Heißes Versprechen
Dieses hier wird wohl selbst einige der wagemutigeren Gäste erschauern lassen.«
Sie musterte ihn aufmerksam. »Die Traum-Pavillons bedeuten Ihnen demnach mehr als nur eine geschäftliche Geldanlage, nicht wahr?«
Während er die Burg betrachtete, suchte er nach einer Antwort. »Ich werde Ihnen ein Geheimnis anvertrauen, das ich mit niemandem sonst teilen würde, Frau Deveridge. Diese Vergnügungsgärten habe ich gekauft, weil ich sie für eine ausgezeichnete Geldanlage hielt. Ursprünglich wollte ich auf dem Grund und Boden Häuser und Geschäfte erbauen. Vielleicht werde ich das eines Tages auch noch tun. Doch in der Zwischenzeit ist mir klar geworden, dass ich recht gerne die verschiedenen Attraktionen plane und ausstatte. Träume zu verkaufen ist ein ausgesprochen einträgliches Geschäft.«
»Verstehe.« Sie betrachtete das Geisterhaus. »Beabsichtigen Sie, diese Gärten auch dann noch weiterzuführen, wenn Sie eine passende Frau gefunden haben?«
»Diese Entscheidung habe ich noch nicht gefällt.« Er setzte einen Stiefel auf eine niedrige Mauer, die den Weg zur Burg zeigte. »Das ist jetzt das zweite Mal, dass Sie mich bezüglich einer künftigen Frau befragen. Es scheint Ihnen sehr am Herzen zu liegen, dass ich mich ihr gegenüber ehrlich erweise.«
»Das kann ich Ihnen nur empfehlen.«
»Aber was, wenn sie an der Quelle meiner Einkünfte etwas auszusetzen hat?«
Madeline verschränkte ihre behandschuhten Hände hinter dem Rücken. Sie schien von dem gotischen Pavillon vollkommen fasziniert. »Mein Rat ist der, von Anfang an ehrlich zu ihr zu sein, Sir.«
»Selbst wenn ich sie dadurch verlieren könnte?«
»Meiner Erfahrung nach ist die Lüge keine gute Grundlage für eine Ehe.«
»Wollen Sie mir damit sagen, dass Ihre Ehe just darauf aufgebaut war?«
»Mein Mann hat mich von der ersten Sekunde unserer Zusammenkunft an belogen, Sir.«
Die Mischung aus Kälte und Angst in ihrer Stimme ließ ihn versteinern. »Worüber hat er die Unwahrheit gesagt?«
»Über alles. Er hat meinen Vater belogen, und er hat mich belogen. Zu spät habe ich herausgefunden, dass ich nichts glauben durfte, was er mir erzählte. Bis zum heutigen Tage bemühe ich mich immer noch, die Wahrheit von der Lüge zu trennen.«
»Eine ausgesprochen unangenehme Situation.«
»Schlimmer als Sie es sich vorstellen können«, flüsterte sie.
Er griff nach ihrem Kinn. »Bevor wir unsere geschäftliche
Verbindung weiter vorantreiben, Frau Deveridge, schlage ich vor, dass Sie und ich einen Pakt abschließen.«
»Und welcher Natur sollte dieser Pakt sein?«
»Lassen Sie uns einander versprechen, dass wir während unserer Verbindung einander nicht anlügen. Es mögen Dinge Vorkommen, über die wir nicht reden möchten. Jedem von uns beiden bleibt es unbenommen, die eigenen Geheimnisse zu wahren. Ein jeder hat schließlich das Recht auf Privatsphäre. Doch wir werden einander keine Lügen erzählen. Abgemacht?«
»Es ist ein Leichtes, einen solchen Pakt zu schließen, Sir.« Ihre Augen glänzten im Mondlicht. »Doch wie können wir beide sicher sein, dass der jeweils andere sich auch daran hält?«
»Eine sehr gute Frage, Frau Deveridge. Und eine, auf die ich keine Antwort weiß. Schlussendlich ist es eine Sache des Vertrauens.«
Ihre Lippen verzogen sich leicht. »Man hält mich für verrückt und zusätzlich für eine Mörderin. Sind Sie sich sicher, dass Sie das Wagnis eingehen wollen, mir zu vertrauen?«
»Wir alle haben unsere kleinen Eigenheiten und Schwächen, nicht wahr?« Er zuckte mit den Schultern. »Falls wir diesen Pakt eingehen, so werden auch Sie vieles an meiner Person dulden müssen. Einerseits meine Vanza-Vergangenheit und dann der missliche Umstand, dass ich Geschäfte betreibe.«
Sie musterte ihn. Dann gab sie einen kurzen, gedämpften Laut von sich, der auch ein Lachen hätte sein können. »Nun denn, Sir, so haben Sie mein Wort. Ich werde Sie nicht belügen.«
»Das Gleiche sichere ich Ihnen zu.«
»Ein interessantes Abkommen, nicht wahr?«, meinte sie ironisch. »Ein Pakt um der Wahrheit willen zwischen einer Dame, von der man behauptet, sie habe ihren Ehemann kalt-blütig umgebracht, und einem Gentleman, der der Welt gegenüber die Wahrheit über seine Person verschweigt.«
»Ich bin damit zufrieden.« Er sah sie an. »Nun, da wir dieses Abkommen getroffen haben, Frau Deveridge, sagen Sie mir doch, aus welchem Grund Sie meiner Dienste bedürfen.«
»Kein Grund zur Beunruhigung, Sir. Ich verlange nicht
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