Heißes Versprechen
war. Er schrieb, er müsse sein ganzes Leben auf seine Studien verwenden, um so die alten alchemistischen Geheimnisse dieser Philosophie aufzudecken.«
»Verstehe.« Artemas trommelte mit den Fingern auf das Sims. »Sie jedoch hatten bis zur Hochzeitsnacht keinerlei Hinweis darauf erhalten, dass er seinen ehelichen Pflichten nicht nachkommen wollte?«
»Ich verstehe, dass das nur schwer nachzuvollziehen ist, Sir.« Sie seufzte. »Glauben Sie mir, ich habe mir die Wochen vor meiner Hochzeit tausend Mal durch den Kopf gehen lassen und mich gefragt, wie ich nur so ein Dummkopf hatte sein können.«
Er runzelte die Stirn. »Madeline ...«
»Ich kann nur sagen, Renwick war ein besessener Dämon
mit dem Aussehen eines schillernden Engels.« Sie schlang die Arme um ihren Körper. »Er glaubte, er könne uns alle mit seinem Charme umgarnen. Und für eine gewisse Zeit ist ihm das auch gelungen.«
Artemas’ Kinn zitterte. »Sie hatten sich in ihn verliebt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Rückblickend könnte man fast annehmen, er habe irgendeinen Zauber benutzt, um sein wahres Selbst zu verstecken. Doch diese Erklärung wäre zu einfach. Ich muss ganz ehrlich sein - Renwick wusste genau, wie er mich verführen konnte.« Zum ersten Mal seit dem Vorfall auf dem Sofa schien Artemas leicht belustigt. »Mit Leidenschaft jedenfalls hat er Sie nicht überschüttet.«
»Nein, natürlich nicht«, pflichtete sie ihm bei. »Leidenschaft mag ja auf ihre Art gut und schön sein.
Doch war ich nie so jung und derart leichtgläubig, ein solches Gefühl mit wirklicher Liebe zu verwechseln.« Auch heute Nacht durfte sie diesen Fehler nicht begehen, ermahnte sie sich streng.
»Nein, natürlich nicht«, brummte er. »Keine Frau von Ihrem Temperament und Ihrer Intelligenz würde sich von einem solch flüchtigen Gefühl wie dem der Leidenschaft die Vernunft austreiben lassen.«
»So ist es, Sir. Wie Ihnen wohl bekannt ist, gibt es vieles, was ich an der Philosophie des Vanza auszusetzen habe. Ich heiße sie nicht gut.«
»Diesbezüglich haben Sie an Ihrer Meinung keinen Zweifel gelassen.«
»Doch bin ich in einem Haushalt aufgewachsen, der von den Prinzipien des Vanza durchdrungen war. Ich gestehe, das Missfallen dieser Geisteshaltung an starken Gefühlen hat auch auf mich abgefärbt.« Sie zögerte kurz. »Renwick war klug genug, das zu durchschauen. Wie ich befürchte, hat er mir in einer Art und Weise den Hof gemacht, die unendlich viel anziehender ist als Leidenschaft.«
»Was zum Teufel wirkt anziehender auf ein Wesen Ihres Temperaments als Leidenschaft, gnädige Frau?« Seine Augen funkelten merkwürdig. »Ich gestehe, auf Ihre Antwort ausgesprochen gespannt zu sein.«
»Sir, Ihren Tonfall kann ich nicht nachvollziehen. Habe ich Sie verärgert?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte er mit verblüffender Offenheit. »Beantworten Sie die Frage.«
»Nun, er behauptete, von meiner Intelligenz und Bildung vollkommen hingerissen zu sein.«
»Ach. Jetzt sehe ich alles viel klarer. In anderen Worten hat er Sie glauben gemacht, er liebe Sie Ihrer Seele und Ihres Geistes wegen.«
»Richtig. Und ich Riesenidiotin, die ich war, habe ihm geglaubt.« Angesichts der Erinnerungen schloss sie gequält die Augen. »Ich glaubte, wir seien füreinander bestimmt. Seelenverwandte, metaphysisch verbunden, so dass wir die rein körperliche Ebene hinter uns lassen und auf einer höheren Ebene vereinigt sein konnten.«
»In der Tat ist das ein teuflisch starkes Band.«
»Tatsächlich jedoch erwies es sich als Illusion.«
Artemas schaute in die Flammen. »Wenn auch nur die Hälfte Ihrer Worte der Wahrheit entsprechen, dann war Renwick Deveridge tatsächlich verrückt.«
»Ja. Wie gesagt, anfangs hat er diesen Umstand verheimlichen können. Doch nach unserer Hochzeitsnacht wurde es immer deutlicher, dass irgendetwas ernsthaft nicht stimmte.«
»Verrückt oder nicht, der Mann ist tot und unter der Erde.« Artemas starrte weiter in die Flammen. »Doch will es scheinen, dass jemand uns glauben machen möchte, er sei aus seinem Grab wieder auferstanden.«
»Wenn es nicht Renwicks Geist sein sollte, dann muss es sich um jemanden handeln, der ihn gut genug kannte, um ihn nachzuahmen. Jemand, der ebenfalls ein Vanza ist.«
»Wir müssen unsere Nachforschungen dahingehend erweitern, dass wir mehr über Deveridges Vergangenheit herausfinden. Morgen früh werde ich Henry Leggett damit beauftragen.« Artemas wandte sich von den Flammen ab und sah sie an.
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