Heißes Versprechen
abgesehen von Ihnen nur noch eine Person gibt, deren Rat ich hätte einholen können. Leider steht diese jedoch nicht zur Verfügung.« Aus unerfindlichem Grund verstörte es ihn, dass sie die Dienste eines anderen tatsächlich erwogen hatte. »Wer ist dieser andere Mann, den Sie für diese Aufgabe als geeignet empfinden?«
»Herr Edison Stokes.«
»Zurzeit hält er sich noch nicht einmal in England auf«, brummte Artemas. »Er hat vor kurzem geheiratet und seine Braut auf eine Reise zu den römischen Ruinen mitgenommen.«
»Richtig, und somit bleibt mir wenig Bewegungsspielraum.«
»Es tut immer gut zu wissen, dass man eine Liste ganz oben anführt, auch wenn man nur durch die Nachlässigkeit eines anderen dorthin gelangt ist.«
Sie sah ihn an. »Nun, Sir? Werden Sie mir im Tausch für das Journal meines Vaters bei meinen Nachforschungen behilflich sein?«
Er blickte ihr in die Augen. Verrücktheit war es nicht, was er dort sah, lediglich eine starke Willenskraft und andeutungsweise Verzweiflung wenn er ihr nicht half, würde sie die Sache vermutlich alleine zu meistern versuchen oder aber die Unterstützung eines der tatsächlich zahlreichen versponnenen Mitglieder des Vanza-Zirkels erbitten. Falls sich ihre Ängste als begründet erweisen sollten, würde sie sich in jedem Fall großer Gefahr aussetzen.
Falls sie sich als begründet erweisen sollten.
Es gab wohl tausenderlei Gründe, weswegen er sich nicht auf diese Frau einlassen sollte, dachte er. Doch in diesem Moment fiel ihm kein einziger davon ein.
»Ich werde ein paar Nachforschungen anstellen«, hörte er sich selbst sagen. Er beobachtete, wie ihre Lippen sich öffneten, und hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Wenn diese Ihre Befürchtungen bestätigen sollten, können wir die Angelegenheit weiter erörtern. Darüber hinaus jedoch möchte ich keine Versprechungen abgeben.«
Vollkommen unerwartet warf sie ihm ein Lächeln zu, das die Laternen im Vergleich blass erscheinen ließ. »Vielen Dank, Sir. Mein Wort darauf, dass nach Beendigung dieser
Angelegenheit das Journal meines Vaters Ihnen gehört und Sie nach Belieben darüber verfügen können.«
»Einverstanden«, erwiderte er. »Das werde ich tun.« Auf welchem Wege auch immer.
»Nun denn«, fuhr sie fröhlich fort, »sicherlich möchten Sie ein paar Fragen an mich richten.«
»Ich habe eine Unmenge Fragen.«
»Ich bin mir natürlich im Klaren darüber, dass das, was ich Ihnen jetzt erzählen werde, ein wenig merkwürdig erscheinen mag - um es ganz milde auszudrücken.«
»Zweifelsohne.«
»Aber ich versichere Ihnen, meine Sorge fußt auf guten Gründen.«
»Um noch einmal von der Wahrheit zu sprechen, gnädige Frau ...«
Sie blickte ihn eindringlich an. »Bitte?«
»Da wir uns darauf verständigt haben, miteinander ehrlich zu sein, sollten Sie gleich hier und jetzt erfahren, dass ich Sie als ausgesprochen anziehend empfinde, Madeline.«
Es folgte beredtes Schweigen.
»Oje«, brachte sie schließlich hervor. »Was für ein unglückseliger Zustand.«
»Da haben Sie sicher Recht, aber so ist es nun einmal.«
»Ich hatte gehofft, dass wir gerade diese Komplikation hätten vermeiden können.«
»Damit wären wir bereits zwei, gnädige Frau.«
»Wie dem auch sei«, fuhr sie kurz angebunden fort, »so haben Sie doch eines den anderen Gentlemen, die ähnlich gepeinigt sind, voraus.«
»Gepeinigt.« Er dachte nach. »Doch, das Wort scheint dem Problem angemessen.«
Sie krauste die Stirn. »Sie sind ganz sicher nicht der erste Mann, der unter einem solchen Interesse an meiner Person leidet.«
»Eigentlich sollte es mich erleichtern zu erfahren, dass ich damit nicht ganz allein dastehe.«
Sie seufzte. »Es ist letztlich nicht zu begreifen, doch habe ich während dieses Jahres tatsächlich eine Anzahl von Karten und Blumenbouquets seitens gewisser Gentlemen erhalten. Sie alle suchten eine romantische Verbindung, falls Sie mir Glauben schenken wollen.«
»Verstehe.«
»Es ist wirklich recht eigenartig, doch hat mir Tante Bernice erklärt, eine gewisse Art von Gentlemen fühle sich zu Witwen hingezogen. Diese Gentlemen sind offenbar der Auffassung, eine Dame in meiner Position verfüge bereits über einige Welterfahrung, und ein Mann müsse sich demnach keine Sorgen wegen ihres ... äh ... Mangels an Erfahrung machen.«
Artemas nickte weise. »In anderen Worten, er muss sich nicht wegen einer einem Gentleman angemessenen Achtung vor der Unschuld zurückhalten.«
»So ist
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