Heißes Versprechen
Weiterhin wussten Sie, dass ich keinerlei Gerüchte diesbezüglich in Umlauf bringen möchte. Verzeihen Sie mir, wenn ich Ihr Anliegen falsch ausgelegt haben sollte, aber ich hatte ganz eindeutig den Eindruck, dass Sie Ihr Wissen dazu einsetzten, mich zu zwingen, Ihnen zu helfen.«
Sie errötete heftig. »Ich habe lediglich auf Ihre Verantwortlichkeiten in dieser Angelegenheit hingewiesen.«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich nenne es Erpressung.«
»Nun gut. Es steht Ihnen natürlich frei, diese Meinung zu vertreten.«
»Richtig. Hinzufügen möchte ich noch, dass Erpressung nicht gerade zu meinem Lieblingszeitvertreib gehört.«
»Ich bedaure die Notwendigkeit...«
Das panische Aufflackern ihrer Augen befriedigte ihn. Er unterbrach ihre Ausführungen mit einer Handbewegung. »Wie geht es Ihrer Magd?«
Für einen Moment schien Madeline über den plötzlichen Themenwechsel etwas überrascht. Sie versuchte sichtlich, sich zusammenzureißen. »Nellie geht es sehr gut, obwohl die Entführer ihr offenbar eine große Menge Laudanum eingeflößt haben. Sie ist immer noch etwas wackelig auf den Beinen, und ihre Erinnerung an die Vorkommnisse ist ausgesprochen verschwommen.«
»Wie Latimer mir sagte, weiß sie kaum etwas davon.«
»Nein. Das Einzige, was sie mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass zwei Männer sich darüber stritten, wie sie den höchsten Preis für sie erzielen konnten. Ihrem Eindruck zufolge schienen sie mit ihrer Entführung beauftragt worden zu sein, doch einer der beiden meinte, man könne sie einem anderen Kunden zu einem höheren Preis verkaufen.« Madeline schauderte. »Die Vorstellung, dass Bordellbesitzer aktiv am Kauf und Verkauf junger Frauen beteiligt sind, ist einfach Ekel erregend.«
»Nicht nur von jungen Frauen. Sie handeln auch mit jungen Burschen.«
»Es ist ein schreckliches Geschäft. Man würde meinen, dass die Polizei...«
»Viel gibt es da nicht, was die Polizei tun könnte.«
»Gott sei Dank ist es uns gelungen, Nellie noch rechtzeitig zu finden.« Ihre Blicke kreuzten sich. »Wenn Sie uns nicht geholfen hätten, hätten wir sie verloren. Gestern Abend hatte ich nicht die Gelegenheit, Ihnen ausreichend dafür zu danken. Bitte gestatten Sie mir, das jetzt nachzuholen.«
»Sie können es mir dadurch danken, indem Sie meine Fragen beantworten«, erwiderte er kaum hörbar.
Sie sah ihn stirnrunzelnd an und griff nach der Tischkante, als ob sie sich wappnen wolle. »Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Wie dem auch sei. Sie haben das Recht auf einige Erklärungen. Ihr Hauptinteresse gilt sicher dem Umstand, weshalb ich so viel über Ihre Beziehung zu den Vergnügungspavillons habe erfahren können.«
»Verzeihen Sie, Frau Deveridge, aber meine Neugier diesbezüglich war groß genug, mich letzte Nacht lange Zeit nicht schlafen zu lassen.«
»Tatsächlich?« Ihre Miene erhellte sich mit einem Ausdruck, der ihre Sympathie in dieser Angelegenheit bezeugte.
»Leiden Sie häufig unter Schlafstörungen?«
Er lächelte schwach. »Nachdem ich die Antworten auf meine Fragen erhalten habe, werde ich sicherlich schlafen wie ein Toter.«
Das Wort Toter ließ sie kurz zusammenzucken, doch hatte sie sich sofort wieder im Griff. »Nun, ich sollte vielleicht damit beginnen, Ihnen zu erzählen, dass mein Vater ebenfalls ein Mitglied der Vanza-Gemeinschaft war.«
»Diese Tatsache ist mir bereits bekannt. Auch weiß ich, dass er den Rang eines Meisters hatte.«
»Richtig. Doch hauptsächlich interessierten ihn die Lehren des Vanza, weniger die metaphysischen Aspekte und die körperliche Ertüchtigung. Über viele Jahre hinweg hat er die uralte Sprache auf der Insel Vanzagara erlernt. Für diese Sache war er innerhalb dieser Gemeinschaft sogar ein ausgewiesener Experte.«
»Das ist mir bekannt.«
»Verstehe.« Sie räusperte sich. »Durch seine Arbeit bedingt stand er mit vielen anderen Vanza-Gelehrten in England, auf dem Kontinent und Amerika in Verbindung. Hier in London korrespondierte er häufig mit Ignatius Lorring persönlich.« Madeline hielt kurz inne. »Das war natürlich, bevor Lorring so krank wurde und er seine alten Freunde und Kollegen nicht mehr empfangen konnte.«
»Als Großmeister der Gemeinschaft wusste Lorring mehr über dessen Mitglieder als irgendwer sonst. Wollen Sie andeuten, ihr Vater habe über diese Dinge mit ihm gesprochen?«
»Bedauerlicherweise muss ich sagen, dass sie weit mehr taten, als nur über die persönlichen Belange der Mitglieder zu
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