Heißes Versprechen
können Sie sie demjenigen gegenüber äußern, der Ihnen nachstellt.« Artemas klopf-te an die Decke, um die Aufmerksamkeit des Kutschers zu erlangen. »Wenn Sie mich entschuldigen, ich werde Sie hier verlassen. Ich ziehe es vor, den restlichen Nachhauseweg alleine zurückzulegen.«
»Aber die Straßenräuber ...«
»Ein Mann muss die Wahl treffen, in welcher Gesellschaft er zu verkehren gedenkt.«
Die Kutsche hielt an. Artemas stieg aus und schloss die Tür. Ohne zurückzublicken verlor er sich in der Dunkelheit des Nebels.
7. Kapitel
Heute brach er sämtliche seiner eigenen Regeln. Diese Regeln, nach denen er seit so vielen Jahren sein Leben gestaltete, waren nur wenige, doch waren sie unumstößlich und festgelegt: Zwar verkaufte er Träume, doch beging er niemals den lächerlichen Fehler, selbst an sie zu glauben. Seine Karriere fußte auf der Schaffung von Illusionen, doch selbst verwechselte er nie Fantasie mit Wirklichkeit. Er hatte sich selbst eingeredet, einige Walzer mit der Verruchten Witwe würden nicht mehr bedeuten als ein paar weitere Elemente seiner Vorgehensweise, ein klug gelegter Köder, der sie in seine Falle locken sollte. Die Dame wusste zu viel über ihn, und ihm war klar, dass er die Oberhand über sie gewinnen musste. Das alte Sprichwort der Vanza fasste es treffend zusammen: Das, was gefährlich ist, muss zunächst verstanden werden, ehe man es in den Griff bekommen kann.
Madeline blickte durch die Augenlöcher ihrer Federmaske ungeduldig zu ihm auf. »Es ist höchste Zeit, dass wir uns den geschäftlichen Dingen zuwenden, Sir.«
Und er hatte sie mit einem Walzer verführen wollen! »Ich hatte gehofft, dass Sie es sich gestatten würden, zunächst den Abend zu genießen, ehe wir unsere geschäftlichen Arrangements besprechen.« Artemas umfasste sie fester und wirbelte sie ein weiteres Mal auf dem dicht mit Menschen gedrängten Tanzparkett herum. »Ich jedenfalls werde es so halten.«
»Ich weiß nicht, welches Spiel Sie spielen, Herr Hunt, doch was meine Person betrifft, so bin ich nicht zum Tanzen und zum Amüsement hierher gekommen.«
»Ich muss schon sagen, Madeline, Sie entsprechen nicht ganz Ihrem Ruf als verführerische Frau, die einen Mann in ihren Bann zu ziehen versteht. Ich gestehe, etwas enttäuscht zu sein.«
»Selbstverständlich bestürzt es mich zu erfahren, dass ich für Sie nicht anziehend genug bin, doch überrascht es mich nicht, dass Ihnen mein Mangel in dieser Hinsicht aufgefallen ist. Erst gestern hat mich meine Tante darauf hingewiesen, dass ich so zurückgezogen und wunderlich geworden bin wie ein Mitglied der Vanza-Gemeinschaft.«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, gnädige Frau. Offenbar bin ich gerade im Begriff, auf den Geschmack von zurückgezogenen und wunderlichen Frauen zu kommen.«
Vor Wut und Überraschung blieb ihr der Mund offen stehen. Noch bevor sie zum Gegenschlag ausholen konnte -den er sich zweifelsohne verdient hatte -, wirbelte er sie erneut herum. Die Falten ihres schwarzen Kleides bauschten sich um ihre Fesseln.
Er hatte sich fest vorgenommen, zumindest einen Teil des Abends zu genießen. Sie fühlte sich genauso angenehm in seinen Armen an, wie er es sich vorgestellt hatte: warm und sinnlich. Ihr Duft war berauschender als das exotischste Parfüm. Eine merkwürdige Unruhe hatte seit dem Gespräch in ihrer Bibliothek von ihm Besitz ergriffen. Heute Abend würde er dieses Gefühl trotz der damit verbundenen Risiken genießen.
Sie brauchte eine Weile, ehe sie sich wieder gefasst hatte. »Warum in aller Welt haben Sie auf der Scharade dieses Walzers bestanden?«, erkundigte sie sich angespannt.
»Eine Scharade ist es nicht, denn wir tanzen tatsächlich einen Walzer, falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten. Anders als bei vielen der Dinge, die man auf dem Gelände der Vergnügungspavillons erleben kann, spielt bei unserem Tanz die Illusion keine Rolle. Nachdem wir den Tanz beendet haben, wird uns die Luft knapp geworden sein.«
»Sie wissen sehr wohl, wovon ich spreche, Sir.«
Er lächelte mild. »Mein Geschäft ist es, Träume und Illusionen zu verkaufen, gnädige Frau. Sie sind dabei, einige meiner Waren zu erstehen. Wie jeder gute Geschäftsmann bestehe ich darauf, dass Sie meine Erzeugnisse zunächst einer Prüfung unterziehen, ehe wir uns den läppischen Details unseres Handels zuwenden.«
Noch bevor sie ihm widersprechen konnte, wirbelte er mit ihr in einer anderen Richtung davon. Wenn er schnell genug Walzer
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