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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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dass er in dem ersten Jahr nach dem Vorfall mitten in der Nacht vor Angst schweißgebadet aufgewacht war. Allmählich jedoch hatten sich seine Nerven beruhigt.
    Er hatte sich selbst beruhigt, sich sicher zu wähnen. Doch vor drei Monaten hatte er einen Brief mit einem nur allzu vertrauten goldenen Siegel bekommen. Die nächtlichen Angstanfälle waren zurückgekehrt. Seit mehreren Wochen spähte er nun ständig über seine Schulter.
    Doch nichts war geschehen, und er hatte die Schlussfolgerung gezogen, die Nachricht mit dem Siegel sei lediglich ein grotesker Scherz seitens Floods oder Glenthorpes gewesen. Es widersprach jeder Vernunft, anzunehmen, der rätselhafte Liebhaber sei zurückgekehrt, um sich zu rächen. Schließlich war sie lediglich Schauspielerin gewesen, eine niedere Person ohne Familie. Der Liebhaber, so es ihn denn überhaupt jemals gegeben haben sollte, war vermutlich ein rücksichtsloser Schurke, der sicherlich schon lange ihren Namen vergessen hatte. Kein Gentleman würde auch nur einen Gedanken an solch ein dummes kleines, zu Tode gekommenes Flittchen verschwenden.
    »Die >Drei Reitersleute< sind uns ganz einfach zu langweilig geworden.« Oswynn versuchte, eine abwertende Handbewegung zu machen, doch schienen ihm die Finger nicht gehorchen zu wollen. »Danach habe ich mich interessanteren Dingen zugewendet. Sie wissen schon, wie es so ist.«
    »Allerdings.« Der Poet lächelte. »Das ist der Fluch, der auf jenen lastet, deren erhöhte Empfindsamkeiten Ausgefallenes und Exotisches verlangen. Immer wieder suchen wir nach neuen Anregungen.«
    »Risch ... ich meine richtig.« Oswynn merkte, dass er kaum noch seine Gedanken zusammennehmen konnte. Das Schaukeln der Kutsche berauschte ihn. Er wollte einfach nur noch schlafen. Durch zusammengekniffene Augen betrachtete er den Poeten. »Wohin schagten ... ich meine sagten Sie, dass wir fahren?«
    Den Poeten schien die Frage über alle Maßen zu amüsieren. Sein Lachen hallte in der Nacht wider. Das Laternenlicht der Kutsche ließ sein Haar golden schimmern.
    »In eine andere Hölle natürlich«, erwiderte er.
    Das Publikum hielt den Atem an, als der hoch gewachsene, schlanke, silbergraue Mann auf der Bühne die junge Dame auf dem Stuhl ansprach.
    »Wann werden Sie aufwachen, Lucinda?«, fragte er bestimmt.
    »Wenn das Glöckchen klingelt.« Lucinda sprach mit merkwürdig gleichtöniger Stimme.
    Zachary stand, die Hand gegen die Wand gestützt, am hinteren Ende des Raums. Er beugte sich zu Beth hinüber und flüsterte ihr ins Ohr: »Jetzt kommt das Beste, schau nur
    zu.«
    Beth war von der Vorführung vollkommen gebannt, doch warf sie Zachary ein verstohlenes Lächeln zu.
    Auf der Bühne wiegte der Magier die Hände vor der vor sich hin starrenden Lucinda. »Werden Sie sich daran erinnern, dass Sie eine Ansprache aus dem Hamlet vorgetragen haben, während Sie in Trance waren?«
    »Nein.«
    Der Magier nahm ein kleines Glöckchen in die Hand und ließ es leise schellen. Lucinda machte eine ruckartige Bewegung und öffnete die Augen. Sie blickte sich leicht verdutzt um. »Was mache ich denn hier auf der Bühne?«, fragte sie. Sie schien tatsächlich überrascht zu sein, sich nunmehr dem Publikum gegenüber zu finden, in deren Reihen sie eben noch gesessen hatte.
    Das Publikum klatschte begeistert Beifall. Lucinda errötete und blickte Hilfe suchend auf den Magier.
    Der Magier lächelte beschwichtigend. »Sagen Sie uns, Lucinda, lesen Sie häufig Shakespeare?«
    »Nein, Sir, nicht seitdem ich nicht mehr zur Schule gehe. Ich lese lieber Gedichte des Lord Byron.«
    Das Publikum lachte zustimmend. Ein Mädchen ganz nach seinem Geschmack, dachte Zachary. Er hatte bereits die Hälfte des Buches The Corsair gelesen, das Herr Hunt ihm gegeben hatte. Es war just das, was er gerne mochte: jede Menge aufregende Handlung und wagehalsige Abenteuer.
    »Haben Sie jemals ein paar Passagen aus dem Hamlet auswendig gelernt, Lucinda?«, erkundigte sich der Magier.
    »Meine Gouvernante hat mich einige Passagen lernen lassen, doch liegt das lange zurück. Ich kann mich an keine von ihnen erinnern.«
    Murmeln und Aufrufe waren im Publikum zu hören. »Das ist allerdings sehr interessant, denn Sie haben uns eben eine ausgezeichnete Darbietung der Passage der ersten Szene des zweiten Aktes dieses Stücks geboten«, verkündete der Magier.
    Lucinda riss die Augen auf. »Sagen Sie das nicht, das ist unmöglich. Ich schwöre, ich kann mich an kein einziges Wort erinnern.«
    Das Publikum

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