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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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gesponnen. Doch war es der Spazierstock, der sein berufliches Interesse weckte. Red Jack, ein Hehler, würde ihm dafür ein nettes Sümmchen bieten.
    Leider hatte es nicht den Anschein, als ob man sich des Spazierstocks umstandslos bemächtigen konnte. Zwar mochte Glenthorpe sturzbetrunken sein, doch der Mann mit dem Goldhaar wirkte hellwach und behände. Der Kurze Hans wusste weiterhin, dass solche Männer nicht selten eine Pistole bei sich trugen.
    Das ist das Risiko nicht wert, sagte er sich. Ganz abgesehen davon würde Herr Hunt ihn für gute Informationen genauso hoch entlohnen wie Red Jack für den Stock. Hinzu kam, dass - anders als der Hehler - Herr Hunt für geleistete Arbeit immer prompt und gut bezahlte. Der Kurze Hans hielt sich daran, es sich mit pünktlich zahlenden Kunden nicht zu verderben.
    Der Mann mit dem goldenen Haar hob den Spazierstock, um damit eine vorbeifahrende Kutsche heranzurufen. Er schob Glenthorpe in den Wagen, dann trat er vor, um mit dem Kutscher zu sprechen.
    Der Kurze Hans schlich sich aus der Tür und lauschte den Anweisungen, die der blonde Mann gab.
    »Crooktree Lane, guter Mann.« Die tiefe, geschmeidige Stimme hallte im Nebel.
    »Sehr wohl, Sir.«
    Der Kurze Hans wartete nicht länger. Crooktree Lane kannte er gut, sie lag in unmittelbarer Nähe des Flusses. Zu dieser späten Stunde war das ein düsterer, gefährlicher Ort, der von der übelsten Rattenspezies überhaupt aufgesucht wurde: solchen Ratten nämlich, die auf zwei Beinen liefen.
    Madeline saß noch wach in ihrem Schlafzimmer und beugte sich über das seltsame kleine Büchlein. Doch konnte sie sich aus den unzusammenhängenden Wörtern keinen Reim machen. Alles, woran sie denken konnte, war die tollkühne Art und Weise, in der sie Artemas gegenüber ihre Liebe eingestanden hatte. Gott sei Dank war er zu sehr Gentleman, um dieses Thema erneut anzuschneiden. Vielleicht war er ebenso entsetzt über ihre wirren Worte wie sie selbst. Eventuell waren es genau die Worte, die er am allerwenigsten von ihr zu hören wünschte.
    Er nannte sich ihr Liebhaber, doch hatte er niemals behauptet, sie zu lieben.
    Es klopfte an der Tür. Erleichtert über die Unterbrechung, sah Madeline auf die Uhr: Es war Mitternacht. »Herein.«
    Die Tür öffnete sich, und Nellie erschien in Nachthemd und Schlafhaube. »Es tut mir Leid, gnädige Frau, doch wartet vor der Küchentür ein junger Mann. Er wünscht Zachary oder Herrn Hunt zu sprechen, doch beide sind noch nicht wieder zurückgekehrt.«
    Artemas war ausgegangen, um sich in seinen diversen Clubs einen Überblick über Gerüchte zu verschaffen und Informationen zu sammeln. Zachary hatte ihn unter dem Deckmantel des Kutschers begleitet.
    »Ein junger Mann, sagten Sie?«
    »Sehr wohl, gnädige Frau. Es ist einer der Jungs, die für Zachary und Herrn Hunt Besorgungen erledigen. Er sagt, es sei wichtig und er müsse unbedingt mit jemandem über den Mann sprechen, den er seit zwei Tagen beobachtet.«
    »Glenthorpe.« Madeline sprang auf. »Sagen Sie dem Jungen, er soll in der Küche warten. Ich ziehe mich an und komme sofort.«
    »Sehr wohl, gnädige Frau.« Nellie wandte sich zum Gehen.
    »Warten Sie«, rief Madeline vom Kleiderschrank aus. »Wecken Sie Latimer. Er soll eine Kutsche anheuern. Um diese Zeit sollte auf der Straße eine zu bekommen sein. Beeilen Sie sich, Nellie.«
    Nellie zögerte. »Soll er denn nicht lieber Ihre eigene Kutsche bereitmachen?«
    »Nein, man könnte sie erkennen.«
    Nellie riss die Augen auf. »Ist die Sache denn gefährlich, gnädige Frau?«
    »Möglicherweise ja. Beeilen Sie sich, Nellie.«
    »Sehr wohl, gnädige Frau.« Nellie verschwand.
    Madeline zog sich eilig an, schlüpfte in ein Paar Halbstiefel und stürzte zur Tür. Auf halbem Wege hielt sie inne und hastete zu der Truhe unter dem Fenster zurück. Sie riss den Deckel auf und holte die Pistole und Ersatzkugeln heraus. Dann nahm sie ein Messer, ein Geschenk ihres Vaters, heraus und befestigte den Schaft an ihrer Wade. Als sie fertig war, trat sie in den Flur, rannte die Treppen hinunter und erschien vollkommen außer Atem in der Küche. Den abgemagerten Jungen mit Augen, die für sein Alter schon viel zu abgeklärt waren, erkannte sie sofort.
    »Kurzer Hans, ist alles in Ordnung?«
    »Klar ist alles in Ordnung.« Die Worte waren kaum zu verstehen, denn er hatte den Mund mit einem Brötchen voll gestopft. Dennoch war sein Tonfall ablehnend. »Bin hierher gekommen, um Zachary oder Herrn Hunt Bericht zu

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