Heißes Versprechen
Augen leuchteten bestürzt auf. »Der Schurke hat Ihnen eine Nachricht zukommen lassen?«
»Eine Warnung, mich aus seinen Angelegenheiten herauszuhalten.« Er stand auf, ging zu dem kleinen Tisch und nahm den blutverschmierten Brief in die Hand. Ohne ein Wort öffnete er ihn und reichte ihn ihr.
Sie überflog ihn hastig. Er spürte es genau, als sie zur letzten Zeile gekommen war. Grauen war in ihren Augen zu lesen. »Gütiger Himmel, es ist wahr. Renwick ist am Leben.«
»Nein.« Er riss ihr das Blatt aus den Händen und presste sie eng an sich. »Das wissen wir nicht.«
»Aber er erwähnt mich.« Kaum verhohlenes Entsetzen klang in ihren Worten mit. » Vergessen Sie nicht, meine Frau zu grüßen.«
»Madeline, denken Sie doch einmal nach. Es ist wesentlich wahrscheinlicher, jemand möchte uns lediglich glauben machen, dass er noch lebt«, sagte Artemas.
»Doch aus welchem Grund?«
»Weil es seinen Zwecken dienlich ist.«
»Das ergibt alles überhaupt gar keinen Sinn.« Sie presste die Hände gegen die Schläfen. »Was geht hier vor? Worum geht es?«
»Noch weiß ich es nicht, doch verspreche ich Ihnen, dass wir der Wahrheit auf den Grund kommen werden.«
Sie schüttelte den Kopf. Der Ausdruck der Beharrlichkeit fiel wie ein Cape über sie. »Ich bedaure, dass ich Sie in diese Sache mit hineingezogen habe, Sir. Bernice und ich müssen noch heute dieses Haus verlassen.«
Er hob die Brauen. »Ich möchte doch hoffen, dass Sie mich nicht zwingen werden, Wachposten aufzustellen, um Sie in diesem Haus zu halten. Das wäre wirklich sehr lästig.«
»Die Sache ist zu weit gegangen, Artemas. Der Brief ist eine Warnung. Wer kann schon sagen, was er als Nächstes tun wird?«
»Er wird es wohl kaum wagen, in so kurzer Folge noch zwei weitere Männer der Stadt beiseite zu schaffen.«
»Einen von ihnen hat er bereits umgebracht.«
»Oswynn war ein leichtes Spiel, denn er besitzt kaum Familie, die sich wegen seines Todes Gedanken machen würde. Bei seinem Leumund würde niemanden die Nachricht verwundern, er sei von einem Straßenräuber auf dem Nachhauseweg vor einer der Spielhöllen ermordet worden. Flood oder Glenthorpe zu ermorden würde ein viel größeres Risiko bergen. Ich halte unseren geheimnisvollen Halunken für klug genug, das zu wissen.«
»Oswynns Leiche wurde aber auf dem Grundstück der Vergnügungspavillons gefunden. Das wiederum wird einen Skandal auslösen.«
»Nein«, erwiderte Artemas leise. »Oswynns Leiche, wenn sie denn endlich gefunden werden wird, wird in der Themse schwimmen. Zachary und ich haben uns vor gut einer Stunde darum gekümmert.«
»Verstehe.« Sie dachte über seine Worte nach und runzelte die Stirn. »Doch löst das nicht unser Problem. Der Schurke weiß offenbar über Ihre Verbindung zu den Vergnügungspavillons Bescheid. Deshalb hat er auch Oswynns Leiche dorthin gebracht, damit Sie sie entdecken.«
»Richtig.«
»Ihre Rachepläne sind ihm ebenfalls bekannt.«
»Ja, das sind sie.«
Sie musterte ihn besorgt. »Er kann Ihnen eine Menge Kopfzerbrechen bereiten.«
»Wenn dieser Fall eintreten sollte, werde ich mich zu gegebener Zeit drum kümmern.«
»Aber Artemas ...«
Er legte eine Hand auf ihre Schulter. »Hören Sie mir zu, Madeline. Ganz gleich, was auch geschehen mag, in dieser Sache stecken wir gemeinsam. Für jeden von uns beiden ist es jetzt zu spät, den Kurs zu ändern.«
Sie betrachtete ihn angespannt. Dann umarmte sie ihn wortlos und legte ihren Kopf gegen seine Schulter.
Er hielt sie eng umschlungen. Durch das Fenster hindurch war das erste nebelverhangene graue Morgenlicht zu sehen.
17. Kapitel
Ich schwöre, ich wäre verrückt geworden, wenn ich Hunts Haus heute Morgen nicht hätte entfliehen können.« Bernice blickte durch das Fenster der Kutsche auf die Straße. »Missverstehe mich bitte nicht, ich rechne ihm seine Sorge um deine Sicherheit hoch an, doch muss ich gestehen, dass ich mich allmählich wie in einer Falle gefangen fühle.«
»Unsere Freiheit heute Morgen ist kaum mehr als eine Illusion«, erwiderte Madeline trocken.
Latimer saß auf dem Kutschbock, doch saß er dort nicht allein. Zachary hockte mit einer Pistole bewaffnet neben ihm. Er war gerade im Haus gewesen, als Madeline und Bernice die Kutsche geordert hatten. Zachary hatte darauf bestanden, sie zu begleiten.
»Wohl wahr, denn es fühlt sich an, als ob wir unter bewaffnetem Schutz fahren würden, nicht wahr?«, fragte Bernice. »Dennoch tut es selbst in diesem Nebel gut,
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