Heißes Versprechen
Ehemann? Wie ich mich zu erinnern glaube, haben Sie ihn als einen mörderischen Kriminellen ersten Ranges beschrieben.«
Vor lauter Reue wurde ihr schwindelig. »Seien Sie nicht albern, Sir. Selbstverständlich habe ich Sie nicht mit Renwick vergleichen wollen. Er war durch und durch ein Schuft und besaß keinerlei Ehrgefühl. Das ganze Gegenteil von Ihnen also.«
»Immerhin, dafür danke ich Ihnen«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Sie konzentrierte sich auf ihren rechten Handschuh. »Wie Sie wissen, sind die Erinnerungen an meine Ehe keine glücklichen. Es ist durchaus möglich, dass ich eben etwas zu heftig reagiert habe, als sie mich anschrien.«
»Ich habe nicht geschrien.«
»Nein.« Sie machte sich an ihrem linken Handschuh zu schaffen. »Sie haben Recht. Ich bin einem Irrtum unterlegen. Sie haben nicht geschrien. Ich bezweifle, dass Sie auch nur Ihre Stimme erhoben haben, nicht wahr, Artemas? Vermutlich ist es auch vollkommen überflüssig, denn Sie können mit nur einem einzigen Wort einen Menschen bereits zu einer Salzsäule erstarren lassen.«
»Über Ersteres habe ich nicht zu befinden. Doch versichere ich Ihnen, als ich vor kurzem nach Hause zurückkehrte und erfuhr, dass Sie das Haus verlassen hatten, bin ich vor Schreck zu einer Salzsäule erstarrt.«
Sie legte die Stirn in Falten. »Hat die Haushälterin Ihnen nicht Bescheid gegeben, dass Latimer und Zachary in unserer Begleitung waren?«
»Das hat sie, und das war auch der einzige Grund, weswegen ich nicht sofort die Augen und Ohren mit der Suche nach Ihnen beauftragt habe.«
Einer der Handschuhe entglitt ihr. Einen Moment lang konnte sie nichts tun, als ihm wortlos nachzustarren. Dann hob sie langsam den Kopf, um Artemas anzusehen und die Gefühle zu deuten, die sie in den Tiefen seiner Augen wahrnahm.
Das war kein einfaches Unterfangen. Er war ein Mann, der seit langem gelernt hatte, sich von der Welt abzugrenzen. Er lebte tief in seinem Inneren, versteckt hinter verschlossenen Toren, verbarrikadierten Fenstern und hohen Steinmauern. Doch gründete sich sein tiefstes Inneres auf Ehre und
Geradlinigkeit. Anders als Renwick war er keine ansehnliche, hohle Hülle, die an nichts anderes als an sich selbst dachte. Artemas wusste, was Verantwortung bedeutete. Sie musste sich nur Zachary und Henry Leggett und all die anderen vor Augen halten, die ihm mit solch offensichtlicher Treue und Zuneigung dienten, um seinen wahren Kern zu erkennen.
Vor allem aber kannte er die Last der Schuld und des Versagens ebenso gut wie sie selbst.
»Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an, Artemas.« Sie vergaß den Handschuh zu ihren Füßen und trat impulsiv einen Schritt auf seinen Schreibtisch zu. »Ich habe die Beherrschung verloren. Ehemänner sind für mich ein wunder Punkt.«
»Das haben Sie sehr deutlich gemacht.«
»Latimer und Zachary waren beide bewaffnet, und ich hatte meine Pistole und mein Messer mit dabei. Ich bin kein Dummkopf.«
Er sah sie eine Weile lang an. »Nein, natürlich waren Sie kein Dummkopf. Sie sind eine intelligente, einfallsreiche Frau, die es gewohnt ist, ihre eigenen Entscheidungen zu fällen.« Er richtete sich auf und wandte sich dem Fenster zu. »Ganz offensichtlich bin ich es, der hier über das Ziel hinausschießt.«
»Artemas ...«
»Dieses Thema noch weiter auszuschöpfen wird uns nicht weiterhelfen.« Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und blickte starr in den Garten. »Wenden wir uns einem nützlicheren Thema zu. Erzählen Sie mir doch, was Sie heute derart beschäftigt hat, dass es Sie aus dem Haus getrieben hat.«
Er musste bestimmt einer der sturköpfigsten Männer auf dem gesamten Erdball sein. Sie richtete die Augen zur Decke, doch konnte sie auch dort keine göttliche Eingebung finden.
»Jawohl, Sir«, erwiderte sie knapp. »Wenden wir uns lieber einem weniger empfindlichen Thema zu. Zur Aufheiterung der Seele geht doch nichts über einen kleinen Plausch über Mörder und dunkle Machenschaften, wie ich immer zu sagen pflege.«
Über die Schulter hinweg traf sie sein giftiger Blick. »Einen Ratschlag möchte ich Ihnen geben, gnädige Frau. Treiben Sie es nicht zu weit. Sie mögen es gewohnt sein, Ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, doch versichere ich Ihnen, dass ich es nicht minder gewohnt bin, in meinem eigenen Haus das Sagen zu haben.« Er hielt inne und hob bedeutungsvoll eine Augenbraue. »Und zurzeit wohnen Sie in diesem Haus.«
Sie räusperte sich. »Ihre
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