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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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könnte als die Kritzeleien eines Verrückten abgetan werden. Zusammengenommen jedoch ergibt sich ein Bild.«
    »Genauso ist es.«
    Er verstand sie tatsächlich, dachte sie. Schließlich war er auch ein Vanza. Die Bereitschaft, die Vielschichtigkeit der Wirklichkeit zu durchdringen und unter die Oberfläche zu sehen, gehörte zu den grundlegenden Prinzipien jener Philosophie.
    »Die in diesem Zusammenhang aufschlussreichste Tatsache ist die«, fuhr Artemas fort, »dass Linslade davon überzeugt ist, es handle sich nicht um irgendeinen Geist, sondern um den Geist Ihres verstorbenen Mannes.«
    »Verstehen Sie jetzt, weswegen ich es für notwendig befand, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und Nachforschungen in der Angelegenheit zu veranlassen?«
    »Sehr gut sogar.« Er blickte sie an. »Ich gehe davon aus, dass Sie mit Linslade beginnen wollen?«
    »Ja. Ich dachte, wir könnten ihn heute Nachmittag aufsuchen, sofern Ihnen das zusagt.«
    Artemas zuckte mit den Schultern. »Ich gestehe, dass ich eine gewisse Neugier für die Sache entwickelt habe. Ich hatte noch niemals eine ausführliche Unterhaltung mit einem Mann, der von sich behauptet, regelmäßig mit Geistern in Kontakt zu stehen.«
    »Wie nett von Ihnen, vorbeizuschauen, Frau Deveridge.« Lord Linslade bekam Freudengrübchen, als er Madeline zu einem Stuhl geleitete. Sie hätte schwören können, dass seine hellwachen Augen Funken sprühten, als er sich Artemas zuwandte.
    »Und Sie, Sir, es freut mich, Sie wieder zu sehen, Hunt.« Er warf Artemas ein Lächeln zu. »Es ist einige Zeit her, seit wir uns zum letzten Mal begegnet sind, nicht wahr?«
    »Es ist wohl mehrere Jahre her«, erwiderte Artemas und nahm Platz.
    »Wohl wahr.« Linslade nickte und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. »Viel zu lange, Sir. Wie ich hörte, haben Sie in den Tempelgärten studiert und sind nunmehr Meister der alten Kunst.«
    Madeline betrachtete das Ganzkörperporträt von Lady Linslade, das hinter dem Schreibtisch des Barons prangte. Das Bild zeigte eine kräftige, vollbusige Frau, die zu Lebzeiten ihren kleinen, akkurat gekleideten Ehemann überragt hatte. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Abendkleid, das mit griechischen und etruskischen Mustern verziert war. Zur Zeit ihres Todes vor zwölf Jahren entsprach dies der neuesten Moderichtung.
    Madeline erinnerte sich, dass Lord und Lady Linslade immer schon darauf achteten, mit modischen Strömungen mitzuhalten. Während Lady Linslade nun auf alle Zeiten in ihrem zwölf Jahre alten Kleid steckte, war ihr Ehemann mit der Zeit gegangen. Heute trug Linslade ein elegant geschnittenes Ensemble mit einer rosa Weste und einer Krawatte, die auf modernste Weise geknotet war.
    Linslade faltete seine kleinen, sauber manikürten Hände auf der Tischplatte und strahlte Madeline an. »Ich muss Ihnen sagen, meine Liebe, ich hatte ein paar ausgesprochen anregende Unterhaltungen mit Ihrem Vater.«
    Madeline erstarrte. »Sie haben mit Papa gesprochen?«
    »Allerdings.« Linslade gluckste. »Ich versichere Ihnen, ich sehe Reed heute öfter als zu seinen Lebzeiten.«
    Madeline bemerkte ein belustigtes Aufblitzen in Artemas’ Augen und bemühte sich, es zu übergehen.
    »Über welche Themen sprechen Sie denn mit meinem Vater?«, erkundigte sie sich behutsam.
    »Im Allgemeinen konsultieren wir einander bei unseren Recherchen bezüglich der alten Sprache Vanzagara«, erläuterte Linslade. »Winton Reed hat von jeher schon mit den interessantesten Interpretationen aufgewartet. Ich bin seit langem der Meinung, dass er und Ignatius Lorring zu den gelehrtesten Autoritäten dieser Sprache in ganz Europa gehörten.«
    »Ich verstehe.« Madeline warf Artemas einen flüchtigen, unsicheren Blick zu. Sie war sich nicht sicher, was sie als Nächstes sagen sollte.
    »Sagen Sie, Sir«, begann Artemas fast beiläufig, »unterhalten Sie sich dieser Tage auch mit Lorring?«
    »Lorring hat es nicht für nötig erachtet, mich nach seinem Tod vor ein paar Monaten aufzusuchen. Nicht weiter überraschend eigentlich«, schnaubte Linslade. »Der Mann war stets ausgesprochen anmaßend und von sich selbst eingenommen. Er trug den Kopf immer sehr hoch, wissen Sie. Er hielt sich für die alleroberste Autorität in allen Dingen, die das Vanza betrafen. Ich möchte bezweifeln, dass er sich in dieser Hinsicht seit seinem Tod verändert hat.«
    »Doch war er tatsächlich der Forscher und Gelehrte, der die Insel Vanzagara entdeckt hat«, erinnerte ihn Artemas. »Es war

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