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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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jede Wette
eingegangen. Widerwillen stieg in ihr hoch. Welchem dieser beiden traute sie
eher einen Mord zu: ihrer Mutter oder dem Mann, den sie immer geliebt hatte?
    Bitter blickte Faith auf das Papier.
Selbstkenntnis bot einem selten Anlaß zur Freude. Sie mußte die größte Idiotin
auf der ganzen Welt sein. Gleichgültig, wie sehr Gray ihr Leben zerstört hatte
und ihr es jetzt erschwerte, noch nicht einmal der Gedanke an eine Verknüpfung
mit dem Tod seines Vaters änderte etwas daran: weder konnte sie vor ihm
wegrennen, ihn zerstören oder ihn auch nur ignorieren. Tief im Inneren fühlte
sie sich magnetisch von ihm angezogen. Allein sein Anblick ließ sie schwach
werden. Wenn er sie berührte, fühlte sie sich bis in die letzte Zelle ihres
Körpers elektrisiert. Bisher hatte er sie nur berührt, wenn er wütend gewesen
war. Wie wäre es erst, ihn als Liebenden kennenzulernen? Unvorstellbar. Ihr Blut
würde kochen, ihr Herz zu schlagen aufhören.
    Was sollte sie tun, wenn sie tatsächlich herausfände, daß Gray
seinen Vater umgebracht oder einen Mörder gedungen hatte? Allein der Gedanke
versetzte ihr einen heftigen Stich, und sie seufzte leise. Sie würde genau das
tun müssen, was sie in jedem anderen Fall auch getan hätte. Denn sonst könnte
sie sich nie wieder selbst in die Augen sehen. Vielleicht würde sie dann den
Rest ihres Lebens Trauer tragen müssen.
    Es gab noch andere Verdächtige, die aber nicht
so wahrscheinlich waren. Unter die beiden ersten Namen schrieb sie: Noelle.
Amos. Vielleicht Monica. Horizontal erweiterte sie die Liste um all die Männer,
mit denen sich Renee herumgetrieben und mit denen sie geschlafen hatte. Dazu
kamen noch Guys andere Frauen. Obwohl sie sich von einander angezogen fühlten,
waren sie sich gegenseitig bemerkenswert untreu gewesen. Ed Morgan mußte auf
die Liste kommen, und Faith notierte seinen Namen sogar mit einer gewissen
Befriedigung. Sie durchforstete ihre Erinnerung nach weiteren Namen, aber zwölf
Jahre waren eine lange Zeit, und die meisten Männer hatten keinen bleibenden Eindruck bei ihr
hinterlassen. Vielleicht konnte die Gerüchteküche in der Stadt etwas beitragen
oder aber einige von Guys Eroberungen. Offenbar hatte Guy im südlichen
Louisiana eine ziemliche Bresche geschlagen. Vermutlich könnte sie einige
Damen der Gesellschaft Prescotts hinzuzählen, deren Ehemänner dann auf die
Liste zu setzen wären. Mißmutig ließ sie den Kuli fallen. Mit ihrer Vorgehensweise
konnte sie auch gleich das Telefonbuch holen und mit dem Buchstaben 'A'
beginnen.
    »Sie sehen gar
nicht aus wie ein Privatdetektiv.«
    Francis P. Pleasant wirkte wie ein
wohlhabender, konservativer Geschäftsmann. In seinem aufgeräumten Büro gab es
keine Aschenbecher, und sein hellgrauer Anzug saß gut. Er hatte dunkle,
traurige Augen, deren Ausdruck sich jedoch erhellte, wenn er sie anlächelte.
»Hatten Sie etwa gedacht, ich müßte eine Flasche Bourbon unter meinem
Schreibtisch und eine Zigarettenkippe im Mundwinkel haben?«
    »Ja, so in der Richtung.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Oder aber,
daß Sie ein Hawaiihemd tragen würden.«
    Er lachte. »Nicht mein Stil. Meine Frau hat mir immer die Kleidung
ausgesucht ...« Er brach ab. Sein Blick streifte das Foto auf seinem Tisch.
    Faith folgte seinen Augen. Das Foto stand etwas abgewandt, aber
sie konnte eine hübsche Frau in mittleren Jahren erkennen. Ihr Gesichtsausdruck
war so fröhlich, daß man bei ihrem Anblick unwillkürlich lächelte. Sie mußte
gestorben sein, sonst hätte er nicht so traurig geschaut. »Ist das Ihre Frau?«
fragte sie leise. Mühsam lächelte er. »Ja, das ist sie. Ich habe sie vor ein
paar Monaten verloren.«
    »Das tut mir leid.« Sie war ihm zwar eben erst begegnet, empfand
aber tatsächlich echtes Mitleid mit ihm.
    »Eine plötzliche Krankheit«, sagte er mit
leicht bebender Stimme. »Ich habe ein schwaches Herz. Wir
dachten beide, daß ich als erster gehe, darauf waren wir vorbereitet. Wir haben
soviel Geld wie möglich gespart für die Zeit, wo ich nicht mehr arbeiten
könnte. Dann wurde sie krank. Zuerst dachten wir, es sei nur eine Erkältung.
Achtundvierzig Stunden später ist sie an einer Lungenentzündung gestorben. Als
sie merkte, daß sie ernstlich krank war und nicht einfach nur erkältet, war es
bereits zu spät.«
    Tränen schossen ihm in die Augen. Faith ergriff über den Tisch
hinweg seine Hand. Er erwiderte den Händedruck, dann blinzelte er sie verwirrt
an.
    »Tut mir leid«, entschuldigte

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