Heisskalte Glut
so
fest, daß es ein Wunder war, daß er nicht zerbrach. »Genau die ist es.«
»Das hättest du selbst nicht geglaubt, daß du so schnell zur
Bittstellerin würdest, nicht wahr, meine Liebe? Was kann ich für dich tun?« Er
gab sich noch nicht einmal Mühe, die Genugtuung in seiner Stimme zu
unterdrücken.
»Irrtum«, erwiderte sie kühl. »Ich wollte dir
lediglich mitteilen, daß deine kindischen Tricksereien keinerlei Wirkung zeitigen
werden. Eher werde ich mir meine Lebensmittel aus Dallas einfliegen lassen, als
dir die Genugtuung zu verschaffen, das Feld zu räumen!« Noch bevor er überhaupt
antworten konnte, knallte sie den Hörer auf und lief zu ihrem Wagen zurück.
Außer ihren Dampf abzulassen und ihm zu sagen, wen sie hinter diesen
Unannehmlichkeiten vermutete, hatte sie nichts erreicht. Dennoch hatte es sie
erleichtert.
Feixend legte sich Gray in seinem Stuhl zurück. Er hatte ihr feuriges
Temperament richtig eingeschätzt. Gerne hätte er jetzt beobachtet, wie ihre
grünen Augen Feuer sprühten. Vielleicht hatten seine Bemühungen auch nur
bewirkt, daß sie sich noch entschlossener festsetzte, anstatt sich an einen
freundlicheren Ort zurückzuziehen. Aber eines war sicher: Eine Reaktion hatte
er hervorgerufen! Dallas? Vielleicht sollte er dort ein paar Nachforschungen
anstellen.
Schon bald
wischte Faith ihren Ärger als verschwendete Energie beiseite. Sie würde es
nicht zulassen, daß diese Stadt und Gray Rouillard sie in die Enge trieben. Sie
würde deren seit zwanzig Jahren gefestigte Meinung über sie ändern! Den
Schlüssel dazu aber bildete ihrer Ansicht nach der Beweis, daß Guy Rouillard
nicht mit ihrer Mutter durchgebrannt war. Was auch immer der Grund für sein
Verschwinden gewesen sein mochte, man konnte nicht ihre Familie dafür verantwortlich machen.
So betrachtet, hatte sie viel mehr Grund, auf die Rouillards wütend zu sein
als irgend jemand sonst in der Gegend.
Zu wissen, daß Guy nicht mit Renee zusammen gewesen war, war eine,
es zu beweisen allerdings eine vollkommen andere Sache. Wenn sie Renee dazu
überreden könnte, mit Gray zu sprechen, dann würde er möglicherweise genügend
Neugier entwickeln, um selbst nach seinem Vater zu suchen. Aber vielleicht
hatte er das ja auch bereits getan, und Mrs. DuBois in der Bücherei wußte nur
nicht, was bei seiner Suche herausgekommen war. Wenn Guy am Leben war, dann
mußte sich seine Spur in irgendwelchen Akten verfolgen lassen.
Sie fuhr nach New Roads, tankte und kaufte ein
paar Lebensmittel. Soviel zu Grays Versuchen, ihr den Hahn abzudrehen, dachte
sie auf dem Rückweg befriedigt. Sie trug ihre Tüten ins Haus. Sie hatte noch
nicht einmal besonders weit fahren müssen.
Nachdem sie ihre Einkäufe verstaut hatte, ging sie in ihr
Arbeitszimmer und rief ihre Großmutter Armstead in Jackson an. Wie beim ersten
Mal hob wieder Renee den Hörer ab.
»Mama, hier ist Faith.«
»Faith! Hallo, mein Schatz«, erwiderte Renee in ihrer lasziven,
langsamen Art. »Wie geht es dir? Ich hatte nicht erwartet, schon so bald wieder
etwas von dir zu hören.«
»Mir geht es gut, Mama. Ich bin zurück nach
Prescott gezogen.«
Ein kurzes Schweigen folgte. »Warum hast du denn das getan? Nach
dem, was Jodie mir erzählte, hat man euch dort nicht gut behandelt.«
»Es ist mein Zuhause«, erwiderte Faith, obwohl sie wußte, daß
Renee sie nicht begreifen würde. »Aber deswegen habe ich nicht angerufen. Mama,
hier denkt jeder, daß du mit Guy Rouillard durchgebrannt bist.«
»Ich habe dir doch schon gesagt, daß das nicht stimmt, oder? Es
kümmert mich einen feuchten Kehricht, was die Leute dort denken.«
»Mir bereitet es aber ein paar Schwierigkeiten. Mama, wenn ich
Gray Rouillard dazu überreden könnte, dich anzurufen, würdest du ihm dann
sagen, daß du nicht mit seinem Vater durchgebrannt bist?«
Renee lachte verunsichert auf. »Gray würde mir kein einziges Wort
glauben. Mit Guy konnte man gut auskommen, aber mit Gray ... Nein, ich möchte
nicht mit ihm sprechen.«
»Bitte, Mama. Wenn er dir nicht glaubt, dann ist das seine Sache,
aber ...«
»Ich sagte nein«, unterbrach Renee scharf. »Ich werde nicht mit
ihm reden. Du verschwendest nur deine Zeit. Mir ist es vollkommen egal, was
diese Idioten in Prescott denken.« Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Faith
schrak von dem Krachen in ihrem Ohr zurück.
Sie hängte auf und runzelte nachdenklich die Stirn. Was auch immer
der Grund dafür sein mochte, Renee hatte offenbar Angst, mit Gray zu
Weitere Kostenlose Bücher