Heißes Versprechen
Treppe hoch und blieb vor einer schweren Tür stehen. Die Scharniere quietschten angemessen unheimlich. Langsam öffnete sich die Tür und offenbarte eine bedrohliche Dunkelheit.
Beth zögerte, über die Schwelle zu treten, und starrte in die Dunkelheit. »Ist es wirklich sicher, das Haus zu betreten?«
»Es gibt nichts, wovor man Angst haben müsste.« Er drehte die Laterne so, dass sie einen schwachen Strahl in das Zimmer warf. »Ich bin bei dir.«
»Gott sei Dank.« Beth trat vorsichtig in das Zimmer.
Zachary bereitete sich auf ihren Aufschrei vor. Er würde unmittelbar hinter ihr stehen, um sie aufzufangen, wenn ihr Blick auf das Gespenst fiel.
Beth blieb stehen. Vor Schreck verschlug es ihr den Atem. Doch sie gab keinen damenhaft zaghaften Laut von sich, sondern schrie wie am Spieß. Das hohe, schrille Kreischen des Entsetzens hallte durch die Villa. Zachary setzte die Laterne ab und schlug die Hände über die Ohren.
»Was in aller Welt ...« Gepeinigt verzog er das Gesicht. »Es ist doch kein wirkliches Gespenst.«
Doch Beth hörte ihn nicht. Sie fuhr herum. In dem schummrigen Licht sah er ihre Augen. Mitnichten warf sie sich in seine Arme, wie er es sich ausgemalt hatte. Sie schubste ihn ruppig aus dem Weg und rannte zur Tür. Er hielt sie am Arm fest, um sie zu beschwichtigen.
»Beth, warte doch! Es ist doch nur ein altes Laken!«
»Geh mir aus dem Weg!«
»Es kann dir nichts zu Leide tun.« Er versuchte sie zu beruhigen, als sie sich in ihn verkrallte.
»Es ist grausam! Wie konntest du so etwas tun? Lass mich hier heraus!« Sie kämpfte jetzt gegen ihn. »Lass mich raus!«
Da er sich keinen Rat wusste, ließ Zachary sie los. »Beth, um Himmels willen, du musst doch nicht immer noch schreien. Ich schwöre, es ist nur ein Laken.« Doch Beth war bereits draußen und rannte die Treppe hinunter auf den Pfad zu. Sie verschwand um eine Biegung des dunklen Weges, der zurück zu den Vergnügungspavillons führte.
So viel zu seinem großen Plan, dachte Zachary bedrückt. Vielleicht sollte er bei Gelegenheit Herrn Hunt zum Thema Frauen befragen. Offenbar hatte er guten Rat nötig. Über die vergangenen drei Jahre hinweg hatte er Herrn Hunts Meinung zu sehr unterschiedlichen Problemen schätzen gelernt.
Er drehte sich um, um nachzusehen, weshalb sein Gespenst nicht die erwünschte Wirkung gehabt hatte. Jetzt erst sah er, was Beth eben so in Panik versetzt hatte.
Das Gespenst, das er an den Bohlen angebracht hatte, zitterte wohl unheimlich im Luftzug der geöffneten Tür. Aber es waren nicht die leeren, ausgeschnittenen Augenhöhlen, die ihn aus der Nische des steinernen Treppenhauses blind anstarrten. Das Blut hatte etwas sehr Wirkungsvolles. Er war sich jedoch ganz sicher, sein Gespenst nicht in Blut getränkt zu haben. Und kein zweites auf den Boden drapiert zu haben.
15. Kapitel
Die Flammenglut in der hinteren Halle loderte nun noch heftiger. Ein schrecklicher Lärm begleitete das herannahende Feuer wie die Geräusche eines riesigen Untiers, das sich an seiner frisch erlegten Beute labt. Ihr blieb nur noch sehr wenig Zeit. Sie hob den blutigen Schlüssel auf und fummelte ihn in das Schloss des Schlafzimmers. Sie sah etwas Goldenes aufflackern. Sie betrachtete es genauer und erblickte Renwicks Spazierstock neben seinem Körper auf dem Teppich. Sie zwang sich, sich darauf zu konzentrieren, den blutverschmierten Schlüssel in das Schloss zu stecken. Zu ihrem Entsetzen entglitt er ihren zitternden Händen. Sie glaubte, Renwick lachen zu hören, als sie sich bückte, um ihn aufzuheben. Als sie jedoch zu ihm hinübersah, war er immer noch tot. Sie hob den Schlüssel auf und versuchte, ihn erneut ins Schloss zu stecken.
Ein zweites Mal entglitt er ihren Händen. Über alle Maßen frustriert und entsetzt, starrte sie auf ihn hinunter. Sie musste die verschlossene Tür öffnen.
Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie sich Renwicks Hand bewegte. Schreckensstarr beobachtete sie, wie seine toten Finger sich nach dem Schlüssel ausstreckten ...
Wie nach diesem Traum üblich, wachte sie ruckartig und in kaltem Schweiß gebadet auf. Wie sonst auch fand sie sich zunächst nicht zurecht. Sie schob die Bettdecke beiseite, zündete eine Kerze an und blickte auf die Uhr. Es war Viertel nach eins am Morgen. Zum zweiten Mal, seit sie unter Arte-
mas’ Dach wohnten, hatte sie zwei volle Stunden geschlafen, ehe der Traum gekommen war. Offenbar holte sie den so sehr benötigten Schlaf hier nach.
Nur zu gut aber wusste
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