Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
verdächtigen.“ Er hob die
Achseln. „Aber mir schwebt kein bestimmter vor.“
„Jedenfalls
ist Odehaupt wie vom Erdboden verschwunden“, meinte Gaby. „Das gibt doch zu
denken. Oder versteckt der sich wegen der Verwüstung bei Opplmann?“
„Dann würde
er damit rechnen, daß man ihn für den Täter hält“, meinte Karl.
Sie
wechselten das Thema.
Isabell
freute sich auf den morgigen Sonntag. Zusammen mit Gabys Eltern wollten sie und
Weyer ins Grüne fahren. Trotz seiner Behinderung war Weyer viel unterwegs, wie
die TKKG-Bande wußte. Er fuhr sogar selbst. Seinen schweren Mercedes hatte er
sich entsprechend umbauen lassen.
Dann
klingelte das Telefon, und Isabell meldete sich.
„Du meine
Güte, Frau von Strichlinsky“, rief sie, nachdem sie eine Weile gelauscht hatte,
„ist ja wirklich schlimm. Ich komme sofort.“
Den andern
erklärte sie: „Über unseren Konfuzius kann man nur staunen. Meilenweit ist
dieses Biest gelaufen — bis zu Frau von Strichlinsky. Die hat ein süßes
Kätzchen. In das ist er verliebt. Ich fahr mal rasch hin.“
Sie lief
hinaus, kam aber bald wieder zurück.
„Heinz,
hast du mein Schlüsselbund gesehen?“
Er
schüttelte den Kopf.
„Ich
meine“, überlegte sie, „ich hätte es vorhin an die Haustür gesteckt.“
„Dort hing
ein Schlüsselbund“, nickte Tim. „Rotes Leder. Hausschlüssel und Autoschlüssel.“
„Das ist
es. Aber wo ist es jetzt?“
Sie suchte
in der Diele.
Die
TKKG-Bande half.
Jutta, die
in der Küche werkelte, wurde gefragt, hatte aber nichts gesehen und nichts
gefunden.
Schließlich
wurde Gaby fündig. Sie entdeckte das Schlüsselbund neben der Küchentür, wo es
sich unter der Läuferkante versteckte.
„Wie es da
wohl hinkommt?“ wunderte sich Isabell.
Tim
begleitete sie zur Garage, wo ihr kleiner VW neben Weyers Mercedes stand.
16. Der Einbrecher
Am
Sonntagvormittag parkte ein unauffälliger Wagen in der Professor-Gerstl-Straße
— etwa 100 Meter von Weyers Grundstück entfernt.
Ein Mann
saß im Wagen. Er hatte Zeitung gelesen. Jetzt schien er zu schlafen.
Er trug
Fensterglasbrille, falschen Bart und Perücke.
Niemand
hätte in ihm Siggi Odehaupt erkannt.
Er war
übermüdet. Er gähnte. Auch gestern hatte er noch an der Höllenmaschine gebaut.
Mit dem Ergebnis war er zufrieden. Und er hoffte, daß sämtliche Sprengladungen,
die er hintereinander gekoppelt hatte, zünden würden.
Dann,
dachte er, bleibt bei der Bude kein Stein auf dem andern.
Auf dem
Rücksitz, unter einer Wolldecke, lag ein Postpaket: frankiert, scheinbar
ordnungsgemäß abgestempelt und adressiert an HEINZ WEYER,
Professor-Gerstl-Straße...
Das Paket
sah harmlos aus. Aber es enthielt die Höllenmaschine. Beim Öffnen würde sie
explodieren.
Die Sonne
schien. Sonntagsstille überall.
Die
Kirchenglocken hatten geläutet. Ab und zu fuhr ein Wagen vorbei.
Gegen 10.30
Uhr rollte Weyers Mercedes aus der Garage auf die Straße. Dort hielt er, und
Isabell stieg aus, um Garage und Tor zu schließen.
Sie lachte
und sprach mit Weyer, während sie wieder einstieg. Der Ex-Kommissar saß am
Lenkrad.
Odehaupt
wußte, wie es um Weyers Gesundheit stand.
Das hatte
weder sein Mitleid geweckt noch seinen Plan beeinflußt.
Ruhe würde
er erst haben, das wußte er, wenn er den gehaßten Kerl umgebracht hatte.
Der
Mercedes fuhr ab, hielt vorn an der Ecke, bog dann links ein; und wieder war
die Straße ruhig und leer.
Niemand
beobachtete Odehaupt, als er das Paket unter dem Weyerschen Vordach an die
Eingangstür stellte.
*
Christian
Müller war stets gut gekleidet. Darauf achtete er. Er arbeitete ja als
Vertreter für Kosmetikartikel.
Auf die
Minute genau konnte er den Zeitplan für seine Raubzüge festlegen — meistens
jedenfalls. Wußte er doch von Jutta, seiner Putzfee, über die Pläne seiner
Opfer Bescheid.
Heute
wollten Weyer und seine Lebensgefährtin um halb elf das Haus verlassen, um mit
Freunden an den Potzlauer See zu fahren.
Das hatte
Jutta gestern als Info mitgebracht — und außerdem einen Wachsabdruck vom
Hausschlüssel.
Inzwischen
hatte er sich den Nachschlüssel gefertigt.
Freilich —
als Jutta gestern den Abdruck nahm, wäre beinahe was schiefgelaufen. Bevor sie
das Schlüsselbund wieder an die Haustür stecken konnte, wurde es vermißt. Die
Sucherei ging los; und Jutta konnte das Schlüsselbund nur rasch unter den
Teppich schieben.
Aber
niemand hatte Verdacht geschöpft.
11 Uhr. Er
parkte seinen Wagen in einer Seitenstraße,
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