Heißes Versprechen
anblickte.
»Ihre Argumentation ist logisch«, sagte er. »Diejenigen, die dem okkulten Unsinn der dunklen Seite des Vanza den Vorzug geben, neigen zum Melodramatischen. Bekanntermaßen bevorzugen sie für ihre Aktivitäten die Nacht. Doch ich fürchte, Sie dürfen sich bei einem Anhänger der schwarzen Magie nicht darauf verlassen, dass er ausnahmslos im Dunkeln operiert. Allein die Tatsache, dass Sie ihn eher des Nachts erwarten, mag ihn dazu bewegen, während des Tages in Aktion zu treten.«
»Es ist alles so verteufelt kompliziert«, flüsterte sie mit verzweifelter Heftigkeit. »Ich wünschte, mein Vater hätte sich niemals dem Vanza verschrieben. Und ich wünschte, ich hätte von dieser Philosophie niemals etwas vernommen oder wäre nie jemandem begegnet, der sie studiert hat.«
»Madeline ...«
In seinen Händen ballte sie ihre zu kleinen Fäusten. »Ich schwöre, wenn dies alles vorbei ist, werde ich niemals wieder mit irgendetwas noch irgendjemandem zu tun haben, der etwas mit dieser entsetzlichen Philosophie zu tun hat.« Ein Gefühl der Kälte durchströmte ihn.
»Ihre Einstellung gegenüber dem Vanza haben Sie klar zum Ausdruck gebracht. Was Sie machen, nachdem diese Angelegenheit ausgestanden ist, ist ganz allein Ihre Entscheidung. In der Zwischenzeit jedoch sind Sie meiner Fähigkeit wegen an mich herangetreten. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie der Stimme der Vernunft gehorchen. Wenn Sie schon nicht an Ihre eigene Sicherheit denken, so müssen Sie doch die Ihrer Tante berücksichtigen. Wollen Sie sie der Gefahr aussetzen?«
Sie musterte lange sein Gesicht. Seiner Logik war nicht zu entkommen, und er spürte, dass sie das begriff. Die Logik des Vanza. Er kannte ihre Antwort, noch bevor sie sie ihm gegeben hatte.
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte sie leise. »Sie haben Recht, ich muss Tante Bernice’ Sicherheit bedenken. Ich werde sofort alle Vorkehrungen treffen. Wir können noch heute bei Ihnen einziehen.«
»Eine sehr kluge Entscheidung, gnädige Frau.«
Sie warf ihm einen bitteren Blick zu. »Ich war mir der Tatsache nicht bewusst, eine Entscheidung gefällt zu haben, Sir. Meiner Ansicht nach waren Sie derjenige, der sie angeordnet hat.«
»Hmm.«
»Vielleicht«, begann sie nachdenklich, »wenn wir uns sehr vorsichtig und diskret verhalten und dazu noch Glück haben, wird niemand in Ihren Kreisen von unserem Aufenthalt bei Ihnen erfahren. Und wenn es jemandem auffällt, wird derjenige mich nicht erkennen.«
»Hmm.« Die in allen Clubs ausstehende Wette in Höhe von tausend Pfund wollte er lieber unerwähnt lassen.
9. Kapitel
Kurz nach zwei Uhr am Morgen legte Artemas die Karten nieder und sah sein Gegenüber an. »Wie ich sehe, schulden Sie mir fünfhundert Pfund, Flood.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, zum Monatsende werden Sie Ihr verdammtes Geld erhalten, Hunt.« Corwin Flood kritzelte seinen Namen auf den Wechsel und schleuderte diesen quer über den Tisch.
Artemas zog eine Augenbraue hoch, als er das Stück Papier auffing »Ende des Monats werden Sie Ihre Schulden begleichen? Darf ich daraus schließen, dass Sie derzeit nicht flüssig sind, Flood?«
»Aber nicht doch.« Flood griff nach der Flasche, die auf dem Tisch stand. Er füllte sein Glas und leerte den Claret in tiefen, hemmungslosen Zügen. Als er damit fertig war, stellte er sein Glas ab und betrachtete Artemas nachdenklich. »Habe ein verdammtes Vermögen in eine Geldanlage gesteckt. Sie ist von der Art, wie sie einem nur einmal im Leben begegnet. Ich habe alles zusammengekratzt, was ich hatte, um meine Anteile zu erstehen. In zwei Wochen werden sie ausgeschüttet, und dann bekommen auch Sie Ihr Geld.«
»Ich sehe dem Tag entgegen, an dem Ihr Schiff in den Hafen einläuft.«
Flood schnaubte. »Es handelt sich nicht um ein verdammtes Schiff. Viel zu riskant. Schiffe sinken. Schiffe verschwinden auf hoher See. Schiffe werden von Piraten angegriffen.« Er beugte sich halb über den Tisch und senkte vertraulich die Stimme. »Meine Anlage birgt keinerlei Risiko, Sir. Hinzu kommt noch, dass es sehr viel mehr als Anteile an einem Schiff einbringen wird.« Er grinste verschlagen. »Es sei denn natürlich, das Schiff hätte pures Gold geladen.«
»Ich muss gestehen, jetzt haben Sie mein Interesse geweckt. Nichts kann die Aufmerksamkeit eines Mannes so fesseln wie Gold.«
Flood hörte abrupt zu grinsen auf. Er schien sich der Tatsache bewusst, zu viel preisgegeben zu haben. »Ich beliebte lediglich zu scherzen, Sir.«
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