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Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02

Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02

Titel: Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Isabella Leitold
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schnell und weit genug von dem Schauplatz der menschlichen Entwürdigung wegkommen. Damals zu Studienzeiten hatte man gemeinhin gewusst, dass Wissenschaftler oft zweifelsohne bekloppt waren. Man musste den Wahnsinn mitbringen, um die eigene Genialität zutage fördern zu können – das hatte auf einem ungeschriebenen Blatt gestanden und trug zur allgemeinen Erheiterung der Studenten bei. Ihr Erzeuger rückte diese Ansicht in ein völlig neues Licht und ihre Erheiterung war minimal bis nicht vorhanden.
    Es hatte nur ein wenig Wimpernschlagtechnik erfordert, ihn zu überreden, sie mit Annie allein zu lassen. Sobald Harald die Tür zu Annies Zimmer von außen geschlossen hatte, rannte sie auf ihre Großmutter zu. Sie saß auf einem Stuhl in der Ecke des Zimmers, welches nicht so komfortabel eingerichtet war wie ihres. Eher wie eine Art Gefängniszelle. Grau in grau.
    „Annie.“
    „Cass, Liebes“, erwiderte sie. „Geht es dir gut?“
    „Jetzt schon viel besser.“
    Die Erleichterung um ihr Wohlergehen fuhr Cass von den Zehen bis in die Haarspitzen. Sie setzten sich auf den Linoleumboden und Annie bedeutete ihr, dass es besser war, nicht zu viel zu reden, denn sie könnten belauscht werden.
    Sie musterte Annie. Ihr Haar war zerzaust und sie trug nur ein dünnes Kleid und Halbschuhe. Sie wirkte dürrer, als sie es ohnehin schon war und ihr Gesicht war faltiger geworden.
    „Haben sie dich gut behandelt?“
    „Wenn man alt ist, hat man nicht viele Bedürfnisse“, wich Annie aus.
    „Oh Annie, ich habe dich schrecklich vermisst.“
    Sie umarmte ihre Großmutter. „Josy wollte in deinen Verstand eindringen. Was war los? Ich habe mir Sorgen gemacht.“
    „Da oben hat niemand was zu suchen.“ Sie tippte sich an die Stirn.
    Annie war unverbesserlich. Cass drückte sie fester, sah gleichzeitig hoch zum Ende der Mauer und erkannte auch hier den Überhang, der mit der Decke abschloss und mit jeweils einem Gitter pro Raum versehen war.
    „Da sind überall Abluftschächte. Denkst du, ich passe da durch?“, flüsterte Cass.
    „Bei deinem Hintern? Bestimmt.“
    „Dann hol ich uns aus diesem Irrenhaus raus. Meinst du, die überwachen die Zimmer?“
    „Ich habe noch nichts entdeckt.“
    „Hör mal, Annie“, setzte sie an. „Kanntest du meine Mom?“
    Annie gab einen klagenden Laut von sich. „Sie war ein armes, junges Ding. Sie hatte schreckliche Angst. Sie hat einen langen Weg auf sich genommen, mich um Hilfe zu bitten. Sie wollte dich möglichst weit wegbringen. Und ja, ich wusste, es muss eines Tages so kommen. Es tut mir leid, dass dein Erzeuger ein schlechter Mensch ist. Aber du bist das nicht, mein Kind. Denk immer daran. Egal was auch passieren mag.“
    Es gab noch vieles, was gesagt werden musste, aber nun war nicht der rechte Zeitpunkt. Sie ließ Annie los, als schon Harald hereinkam.
    „Genug geredet. Komm, Cassandra.“
    Anstandslos ließ Cass sich auf ihr Zimmer bringen, prägte sich die Reihenfolge der Gänge ein.
    „Ich habe jetzt zu arbeiten. Aber heute Abend werden wir gemeinsam essen“, sagte Harald.
    Sie ließ sich auf dem Bett nieder. „Heute Abend? Wann denn genau?“
    Er sah auf seine Armbanduhr. „In vier Stunden. Wäre es dir früher lieber?“
    „Nein. Ich bin noch erschöpft. Eigentlich wollte ich mich hinlegen.“
    Haralds Züge wurden weicher. „Eine hervorragende Idee. Hast du bezüglich des Essens einen besonderen Wunsch?“
    Er dachte, er hätte sie genau dort, wo er sie haben wollte. Prima. Lächelnd überlegte sie. „Ja, Hähnchen wäre toll.“
    „Ich sehe schon, wir haben einiges gemeinsam.“ Er lachte und verließ das Zimmer.
    Sie schloss die Augen. Sobald sie innerlich zur Ruhe gekommen war, merkte sie, dass jemand in ihrem Kopf steckte. Es fühlte sich wie eine Ameisenkolonie an und sie musste darauf gefasst sein, diese leise Empfindung richtig interpretieren zu können. Seit Josy es ihr gezeigt hatte, wusste sie, wie sie bemerkte, wenn ein Fremder Geist in ihr Platz genommen hatte.
    Sie hoffte zumindest, dass es Josy war. Fieberhaft überlegte Cass, was sie ihr mitteilen konnte, falls es sich doch nicht um Josy handelte. Das jedoch würde die andere Person ebenfalls spüren. Sie seufzte. Die Lehreinheit, die Josy ihr verpasst hatte, wies große Lücken auf. Da ihr das Wissen fehlte, wie sie sich verhalten sollte, dachte sie daran, dass es ihr gut ging, sie nicht verletzt war und dass sie Annie gesehen hatte. Dann blinzelte sie innerlich ein paar Mal, so wie Josy es ihr

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