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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Entdeckung machen sollte. Es war ihm klar gewesen, dass er sich würde schützen müssen. Die Fremden hatten bereits frühzeitig damit begonnen, ihn zu beobachten. Anfangs war das Gefühl, beobachtet zu werden, lediglich sporadisch aufgetreten. Doch allmählich war es zu einem alltäglichen Phänomen geworden. Er hatte seine Vorkehrungen getroffen. Und heute sollten sie ihm von Nutzen sein.
    Vollkommen regungslos stand er in dem Durchgang und konzentrierte sich auf die Strategie der Unsichtbarkeit. In der alten Backsteinvilla war er ganz alleine. Bis vor kurzem hatte er zweimal wöchentlich eine Haushälterin beschäftigt, doch hatte er sie während ihres Aufenthalts im Haus auf Schritt und Tritt verfolgt. Ganz besonders hatte er darauf geachtet, dass sie niemals in den Keller zu schlüpfen versuchte. Das Kochen erledigte er selbst. Zwar war das keine einem Gentleman angemessene Beschäftigung, doch wenn man von Fremden beobachtet wurde, durfte man auf diese Dinge nicht viel geben. Man tat, was getan werden musste. Sein großes Ziel, den Kern des Vanza-Wissens zu entziffern, war unendlich viel wichtiger als sein Stolz als Gentleman.
    Auf der anderen Seite der Wand knirschte der Boden im Flur. Der Fremde musste sich davon überzeugt haben, das Haus sei leer, denn obwohl er sehr vorsichtig eingedrungen war, machte er mittlerweile besonders für einen des Vanza Kundigen recht viel Lärm.
    Eaton Pitney stand lächelnd im Durchgang. Die Täuschung, mittels derer er seine Nachbarn davon hatte überzeugen wollen, er sei auf seinen Landsitz gereist, hatte offenbar gewirkt, wenn auch nicht ganz in dem von ihm beabsichtigten Sinne. Er hatte gehofft, wenn die Fremden ihn auf seinem Landsitz wähnten, sie ihm dorthin folgen würden und er ein wenig Ruhe haben würde.
    Stattdessen hatten sie einen darauf abgestellt, sein Haus zu durchsuchen.
    Er hörte einen gedämpften Schlag, der von ähnlichen Geräuschen gefolgt wurde. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass der Fremde sich im Zimmer über ihm befand. Er gestattete sich ein Gefühl der Befriedigung. Glaubte der Eindringling etwa, er sei so dumm, seine Aufzeichnungen herumliegen zu lassen, wo sie so leicht gefunden und gestohlen werden konnten?
    Die jüngere Generation der im Vanza ausgebildeten Männer hatten von ihren Vorgängern doch noch einiges zu lernen. Er lauschte, wie Schubläden auf- und wieder zugezogen wurden. Die Dielen über ihm knarrten. Dann hörte er gedämpftes Türenschlagen und Getrampel. Eaton verharrte in dem Durchgang und wartete. Die seelische Ruhe zu bewahren, die für die Strategie der Unsichtbarkeit vonnöten war, fiel ihm dieser Tage schwer. Seit Jahren stand er unter ständiger Anspannung, und seine Nerven waren nicht mehr so kräftig, wie sie es einmal gewesen waren.
    Er presste ein Ohr gegen die Wand und lauschte sowohl dem Gefühl als auch dem Geräusch der Bewegung. Er konnte nur hoffen, dass der Eindringling nicht die Geheimnisse des Kellers entdecken würde.
    Es schien eine Ewigkeit, bis er den Fremden wieder die Treppe herunterkommen hörte. Eaton hielt den Atem an, als er den Fremden hörte, wie er die Tür zu den Zimmern unterhalb des Erdgeschosses öffnete. Der Fremde stieg in die Vorratskammern hinab, stöberte dort eine Weile herum und kehrte schließlich zum Erdgeschoss zurück. Eaton schloss kurz die Augen und gestattete sich ein leises, erleichtertes Seufzen. Der Schurke hatte die versteckte Kammer nicht entdeckt. Nach einer Weile verstummten auch die entfernten Geräusche. Eaton wartete noch eine halbe Stunde, um gänzlich sicherzugehen, dass der Fremde das Haus auch tatsäch-lich verlassen hatte. Als er davon überzeugt war, wieder alleine im Haus zu sein, richtete er sich langsam auf. Seine Muskeln schmerzten, da er zu lange in ein und derselben Haltung verharrt hatte.
    Als er sich wieder stabil auf seinen Füßen fühlte, trat er auf die Wand zu, die als versteckte Tür zu einem Geheimgang diente. Vor dem Öffnen hielt er kurz inne und lauschte. Er konnte nichts hören.
    Dann schob er die Wand beiseite und trat in den dunklen Flur hinaus. Dort hielt er erneut inne und horchte. Die Stille war so dicht wie der Nebel draußen auf der Straße.
    Eaton eilte den Flur bis zu dem versteckten Treppenhaus hinunter, das in die Tiefe der alten Villa führte. Er fand eine Kerze, zündete sie an und ging die Steinstufen hinab. Er musste sich einfach der Tatsache versichern, dass in seinem geheimen Arbeitszimmer alles in Ordnung

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