Heißkalte Sehnsucht
nichts anderes vor.“
„Gut! Ich wollte Ihnen nämlich ein wenig über unsere Serie erzählen, damit Sie auch wissen, was ich von Ihnen will.“
Alex sah sie aufmerksam an. „Schießen Sie los.“
„Also, Jade, die Frau, in die unser Detektiv verliebt ist, hat eine schizophrene Persönlichkeitsstruktur. Das hängt mit einem Kindheitstrauma zusammen, auf das ich im Moment aber nicht eingehen möchte.“
„Gott sei Dank!“
Bess lachte. „Jades Alter Ego, Josie, ist eine Nutte. Mit diesem Doppelleben hat Storm natürlich enorme Schwierigkeiten. Er ist vollkommen verrückt nach Jade, muss seine Leidenschaft für sie aber im Moment ein wenig zügeln, weil sie durch eine schwierige Phase geht.“
„Und zwar wegen Brock.“
Bess sah ihn begeistert an. „Ja, genau! Sie kapieren schnell. Wie dem auch sei, Storm ist also einerseits rasend verliebt und andererseits vollkommen frustriert. Und als wäre das noch nicht genug, muss er auch noch einen Fall lösen. Den Fall des Irren von Millbrook.“
„Des Irren von …“ Alex schüttelte den Kopf. „Oh Mann!“
„Entschuldigen Sie, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Die Presse gibt Kriminellen nun einmal all diese Namen, sie meinen, das fördere die Auflage. Dieser Irre amüsiert sich jedenfalls damit, Frauen reihenweise mit einem pinkfarbenen Schal zu erdrosseln. Auch das ist ein Symbol, aber das sparen wir uns für später auf.“
„Dafür bin ich Ihnen wirklich sehr dankbar.“
An Stelle einer Antwort reichte Bess ihm eine Gabel mit Nudeln. Alex zögerte einen Moment, dann lehnte er sich hinüber zu ihr und nahm an.
„Genau wie im richtigen Leben beginnen die Zeitungsleute bald, auf Storm herumzuhacken“, fuhr Bess fort. „Sie können sich vorstellen, wie es in ihm aussieht. Die Presse ist ihm auf den Fersen, von seinen Vorgesetzten bekommt er Druck, und sein Privatleben ist ein einziges Chaos. Aber vor allem quält ihn immer wieder die Frage nach den Opfern. Wie kanner dem Mörder auf die Spur kommen? Welche Verbindung besteht zwischen den drei Todesfällen? Dazu kommt noch, dass ihm plötzlich klar wird, dass auch Jade in Gefahr ist. Und das heißt für ihn, er muss es irgendwie schaffen, seine persönlichen Gefühle von seinem beruflichen Auftrag zu trennen.“
„Aha, und von mir wollen Sie also wissen, wie so etwas in der Realität läuft.“
„So ist es.“
„Gut, hören Sie zu.“ Alex legte die Füße neben Bess’ auf den kleinen Tisch. „Also, zunächst trennt man diese Dinge nicht, so wie Sie eben gesagt haben. Das heißt im Klartext, in dem Moment, wo Sie beruflich unterwegs sind, zählt nichts anderes mehr. Ab da gibt es kein Privatleben. Das heißt, bis zu dem Moment, wo Sie wieder außer Dienst sind.“
„Sekunde mal.“ Bess stellte den Teller beiseite und stand auf. Aus ihrem Schreibtisch holte sie einen Notizblock und Kugelschreiber, dann machte sie es sich wieder neben Alex gemütlich. „Noch einmal“, sagte sie und begann zu schreiben. „Sie sagen mir also, ab dem Augenblick, wo Sie im Dienst sind, ist für alles andere kein Platz mehr?“
„Ja, und dafür gibt es auch einen guten Grund.“
„Und der wäre?“
„Ganz einfach – diese Grundregel zu beherrschen ist wichtig fürs Überleben. Außerdem möchte ich Ihnengleich einige von Ihren Illusionen nehmen: Im Gegensatz zu dem, was man immer im Fernsehen sieht, besteht die meiste Arbeit eines Polizisten einfach aus Routine. Das Problem ist nur, man muss diese Routine unbedingt ernst nehmen, obwohl es natürlich oft sehr langweilig ist. Aber jeder Fehler, den man macht, kann einem schnell das Genick brechen.“
„Und wie sieht es dann aus, wenn Sie auf Patrouille gehen?“
„Eigentlich genauso. Auch dies ist ein Teil der täglichen Routine, aber dafür gilt genau das, was ich eben gesagt habe. Sie müssen diesen Job bitterernst nehmen, und zwar ohne Unterbrechung. Sie können es sich einfach nicht leisten, über Ihre letzte Mieterhöhung oder den Streit mit Ihrer Frau nachzudenken, denn wenn Sie nur für einige Minuten abgelenkt sind, kann Sie das gegebenenfalls schon das Leben kosten.“
Bess sah ihn erstaunt an. Die Worte klangen fast melodramatisch, aber sie erkannte, dass dies für Alex nur Alltagsrealität war – ein Umstand, mit dem er Tag für Tag umgehen musste. „Haben Sie denn gar keine Angst?“
Alex lachte. „Dafür bleibt oft einfach keine Zeit. Alles kommt auf Ihre schnellen Reaktionen an.“
„Aber was ist mit der Angst, die Sie um
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