Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)
durch die Wohnung. Im Inneren wusste sie, dass sie im Unrecht war. Sie hatte zu lange mit ihrer Entscheidung gezögert. Und nun war die Chance vertan. Bobby hatte alles über seinen Anwalt aufkaufen lassen.
Noch am gleichen Abend sprach sie ihn daraufhin an. Sie hatte ihre Beherrschung unter Mühen wiedergefunden.
»Da hast du ja wat Schönes gemacht«, meinte sie. »Hast einfach die Häuser im Himmelspförtchen gekauft.«
»Hätt ich damit warten sollen, bis du mir die einzigartigen Brocken vor der Nas'n weggeschnappt hättest?«, fragte er sie mit hintergründigem Grinsen. »Liza hat mich gut informiert. Ich hab gewusst, dass du bei dem alten Jakobs dran warst. Wir haben ihm ein paar Mark mehr gegeben. Es zahlt sich eh aus, weißt schon.«
»Ich schmeiß deine Liza raus, die falsche Sau!«, keifte sie ihn zischend an.
»Das rat ich dir nicht. Du kannst es gar nicht. Liza ist meine Geschäftsführerin. Sie schaut dir nämlich auf die Finger.«
»Du setzt mir eine Tülle als Aufpasserin vor die Nase?«, hauchte sie fassungslos.
»Tülle hin oder her, du bist doch auch eine, oder net? «
»Ich geh nicht mehr auf die Matte«, sagte sie. »Hab ich gar nicht nötig.«
»Dann pass auf, dass du's nicht wieder einmal bitter nötig hast, Elvira. Also, bloß dass du Bescheid weißt. Im Jakobs seinem Haus mach ich meinen Puff auf. Meinen eigenen, weißt schon. Und im Nebenhaus kommt auch mein Puff rein. Und meine Weinstube.«
»Und ich?«
»Du hast dein »Puppenstübchen« und Nummer zwölf«, sagte er.
»Davon frisst du mir die Hälfte weg!«, schrie sie ihn mit Tränen in den Augen an.
»Plärr net schon wieder«, sagte er. »Da kommen Gäst. Kümmere dich um sie. Der eine, der schaut grad so aus, als könnt er dein Fleisch vertragen. Und schimpf net noch mehr. Sonst werd ich ungemütlich und überlass dich mit deinem Puff dem Ronny oder dem Ted. Die sind nämlich ganz heiß drauf, weißt schon.«
Sie hätte am liebsten vor Wut laut gebrüllt, den Gläserschrank zertrümmert und Bobby vor allem ins lächelnde Gesicht geschlagen. Doch nichts von alledem durfte sie tun. Ihr waren Hände und Füße gebunden. Sie war ihm ausgeliefert. Und einen Weg, sich aus seiner Umklammerung zu befreien, konnte sie fast unmöglich finden.
Elvira schwamm wie auf einem großen Strom. Dabei war sie völlig hilflos und Bobbys Machenschaften restlos ausgeliefert. Liza, mit der sie früher ein so gutes Verhältnis verbunden hatte, wachte mit Argusaugen. Ihre Motive waren unschwer zu erkennen. Mit diesem »Liebesdienst« glaubte sie, sich Bobbys Zuneigung zu sichern. Sie hing mit fast hündischer Ergebenheit an ihm. Elvira war davon überzeugt, dass Liza für Bobby auch morden würde, sollte er es von ihr fordern. Und diese blinde Unterwürfigkeit machte die froschäugige Liza, wie sie von manchen Dirnen genannt wurde, überaus gefährlich.
Die einheimischen Zuhälter blieben zunächst ruhig. Doch Elvira hatte Verbindungen zu Dirnen, die an der Görlitzer Straße, in Ronnys Revier, arbeiteten. Von dort sickerte immer wieder einmal das Gerücht durch, Ronny und Ted wollten sich zusammentun und zu einem Schlag gegen Bobby ausholen.
Natürlich blieben Bobby diese Gerüchte nicht verborgen. Der Münchner aber lachte lediglich darüber.
»Die Scheißer«, pflegte er zu sagen. »Brauchst sie nur anblasen, da fallen sie schon um.«
»Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen«, sagte Liza zu Bobby, als sie mit ihm an der Bar stand.
»Um mich brauchst dich net sorgen«, blockte der Zuhälter ab. »Schau auf dich. Wenn ich deine Stichkarte anschau, wird mir schlecht. Du musst dich unbedingt ein bissei anstrengen. Da ist nämlich eine Kleine aus Potsdam, die mir schon die ganze Zeit auf der Leber liegt. Eine kleine Schnuckelige, weißt schon.«
Daraufhin zog Liza ein Gesicht. Es drückte Ärger und Betroffenheit aus. Gegen die Betroffenheit hatte Bobby nichts; der Ärger machte ihn wütend.
»Du hast eh eine Sonderstellung«, erklärte er. »Ich rat dir, nutz es net aus. Sonst werd ich ungemütlich. Es gibt in der Stadt auch ungemütliche Plätzchen, an denen du dir den Hintern abfrierst, Herzerl. Denk immer dran.«
»Tu ich ja«, sagte Liza kleinlaut. »Warum bist du bloß immer so zu mir?!«
»Ich bin wie ich bin«, entschied er. »Und du hast zu spuren, verstehst?«
»Ja«, sagte sie und rutschte vom Barhocker. Er gab ihr einen leichten Schubs.
»Nimm den Kerl da drüben, den dicken. Der hat lange genug
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