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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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überrascht. Dann meinte er mit einem Anflug des Bedauerns: »Leider nicht. Sie erscheint mir immer in jenem wunderschönen Kleid, das sie auch für das Porträt getragen hat. Wie Sie wissen, war sie eine leidenschaftliche Anhängerin des griechisch-etruskischen Stils.«
    »Verstehe.« Madeline begann vorsichtig zu atmen. »Und mein Vater? Wenn Sie seinem Geist begegnen, wie ist er da gekleidet?«
    Linslade strahlte. »Exakt so, wie ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Er trägt den dunkelblauen Mantel, den er stets bei den Zusammenkünften der Gemeinschaft zu tragen pflegte. Dazu trägt er eine recht unkleidsame gelbe Weste, an die Sie sich sicher erinnern werden.«
    »Ja.« Sie schluckte. »Ich erinnere mich an seine gelbe Weste. Und wie war das bei meinem Mann? Können Sie sich daran erinnern, was sein Geist getragen hat, als er Sie an jenem Abend aufsuchte?«
    »Aber ja, ich erinnere mich. Er war ausgesprochen elegant gekleidet. Er trug einen dunklen Anzug allerneuesten Zuschnitts, und seine Krawatte war zu einer Serenade gebunden. Diese Art des Knotens ist zurzeit der letzte Schrei, müssen Sie wissen.«
    »Verstehe«, flüsterte Madeline.
    »Ach ja, noch eine Sache. Er trug einen Spazierstock. Dieser besaß einen feinen goldenen Griff in Form eines Falkenkopfes. Ein ausgesprochen schönes Stück.«
    Die Härchen in Madelines Nacken begannen sich aufzurichten.
    Zehn Minuten später half ihr Artemas in die Kutsche, stieg ebenfalls ein und schloss die Tür. Die Anspannung in ihrem Körper missfiel ihm. Sie bewahrte Haltung, doch erschien sie ihm viel zu blass.
    »Ist alles in Ordnung?«, erkundigte er sich, während die Kutsche losrumpelte.
    »Aber ja, selbstverständlich.« Sie verschränkte elegant die Finger. »Artemas, das alles hört sich sehr so an, als ob Linslade einem richtigen Einbrecher und nicht einem Geist in seiner Bibliothek begegnet ist.«
    »Ein Einbrecher, der Ihrem verstorbenen Mann in ausreichendem Maße ähnelte, um Linslade glauben zu machen, es handle sich um Renwick Deveridges Geist.« Er lehnte sich zurück. »Interessant. Ich muss übrigens gestehen, Madeline, dass es ausgesprochen clever von Ihnen war, wie Sie ihn am Schluss ausgefragt haben. Es hätte mir auch einfallen sollen, mich nach der Art und Weise der Bekleidung der Geister zu erkundigen.«
    Sie schien von seinem Kompliment überrascht. »Danke, Sir.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wie es scheint, tragen die Geister, die Linslade aufsuchen, just die Kleidung, die sie auch zu Lebzeiten getragen haben. Doch Renwicks Schatten war in der neuesten Mode und nicht in der des vergangenen Jahres gekleidet.«
    »Linslade ist ziemlich absonderlich«, erinnerte ihn Madeline unsicher.
    »In diesem Punkt bin ich ganz und gar Ihrer Meinung. Möglicherweise messen wir der Beantwortung unserer Fragen zu viel Bedeutung zu. Der Mann scheint offenbar über eine äußerst lebhafte Vorstellungskraft zu verfügen. Eventuell hat er die modische Kleidung Deveridge lediglich angedichtet, weil sein verwirrter Geist sich nicht mehr daran erinnern konnte, wie Ihr Mann bei ihrer letzten Begegnung gekleidet war.«
    Das ließ sie sich einige Zeit durch den Kopf gehen. »Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen. Sicherlich ist der Lord viel zu sehr Gentleman, um sich einen nackten Geist vorzustellen.«
    »Ein nackter Geist, was für eine anregende Vorstellung.«
    Sie warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. »Ich will es kaum glauben, dass wir hier sitzen und die modischen Präferenzen von Gespenstern besprechen. Wenn uns jemand zuhören sollte, würden sie uns zweifelsohne für Entlaufene aus der Irrenanstalt halten.«
    »Wohl wahr.«
    »Artemas, ich muss Ihnen etwas erzählen.«
    »Und das wäre?«
    »Lord Linslade erwähnte, dass der Geist einen ... einen Spazierstock bei sich hatte.«
    »Ja und? Spazierstöcke sind zurzeit sehr in Mode. Ich selbst trage keinen, weil ich sie als Behinderung empfinde.«
    Sie blickte auf die Straße hinaus. »Laut Linslades Beschreibung schien der Stock recht einmalig zu sein.«
    »Nun ja, der goldene Griff in Form eines Raubvogelkopfes. Aber ist das so bedeutsam?«
    Sie atmete langsam aus. »Die Beschreibung klang nicht nur einmalig, sie ist mir auch schrecklich bekannt. Renwick trug stets einen Spazierstock bei sich, auf den Linslades Beschreibung exakt zutrifft.«
    Er schien beunruhigt. »Sind Sie sich dessen auch vollkommen sicher?«
    »Ja.« Ihre Augen hatten einen fast panischen Ausdruck, dann erlangte sie ihre

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