Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)
Riesenklappe und ...«
»Werd nicht frech, denk an meine kleine Silberbüchse.« Da grinste er. »Ich denke an nichts anderes«, sagte er. »Aber auch du solltest daran denken, dass es bei dir nicht mal einfach blaff macht. Irgendwann, wenn du einkaufen gehst, oder zur Post, oder auch nur auf Nuttenfang.«
»Schönen Dank für den Tipp«, sagte sie. »Da werd ich mir wohl 'nen Leibwächter zulegen müssen?«
»Wäre ratsam«, meinte er und trank sein Glas mit geschlossenen Augen aus. Dann klatschte er kurz auf die Theke. »Dann bin ich auch schon wieder weg, Elvira. Wollte nur wissen, ob du inzwischen klüger geworden bist.«
Dann ging er. Ein paar Mädchen, die aus Ronnys Revier stammten, hatten sich vorhin verzogen und kehrten nun wieder zurück. So stand eine kleine Traube um den Tresen, und die jungen Dirnen schwatzten durcheinander.
»Kümmert euch um eure Freier«, sagte Elvira scharf.
»Was wollte er?«, fragte ein kleines rothaariges Mädchen, das Ted einmal gebracht hatte. Nina wirkte wie fünfzehn und hatte einen guten Zulauf. Sie war einer der Magnete im »Puppenstübchen«.
»Mit mir Geschäfte machen«, sagte Elvira. »Aber dat hat mit euch nischt zu tun. Mit dem werde ich schon fertig.«
Da kam die kleine Nina ganz nahe an Elvira heran.
»Bist du dir sicher?«, fragte sie so leise, dass es die anderen kaum hören konnten. »Der hat das schon plattgemacht, was auf einem Dorffriedhof Platz hat. Als ich noch in der Lauenburger Straße in der Wohnung gearbeitet habe, hing eines nachts die Ulla in der Dusche. Selbstmord, haben sie gesagt. Aber Ronny hat sie aufgehängt. Hingerichtet ...«
»Erzähl mir keine Schauermärchen«, entgegnete Elvira, nahm einen Lappen und begann mit vehementen Bewegungen die Theke zu putzen. »Euch passiert hier nischt. Auf der Straße ist es gefährlicher.«
»Manchmal fühl ich mich draußen sicherer als drinnen«, sagte die rote Nina.
»Dann musste gehen!«, riet Elvira hart. »Ich halte keine, denn ich finde genug neue, verstehste. Und nun geh arbeiten. Fürs Quatschen mit mir wirste nicht bezahlt.«
Die kleine Nina ging. Elvira sah ihr nachdenklich nach. Die Worte des Mädchens hatten eine unbestimmte Furcht in ihr ausgelöst. Natürlich wusste Elvira um Brutalitäten. Hier mochte das vielleicht alles noch schlimmer sein, den die Struktur des Gewerbes war noch nicht geordnet. Der Riesenkuchen lag da. Und jeder wollte ein Stück oder auch zwei Stücke oder den halben, lieber noch den ganzen Kuchen. Um das zu erreichen, benutzte man nicht nur die Ellenbogen.
Elvira verdiente gut. Sehr viel besser, als in München. Dort war sie auf einem absteigenden Ast gewesen. Zeitweise hatte sie sogar als sogenanntes Stiefelmädchen gearbeitet, um die Zahl ihrer Kunden zu erhöhen. Sie hatte sich verprügeln lassen und unbeschreibliche Perversitäten erduldet, um über die Runden zu kommen. Hier hatte sie das nicht nötig. Nur gelegentlich nahm sie einen Mann.
Elvira wollte nicht, dass sich das änderte. Sie hatte den Plan, in kurzer Zeit möglichst viel Geld zu verdienen und sich dann zurückzuziehen. Aber diesen Plan hatte Elvira Paulke nun einmal nicht erfunden. Er war in den Köpfen der Zuhälter, der Dirnen, der Drogendealer und jener, die sich auf kriminelle Art ihr Geld verdienten.
So saß Elvira Paulke bereits in jenem Zug, der sich in rasender Eile nach Nirgendwo bewegte, von dem niemand wusste, ob er erst einmal schienenlos weiterrasen oder an einem Bremsklotz zerschellen würde. Manchmal wusste Elvira, dass sie imgrunde nicht viel anders war als Ronny oder Ted oder Molly, die man wegen Beischlafdiebstahls inzwischen eingesperrt hatte. Von der alten Angie wusste Elvira, dass sie nun heroinabhängig war. Sie verdiente sich ihr Geld mittlerweile durch Drogenhandel am Hauptbahnhof, und es war eine Frage der Zeit, wie lange es noch gutgehen konnte.
Nachdenklich schob Elvira Paulke den Putzlappen zur Seite. Da kam Liza langsam heran.
»Der Lude, der eben da war, der macht dich fertig«, sagte sie.
»Und was soll ich machen, du doofe Nuss?«, brauste Elvira auf. »Klugscheißern könnt ihr alle!«
»Wir sollten uns ein paar Kerle aus München kommen lassen«, riet Liza. »Wir kennen die Szene und wissen, wem man vertrauen kann.«
»Und wem kannste denn vertrauen, du Supergescheite?«
»Bobby«, sagte Liza.
»Der hat sein Fitnessstudio und ist lange raus ausm Geschäft«, konterte Elvira.
»Das denkst du«, setzte Liza dagegen. »Bobby stylt einen großen Teil der
Weitere Kostenlose Bücher