Heisskalte Glut
von Gray Rouillard gehalten, der mit freiem Oberkörper in der Nähe des
Ufers hinter dem Bootshaus stand und sie aus zusammengekniffenen Augen
beobachtete.
Einen Augenblick lang sahen sie sich über das
Wasser hinweg an. Faiths Augen wanderten panisch umher. Sie suchte nach einem
guten Grund für ihre Anwesenheit hier, ihr sonst so schnelles Gehirn jedoch war
durch den Schock wie gelähmt. Sie hatte sich vollkommen allein geglaubt. Sich
dann umzublicken und ausgerechnet Gray zu sehen, ohne Hemd auch noch, war
einfach unfair. In seiner Gegenwart benötigte sie ihren ganzen Verstand und
durfte sich nicht durch seine breite, nackte Brust oder das lange, auf die
Schultern herabfallende Haar ablenken lassen.
Er ruderte schnell ans Ufer. Sie zog die
Vorsicht dem Mut vor und ergriff die Flucht. Ihre Fußsohlen
donnerten auf den Bohlen. Er ließ die Angel fallen und rannte um das Bootshaus
herum. Keuchend rannte sie noch schneller. Wenn sie den Waldrand vor ihm
erreichen konnte, wäre sie vor ihm sicher. Sie war kleiner und schlanker und
würde sich unter manchem Baum hindurchducken können, um den er einen Umweg machen
müßte. Doch so schnell sie auch war, er hatte noch immer die Behendigkeit eines
Footballspielers. Sie konnte ihn aus dem Augenwinkel heraus sehen. Er näherte
sich immer mehr und legte mit jedem Schritt an Geschwindigkeit zu. Dann hatte
er ihr den Bruchteil einer Sekunde voraus. Sein breiter Körper blockierte ihren
Weg. Bevor sie anhalten konnte, prallte sie gegen ihn. Leider hatte sie zum
Abstoppen kein sehr geeignetes Schuhwerk an. Mit voller Wucht traf sie auf
seine Brust. Der Aufprall nahm ihr die Luft. Er stöhnte und stolperte ein paar
Schritte rückwärts, seine Arme aber waren schnell genug, um sie aufzufangen.
Er fand sein Gleichgewicht wieder und legte leise lachend die Arme
um sie. »Für ein Leichtgewicht war das ein ziemlich gelungener Versuch. Ganz
schön schnell sogar. Wohin willst du denn so eilig, Rotschopf? Und was in aller
Welt hattest du überhaupt hier zu suchen?«
Sie rang noch immer nach Luft. Himmel, er war wirklich
hart wie Stahl! Sie hatte sich vermutlich beim Aufprall blaue Flecken
zugezogen. Nach einer kurzen Pause brachte sie mühsam hervor: »Ich will mich
erinnern und nachdenken.« Gleichzeitig versetzte sie ihm einen leichten Stoß,
damit er sie wieder auf die Füße setzte.
Er schnaubte und ignorierte ihren Hinweis. »Du befindest dich auf
einem fremden Grundstück. Da mußt du dir schon eine bessere Ausrede einfallen
lassen.«
»Neugier«, brachte sie, immer noch außer Atem, hervor. Seine feste
Umarmung hinderte sie daran, tief Luft zu holen. Sie wand sich, hörte aber
sofort wieder auf. Die Reibung an seiner nackten Haut war zu irritierend, zu
gefährlich.
»Das kann ich schon eher glauben«, murmelte
er. »Und wohin willst du jetzt?« Er beschloß, sie wieder auf die Füße zu
stellen, und lockerte seinen Griff etwas, so daß sie an seinem Körper
herabglitt. Faiths Wangen glühten, als sie etwas von ihm abrückte. Die Farbe
rührte allerdings nicht von den tiefen Atemzügen, die sie jetzt tat. Er trug
lediglich ein paar samtweiche Jeans und Stiefel. Fasziniert und hilflos
starrte sie auf seinen nackten Oberkörper. Seine Schultern waren gut sechzig
Zentimeter breit und voller Muskeln, die sich in mehreren Lagen über seine
Brust zogen. Die schwarzen Locken seines Brusthaares verdeckten fast
vollständig seine kleinen, flachen Knospen und liefen spitz auf seinen
Bauchnabel zu. Sein flacher Nabel wurde durch die sündhaft tiefgeschnittenen
Jeans betont. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf seiner Haut. Er sah aus wie
eine Statue, die nur aus Muskeln und Sehnen bestand.
»Wie bist du denn hierhergekommen?« sprudelte sie hervor, ohne auf
seine Frage einzugehen. »Mir ist dein Auto gar nicht aufgefallen.«
»Mit dem Pferd.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung der Wiese auf
der anderen Seite des Hangs. »Dort steht er und frißt sich die Wampe voll.«
»Maximilian?« fragte sie, da sie sich an den Namen von Guys
preisgekröntem Hengst erinnerte.
»Einer seiner Söhne.« Gray runzelte die Stirn und blickte auf sie
herab. »Woher kennst du denn Maximilian? Und wie bist du hierhergekommen?«
»Den meisten Leuten in der Gegend hier ist es bekannt, daß du
Pferde besitzt«, sagte sie und rückte ein wenig von ihm ab.
Er griff nach ihrem Arm. »Langsam, langsam. Viele Leute wissen von
unseren Pferden, aber nur wenige von ihnen kennen den Namen des
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