Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
erfahren würde, konnte dieser sagen, in welchem Gebäude sie festgehalten wurde. Das würde ihnen eine Menge Zeit sparen. Solange Cass aber nicht aufwachte, konnten sie nichts tun. Nichts. Er drehte noch durch.
„Bitte setz dich endlich“, sagte Will.
Sogar Ray, der stets seine Gelassenheit herauskehrte, wirkte voller Mitgefühl. „Es hilft nichts, wenn du uns überschnappst.“
Ray war sein bester Freund. Schon immer gewesen. Früher hatten sie sich sehr nahe gestanden. Näher als er und Will. Jedoch hatte sich Ray derart verändert, dass Jeff ihn oft nicht wiedererkannte. Und die ganze Zeit, seit er Cass kennen- und lieben gelernt hatte, war sein Freund nicht für ihn da gewesen. Er hatte nicht nach ihnen gefragt, sondern kümmerte sich nur um die Arbeit oder um was auch immer. Jeff hatte Geduld mit ihm gehabt, weil er annahm, Ray kam mitden Dingen, die in seinem Kopf passierten, nicht immer klar und wurde deshalb immer kontrollierter. Jeff hatte für seine selbst gewählte Verschlossenheit und seinen stetigen Rückzug aus ihrer Freundschaft Verständnis aufgebracht. Nun nicht mehr.
„Weißt du was, Ray? Leck mich.“
Ray wirkte verblüfft.
„Was weißt du über mich und Cass? Nichts. Und jetzt willst du mir Beistand leisten? Du kannst dir dein Mitgefühl sonst wo hinstecken. Ich verzichte darauf.“
Ray musterte ihn. „Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe.“
Cass war weg und nun wollte ihm sein Freund auch noch ein schlechtes Gewissen machen. Die Bombe in ihm ging hoch. Er machte zwei Sätze und wollte Ray ins Gesicht schlagen. Alexa ging dazwischen.
„Hört sofort damit auf, Jungs!“
Angewidert von sich selbst und seiner Hilflosigkeit wollte er den Raum verlassen, als der Vogel mit lautem Gekreische durch das geöffnete Fenster flog und wie wild mit den Flügeln schlug, als wollte er sichergehen, die gesamte Aufmerksamkeit zu bekommen. Erleichterung durchflutete Jeff.
Im selben Moment hörte er Josy. „Ich hab sie.“
Nicht viel später wurde die Tür aufgeschlossen, woraufhin ihr Erzeuger das Zimmer betrat. Cass setzte sich auf und sah zu, wie er ein Tablett mit Speisen auf den Nachttisch stellte.
„Du musst etwas essen.“
Wie zur Bestätigung knurrte ihr Magen, dafür waren aber wenigstens die Kopfschmerzen verschwunden. Mit ihnen jegliches Zeitgefühl.
„Welcher Tag ist heute?“
„Freitag.“
Meine Güte. Es war ein ganzer Tag vergangen. Jeff und die anderen wussten bestimmt bereits von ihrer Entführung. Ob Melinda ihnen die Wahrheit gesagt hatte? Und war der Einsatz überhaupt glimpflich abgelaufen?
„Ist gestern irgendetwas passiert?“
Konsterniert sah er sie an. „Wie kommst du darauf?“
Also nicht. Hatte Jeff den Einsatz durchgeführt? Würde ihr Erzeuger wissen, wenn Team Zero in ein anderes Gebäude eingedrungen war? „Nur so.“
„Du musst essen“, wiederholte er strenger und hielt ihr ein Sandwich hin. Misstrauisch beäugte sie es.
„Du denkst doch nicht, ich will dich vergiften?“
Das war mein erster Gedanke, argwöhnte sie still und biss ein kleines Stück von dem Sandwich ab. Thunfisch. Igitt. Sie legte es zurück auf den Teller.
Es war an der Zeit, Groll und Abscheu hinten anzustellen und das Blatt zu wenden. Zu ihren Gunsten, ansonsten sah sie für die Zukunft schwarz und keine Chance, jemals wieder hier rauszukommen, geschweige denn auch nur einen Fuß aus diesem Zimmer setzen zu dürfen. Wenn sie weiterhin der Verachtung den Freifahrtschein überließ, was zwar menschlich, aber unklug war, würde sie von ihrem Erzeuger nur weiteren Hass ernten und das wiederum konnte tödlich enden. Sie musste handeln. Geschickt. Seine Psyche umschmeicheln. Das würde sie hinkriegen.
„Ich kenne nicht einmal deinen Namen … Vater.“
„Mein Name ist Harald Glentwood-Harrison. Aber du kannst mich Dad nennen.“
Sie würgte innerlich, lächelte aber wie die Sonne höchstpersönlich und besah sich die Verdienstabzeichen seiner Uniform.
„Wofür sind die?“
Seine Laune hob sich. Er griff nach einer Medaille, die wie ein Stern aussah.
„Besondere Verdienste“, sagte er stolz mit einem verträumten Blick.
„Sehr schön. Also … Dad … kann ich jetzt Annie sehen? Bitte.“
„Später, Liebes. Vorher möchte ich dir noch zeigen, wofür ich dieses Abzeichen bekommen habe.“
Das hatte sie davon. „Geht es Annie wenigstens gut?“
„Ja. Jetzt komm.“
Solange sie Harald das Gefühl vermittelte, zu kooperieren, würde er ihr gewiss schnell
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