Heißes Versprechen
versuchte sie, die Situation zu deuten.
»Artemas?«
»Was ist es denn jetzt, gnädige Frau? Ich warne Sie, meine
Nerven sind heute Abend kaum in der Verfassung, noch einen weiteren Schlag versetzt zu bekommen. Ich werde Sie doch noch nach oben schicken müssen, um eines der Elixiere Ihrer Tante zu holen.«
»Ach, nichts weiter.« Sie benetzte sich die Lippen. »Ich wollte Ihnen lediglich mitteilen, dass diese Stellung nicht mehr ganz so unangenehm ist wie noch vor wenigen Minuten.«
Ein paar Sekunden regte er sich nicht. Dann hob er sehr langsam den Kopf und blickte sie grimmig an.
»Wie bitte?«, fragte er mit trügerischer Höflichkeit.
Sie lächelte beschwichtigend. »Jetzt geht es eigentlich. Trotz meines anfänglichen Eindrucks glaube ich mittlerweile, dass Sie sehr wohl passen.«
»Verdammt, verdammt noch eins.« Dieses Mal fluchte er so leise, dass sie es kaum vernehmen konnte.
Sie räusperte sich. »Vielleicht würden Sie es gerne noch einmal versuchen?«
»Was ich tatsächlich gerne haben würde«, meinte er mit aufeinander gepressten Zähnen, »ist eine Erklärung.«
Er löste sich von ihrem Körper und stand auf. Ein Gefühl der Verlorenheit und Enttäuschung durchströmte sie, als er ihr den Rücken zukehrte und seine Hose zuknöpfte. Wortlos reichte er ihr ein großes, weißes Leinentaschentuch, das sie peinlich berührt entgegennahm. Sie war froh, dass ihr schwerer, wattierter Morgenmantel den Großteil der Beweise ihrer Aktivitäten aufgesaugt hatte. Auf diese Weise würde sie immerhin nicht den Blick der Haushälterin am nächsten Morgen ertragen müssen. Sie nahm sich so gut wie möglich zusammen, atmete tief durch und stand rasch auf. Prompt gaben ihre Knie nach. Sie versuchte, den gewundenen Griff des Sofas zu erhaschen, doch Artemas fing sie auf und stützte sie erstaunlich zärtlich, wenn man seine offensichtlich schlechte Laune berücksichtigte.
»Geht es Ihnen gut?«, erkundigte er sich mit rauer Stimme.
»Ja, selbstverständlich.« Ihre Wut und ihr Stolz kamen ihr zu Hilfe. Sie band ihren Morgenmantel zu und bemerkte, dass sie immer noch das Taschentuch, das er ihr gegeben hatte, in der Hand hielt. Sie warf einen Blick darauf und sah, dass es befleckt war. Peinlich berührt stopfte sie es hastig in ihre Tasche.
Artemas ließ von ihr ab und stellte sich vor den Kamin. Er lehnte mit einem Unterarm auf dem Sims und starrte in die Flammen.
»Man munkelt, Ihr Vater habe die Auflösung Ihrer Ehe angestrebt«, meinte er tonlos. »Jetzt verstehe ich auch, dass Sie dazu allen Grund hatten.«
»Ja.« Sie blickte verloren in die Flammen. »Ich hätte jedoch jeden Ausweg aus dieser Ehe gebilligt.«
Ihre Blicke trafen sich. »War Deveridge impotent?«
»Das kann ich nicht sagen.« Sie versenkte ihre kalten Hände in die Taschen ihres Morgenmantels, um sie zu wärmen. »Ich weiß lediglich, dass er an mir keinerlei Interesse zeigte. Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Diese Wahrheit habe ich jedoch unglücklicherweise erst in der Hochzeitsnacht herausgefunden.«
»Warum aber hat er Sie überhaupt erst geheiratet, wenn er noch nicht einmal die grundlegenden Pflichten eines Ehemanns erbringen wollte?«
»Ich glaubte deutlich gemacht zu haben, dass Renwick mich nicht geliebt hat. Er hatte keinerlei Interesse an einer Ehe. Sein Ziel waren die tiefen, dunklen Geheimnisse des Vanza. Er glaubte, mein Vater würde sie ihm dadurch ermöglichen, dass er ihm die alte Sprache beibrachte.«
Artemas’ Hand klammerte sich am Kaminsims fest. »Natürlich. Ich denke nicht ganz klar, verzeihen Sie.«
»Sie hatten eine schwere Nacht.«
»So kann man es wohl ausdrücken.«
»Ich könnte Ihnen eventuell eines der Elixiere meiner Tante ...«
Er warf ihr einen gepeinigten Blick zu. »Wenn Sie diese verdammten Elixiere noch ein einziges Mal erwähnen, werde ich für meine Handlungen nicht verantwortlich zu machen sein.«
Allmählich wurde sie ungehalten. »Ich wollte nur behilflich sein.«
»Glauben Sie mir, gnädige Frau, in dieser Hinsicht haben Sie für heute Nacht genügend getan.«
Sie zögerte und entschied sich dann, ihm ein wenig von Renwicks Verhalten zu erläutern. »Wie ich Ihnen bereits sagte, habe ich das Laboratorium meines Mannes durchsucht.«
Artemas bedachte sie mit einem vielsagenden Blick. »Ja und?«
»Ich hatte Gelegenheit, mir einige seiner Aufzeichnungen durchzulesen. Er war offenbar der Überzeugung, dass seine Impotenz durch seine Hingabe an das Vanza hervorgerufen worden
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