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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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versucht.«
    »Wenn sie sich nicht in die Gesellschaft hinausbegeben will, dann
habe ich mir vorgenommen, die Gesellschaft hierherzubringen. Vielleicht wird
sie dann einsehen, daß sie dem nicht entfliehen kann, und wird sich wieder
einfügen.«
    »Viel Glück«, bemerkte Gray und meinte es
ernst.
    Alex blickte fragend zu ihm auf. »Willst du wirklich versuchen zu
erreichen, daß Faith hier wieder wegzieht?«
    Gray lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den
Tisch. Er sah aus wie ein schlafender Panther, entspannt, aber dennoch
gefährlich. »Versuchen werde ich es natürlich, aber ich habe Mutter die
Wahrheit gesagt. Rechtlich gesehen kann ich nicht allzuviel ausrichten.«
    »Warum läßt du das Mädchen nicht einfach in Ruhe?« fragte Alex und
seufzte. »Sie hatte auch so ein nicht gerade einfaches Leben, ohne daß man es
ihr noch unnötig schwer machen müßte.«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Nein, warum?«
    »Sie sieht Renee Devlin so ähnlich, daß sie ihre Zwillingsschwester
sein könnte«, erwiderte Gray. »Eine Devlin zu sein ist schon schlimm genug.
Aber dann auch noch so auszusehen, wie sie aussieht ...« Er schüttelte den
Kopf. »Sie wird eine Menge Erinnerungen heraufbeschwören, nicht nur in meiner
Familie. Renee Devlin war ziemlich umtriebig.«
    »Ich würde ihr dennoch eine Chance einräumen«, argumentierte
Alex. »Wenn sie versucht, aus sich etwas zu machen, wäre es eine Schande, ihr
Steine in den Weg zu legen.«
    Gray schüttelte den Kopf. »Ich muß an Mutter und Monica denken.
Die sind mir wichtiger als ein kleines Luder, das versucht, ein guter Mensch
zu werden.«
    Alex sah enttäuscht zu Gray hinüber. Gray war ein harter Mann und
ein gefährlicher Kontrahent, aber bisher war er immer fair gewesen. Guys
Verschwinden hatte ihn über Nacht in eine Situation gebracht, in der die
finanziellen und emotionalen Bedürfnisse seiner Familie plötzlich auf
seine Schultern geladen wurden. Bis zu dem Zeitpunkt war Gray ein fröhlicher,
in den Tag hineinlebender Raufbold gewesen. Über Nacht aber hatte er sich zu
einem harten, rücksichtslosen Mann gewandelt. Sein Humor war immer noch an der
Grenze des guten Geschmacks, wenn er sich denn überhaupt noch des Humors
bediente. Denn meist war er dazu viel zu ernst. Gray war ein Mann, dem das
Ausmaß seiner Macht bewußt war und der nicht davor zurückschreckte, sie zu
nutzen. War Guy in der Geschäftswelt respektiert worden, so betrachtete man
Gray mit dem Staunen und der Vorsicht, die man einem Raubmörder entgegenbringen
würde.
    »Du bist zu sehr um sie besorgt«, meinte Alex schließlich. »Noelle
und Monica werden nicht zusammenbrechen, nur weil Faith in Prescott wohnt. Es
wird ihnen nicht schmecken, aber sie werden lernen müssen, damit zu leben.«
    Gray zuckte mit den Schultern. Vielleicht, ja
mit ziemlicher Sicherheit sogar sorgte er sich zu sehr. Aber Alex war schließlich
nicht dagewesen, als Monica fast verblutet wäre. Auch hatte er Noelles
emotionalen Zusammenbruch nicht miterlebt. Als Alex schließlich Noelle aus
ihrem Zimmer hatte locken können, hatte sie ja bereits wieder geredet und
Nahrung zu sich genommen.
    »Ich gebe auf«, sagte Alex kopfschüttelnd. »Du machst ohnehin,
was du willst. Aber denk mal darüber nach. Vielleicht kannst du dem Mädchen ja
einiges ersparen.«
    Als Gray später am Abend alleine, mit den
Beinen auf dem Tisch, über der Lektüre eines Wirtschaftsberichts saß, konnte er
sich nur schwer konzentrieren. Am Alkohol lag es nicht. Er hatte sich einen
Scotch eingeschenkt, als er vor mehr als zwei Stunden mit der Arbeit begonnen
hatte. Und er hatte davon erst einen oder zwei Schlucke genommen. Tatsache war,
daß ihm das Problem Faith Devlin nicht aus dem Kopf gehen wollte. Noelles stilles Weinen hatte ihn auf eine Weise berührt,
wie es keines ihrer Worte je hätte tun können. Wenn Faith es nicht verdiente,
daß ihr wieder Schmerz zugefügt wurde, dann galt dasselbe auch für seine Mutter
und für seine Schwester. Auch sie waren unschuldige Opfer gewesen, und Monica
wäre fast gestorben. Das konnte er nicht vergessen. Und er konnte es nicht
ertragen, sie so zermürbt zu sehen, ohne nicht etwas dagegen zu unternehmen.
    Es blieb weiterhin eine Tatsache, daß Noelle und Monica noch
stärker verletzt würden, als sie es ohnehin schon waren, wenn Faith Hardy in
Prescott bliebe.
    Gray starrte brütend auf seinen Scotch. Wenn
er ihn austrinken würde, könnte er vielleicht vergessen, wie warm und

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