Heißkalte Sehnsucht
aufbleiben sollen.“
Bess protestierte, dann setzte sie sich halb auf. „Ichwollte eigentlich nicht einschlafen, aber der Film war so schlecht.“ Sie rieb sich die Augen wie ein Kind, dann sah sie ihn an. „Sie hatten eine lange Nacht, Detective.“
„Ja, stimmt.“ Er hoffte, dass er sie damit abspeisen konnte. „Du aber auch. Komm, ich bringe dich zu Bett.“
„Nein, ich bin jetzt wach. Hast du etwas gegessen?“
„Nur ein Sandwich. Tut mir wirklich Leid, Bess. Ich wollte dich anzurufen, aber es war so viel los.“
„Kein Problem. Es ist nur schade wegen des Essens.“
„Du hast gekocht?“ Er sah sie erstaunt an. Bisher waren sie meist ins Restaurant gegangen.
Bess nickte stolz. „Oh ja, und du wirst nie raten, was. Deine Mutter hat mir das Rezept gegeben –Hühnchen mit Knödeln auf ungarische Art!“
„Csirke paprikas?“ Unter normalen Umständen wäre ihm jetzt sofort das Wasser im Munde zusammengelaufen. „Das ist aber eine Menge Arbeit.“
„Ja, das habe ich gemerkt. Wahrscheinlich wird mir morgen meine Putzfrau aufs Dach steigen. Die Küche sieht aus wie ein Schlachtfeld. Aber es hat Spaß gemacht. Und aufgewärmt schmeckt es bestimmt morgen noch genauso gut.“ Sie sah ihn an und erwartete eigentlich, dass er auf ihren fröhlichen Ton einstieg.Aber seine Miene blieb verschlossen. „Was ist los, Alexej?“
„Ich muss mit dir reden.“ Er erhob sich, um den Fernseher abzuschalten.
Sein Tonfall ernüchterte Bess sofort, und mit einem Mal war sie hellwach. „Ja, gut.“
Alex wusste, die Aufgabe, die nun vor ihm lag, war nicht leicht. Vielleicht ging es ja mit einem Drink besser. Er holte die Brandyflasche aus dem Barschrank und goss jedem ein Glas ein.
„Es … es ist ziemlich schlimm, Bess. Ich fürchte, ich habe sehr schlechte Nachrichten. Hier, trink einen Schluck.“
Bess gehorchte ohne Widerrede.
„Letzte Nacht gab es wieder einen Mord.“
„Oh, Alex!“ Sofort erschien das grausige Bild der ermordeten Crystal LaRue vor Bess’ innerem Auge. Sie schlug die Hände vors Gesicht, dann nahm sie einen tiefen Schluck von ihrem Cognac. „Das ist ja furchtbar! Letzte Nacht? Wo denn?“
„Der Portier fand sie in einem kleinen Hotelzimmer, das sie gemietet hatte. Sie hatten eine Absprache, dass sie dorthin Kunden mitbringen konnte, dafür bekam er von ihr ein kleines Bestechungsgeld. Natürlich musste er sich immer vergewissern, dass sie und die Freier auch verschwunden waren, und so kam es, dass er auf die Leiche stieß.“ Alex machte eine kleine Pause,es fiel ihm nicht leicht, weiterzusprechen. „Gestern Abend hatte sie anscheinend drei Freier. Der Portier hat den letzten kurz gesehen, deshalb sitzt er jetzt auch gerade bei uns und brütet über den Fahndungsfotos.“
„Ich bin sicher, dass ihr den Mörder erwischen werdet.“
„Oh ja, das glaube ich auch. Selbst wenn er den Mann nicht auf den Fotos finden sollte, hat er ihn so genau beschrieben, dass es eigentlich ein Leichtes sein sollte, ihn ausfindig zu machen. Dazu kommt, wir wissen jetzt seine Blutgruppe.“
„Bestimmt habt ihr ihn bald.“
„Ja. Leider war es zu spät für …“ Alex biss sich auf die Zunge. Es fiel ihm so schwer, Bess mit dem Unvermeidbaren zu konfrontieren. „Bess, es tut mir so Leid! Aber die Frau war Rosalie.“
Sie starrte ihn an, und er meinte, das Herz müsse ihm brechen, während er die Farbe langsam aus ihrem Gesicht weichen sah.
„Nein!“ Es war wie ein Hilfeschrei. „Nein, das kann nicht sein! Ihr … ihr müsst euch irren. Bestimmt ist es jemand anders. Ich habe sie doch gerade erst gesehen. Ich habe doch erst vor ein paar Tagen mit ihr gesprochen!“
Alex schüttelte den Kopf. „Ein Irrtum ist ausgeschlossen.“ Er musste ihren Hoffnungsschimmer zerstören,so schwer es ihm auch fiel. „Ich habe sie selbst identifiziert und ihre Fingerabdrücke verglichen. Tut mir Leid, Bess, der Fall ist ganz klar. Rosalie wurde ermordet.“
Bess begann zu schluchzen. Sie schlang die Arme um sich wie ein hilfloses Kind, und als Alex sie an sich ziehen wollte, schüttelte sie nur wild den Kopf.
„Nein, nein! Ich kann nicht! Lass mich!“
Das Schluchzen hielt noch eine Weile an, und Alex musste ohnmächtig zusehen. Es gab nichts, was er jetzt für sie tun konnte. Schließlich sprang Bess auf, als könne sie durch Aktivität etwas von den aufwühlenden Gefühlen in ihr loswerden, der Trauer, dem Zorn, der Frustration.
„Sie hätte nicht so zu sterben brauchen!“ rief Bess völlig
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