
Zweige
peitschten ihm auf Brust und Schultern. Er mußte aufpassen, um sich keine
Schmisse ins Gesicht einzuhandeln.
Ungesehen
kam er zu Hause an.
In
panischer Eile brachte er das Rad in den Keller. Die drei Sprechfunkgeräte
steckte er zu der Pistole in die Tennistasche. Für die hatte er ein Versteck
vorbereitet.
Es befand
sich in der total verunkrauteten hinteren Ecke des Gartens. Eine kleine Grube
war dort ausgehoben. Ein Brett deckte sie ab. Das Brett war bepflanzt mit dem,
was ringsum wuchs.
Selbst dem
geübtesten Auge konnte nichts auffallen.
Er machte
sich frisch und kämmte die Haare. Dann verließ er das Haus durch den vorderen
Eingang und rannte die Professor-Gerstl-Straße entlang zum Haus seines Onkels.
Unterwegs
bemühte er sich um den richtigen Gesichtsausdruck: um eine Mischung aus
Besorgnis und Fassungslosigkeit.
8. Bewegung hinterm Fenster?
Die
Fragerei ermüdete, und bis jetzt hatte sich kein weiterer Hinweis ergeben — auf
einen Typ mit silbergrauem Tourenrad.
Aber da Tim
zäh bei der Sache blieb, war die TKKG-Bande immerhin bei Haus Nr. 11 angelangt.
Klößchen
maulte, beschwerte sich, diese Hetzerei sei ihm viel zu schnell. Karl polierte
seine Brillengläser, die ständig beschlugen. Oskar japste.
Die Dame
aus Nr. 9, eine mitleidige Seele, hatte ihm eine Schüssel Wasser spendiert.
Jetzt
standen sie vor Nr. 13, einer zweistöckigen Villa. Sebastian Opplmann, der
Staatsanwalt, wohnte hier.
„Falls es
sich um einen fleißigen Beamten handelt“, sagte Tim, „ist er um diese Zeit noch
im Dienst: im Landgericht, im Amtsgericht — oder um welches Gericht es sich
handelt.“
„Mir ist am
liebsten mein Leibgericht“, sagte Klößchen.
„Was man
dir ansieht“, meinte Gaby und pustete gegen ihre Ponyfransen, die trotz Schwüle
locker auf der Stirn ruhten. „Und was ist Willis Leibgericht? Ein Zentner
Schokolade. Ob man’s glaubt oder nicht: Mit dem reicht er eine ganze Woche.“
„Zwei ganze
Wochen“, entgegnete Klößchen mit Unschuldsmiene.
Tim hatte
kaum hingehört.
„Aber
vielleicht ist Opplmanns Frau da“, sagte er, „oder das Hausmädchen. Werde mal
klingeln. Freilich — den Vorwand müssen wir ändern. Mit der verlorenen Uhr
läuft hier nichts. Am besten, wir erfinden einen Beinahe-Unfall und bestehen
darauf, die Tretmühle zu sehen. Ich würde sie wiedererkennen.“
Er ging zur
Eingangstür und klingelte.
Nichts
rührte sich.
Karl rückte
an seiner Nickelbrille, kniff die Augen zusammen und blickte zum Obergeschoß.
Er, Gaby
und Klößchen standen auf der Straße. Das erlaubte ihnen einen flacheren
Blickwinkel.
„Klingel
noch mal, Tim!“ sagte Karl. „Ich glaube, hinter dem zweiten Fenster hat sich
was bewegt.“
Tim ließ
den Daumen auf der Klingel. Ohne Erfolg.
„Vielleicht
hat sich schon rumgesprochen“, vermutete Klößchen, „daß wir dem Heckenschützen
auf der Spur sind. Und jetzt stellt sich Opplmann tot, was ihn enorm verdächtig
macht.“
„Na ja“,
schränkte Karl ein. „Ich kann nicht beschwören, daß die Gardine gewackelt hat.
Eine optische Täuschung ist immer möglich.“
„Eine
Halluzination auf der Pupille“, grinste Klößchen.
In diesem
Moment hörte Tim den Knall. Und zwar aus der Richtung, aus der sie gekommen
waren.
Komische
Fehlzündung! dachte er. Klingt wie der Schuß auf dem Schmatz-Moor.
Weitere
Überlegungen schnitt der Blitz ab, der die Wolkenhaut aufriß und sich glühend
zur Erde senkte.
Gaby hüpfte
vor Schreck von ihrem Klapprad.
Oskar zog
wie wild an der Leine. Offenbar glaubte er, es werde schon wieder auf ihn
geschossen; denn fast unmittelbar nach dem Blitz grollte der Donner.
„Gleich
fängt’s an zu regnen“, rief Gaby. „Wo stellen wir uns unter?“
Grinsend
wies Tim zur Seite, wo Opplmanns Garage ans Haus
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