Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)
und hat 'nen getürkten Ausweis. Und vielleicht noch Britta. Sie ist ein Jahr älter ...«
»Und hat auch so einen Ausweis«, setzte Bobby hinzu. »Also gut, pfeif sie ran, die Mädels, damit meine Burschis sich austoben können und das Hirn wieder freikriegen.«
Britta und Ulli stammten aus der Provinz. Elvira hatte sie vom Babystrich geholt. Ganz freiwillig waren sie nicht mitgegangen. Aber Elvira hatte damit gedroht, der so früh begonnenen Karriere per Anzeige ein Ende zu setzen. In den wenigen Wochen, in denen die beiden hier waren, hatten sie sich die Sprache der Dirnen und ihr Gebaren rasch angewöhnt.
Die jüngere Ulli nahm am liebsten die Betrunkenen, weil sie ihre eigenen Tricks entwickelt hatte, sich die eigentliche Arbeit zu sparen.
»Bist 'n Wessi-Lude, wie?«, fragte sie Bobby. »Richtig geil siehste aus ...«
»Red keinen Schmarrn«, unterbrach Bobby und schob sie weg. »Geh mit dem Ferry. Und mach's gescheit, sonst schmeiß ich dich in die Isar.«
Noch ehe die minderjährige Dirne etwas erwidern konnte, hatte sie der schwarzhaarige Muskelmann lachend unter den Arm geklemmt und schleppte sie zum Ausgang. Britta musste mit dem anderen gehen, der sie ein wenig zärtlicher zu behandeln schien.
Dann tauchte Liza auf. Mit ihren großen Augen bettelte sie Bobby an. Was ist mit mir? So schienen diese Augen zu fragen. Liza sah ihrem ExZuhälter an, dass er über das Geschäft zufrieden war, das er mit Elvira scheinbar abgeschlossen hatte.
»Geh her, mein alter Hadern!« rief er und legte seinen Arm um Liza. »Kriegst auch ein Glas Schampus. Damit du net wie ein Hund lebst.«
*
Wenn man behauptete, vielen Ostdeutschen fehle die nötige Energie, sich im Wirtschaftsleben zu behaupten, so traf das zumindest zu, wenn man einen Vergleich zwischen dem Münchener Zuhälter und den einheimischen traf.
Bobby ging mit ungeheurem Elan ans Werk. Zunächst schien es ihm darum zu gehen, sein Fitnessstudio einzurichten. Die Räume hatte ihm jener Rechtsanwalt besorgt. Fast unmittelbar danach begannen die Renovierungsarbeiten, und es wurden die Geräte mit Lastwagen angeliefert.
Eine gute Woche später war das Studio betriebsfertig. Mit Bobby waren etliche Männer gekommen, die sich »Ausbilder« nannten. Freilich trainierten sie vorwiegend die Leute, wobei die Sache bei einigen einen ganz anderen Hintergrund gewann.
Im »Puppenstübchen« verrichteten aus dem Studio etliche »Betreuer« einen Schichtdienst. Im Bordellhaus war ein Zimmer geräumt worden. Dort hielt sich ständig einer von Bobbys Männern auf und sorgte für Ruhe und Ordnung sowohl unter Dirnen und Freiern, als auch unter den Dirnen selbst, die sich bisweilen wie die zänkischen Elstern in die Haare gerieten. Futterneid war hier einer der Hauptgründe. Einige Dirnen waren beliebter bei den Männern. Oder sie verstanden es, sich besser zu verkaufen als andere.
Eigentlich war Elvira zufrieden, denn der Laden lief ruhig und ordentlich. An einem Morgen kam Bobby. Elvira war noch im Morgenmantel.
»Hast du 'ne Meise?«, fragte sie ihn mürrisch. »Ich bin um halb fünf erst, in die Klappe gekommen und kann die Lichter kaum offenhalten. Wat willste denn in aller Herrgottsfrühe?«
»Die Leut von der Firma sind da.«
»Ich verstehe Bahnhof«, murrte Elvira. »Welche Firma denn?«
»Eine Elektronikfirma«, sagte Bobby. »Sie baut das neue System ein.«
»Neues System?«, fragte Elvira verständnislos. »Wat denn für ein neues System?«
»Ein elektronisches Kassensystem«, sagte Bobby. »Dann geht alles über den Computer. Der Einkauf, der Verkauf, die Lagerhaltung und die Tüllen. Die kriegen Stichkarten, weißt. Damit sie nimmer bescheißen können. Nur wenn sie die Magnetkarte ins elektronische Schloss schieben, gibt's ein Sesamöffnedich. Und dann ist der Freier mit seinem Stich registriert. Der Schichtdienst überwacht die Zahlung und tippt es ein.«
»Das das ist ja fantastisch«, sagte Elvira überwältigt.
»Ja, und in der Bar, da geht auch kein Drink mehr raus, der nicht über den Computer läuft«, sagte Bobby. »Einkauf und Verkauf müssen punktgenau übereinstimmen. Sonst könnt ich ja denken, dass du mich bescheißt.«
»Ich?« fragte sie. »Ausgerechnet ich?«
»Du hast Liza in den Supermarkt geschickt«, sagte er lächelnd. »Sie hat dort zwölf Flaschen Schnaps gekauft. Schwarz, verstehst? Und du hast die zwölf Flaschen ausgeschenkt und den Profit in deinen Kittel geschoben, du Mistamsel, du traurige.« Selbst diese
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