Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
gekommen, um mich vor einer Gefahr zu beschützen. Wie reizend.“ Sie betrachtete Will von oben bis unten, wie man es tat, wenn man sich käufliches Gut ansah und wissen wollte, ob es sich lohne, es zu kaufen, bis ihr Jeff auffiel. „Jeff, wie schön dich zu sehen.“ Er war dann wohl jeden Penny wert.
„Annie“, grüßte er die alte Frau schmunzelnd, die sich nun emsig ans Werk machte, diverse Kristalle und Kräuter einzusammeln, die in seltsam angelegten Formationen auf dem Holztisch lagen.
„Sie will mir nicht sagen, was hier los war“, brummte Will und trat einen Schritt beiseite, damit Annie die Sachen in einer Truhe verstauen konnte.
Sie trug ein mit Blumen bedrucktes langes Nachthemd. Das lange Haar hatte sie mit einer Klammer hochgesteckt, nur eine Strähne wehte hinter ihr her, während sie die Kerzen ausblies, die auf den kleinen Tischchen und den Fenstersimsen standen. „Es gibt nichts zu sagen“, meinte sie und pustete die letzte Kerze aus, worauf sie das Licht anschaltete, damit sie nicht im Dunkel standen.
„Annie“, setzte Jeff an. „Cass hat sich furchtbare Sorgen um dich gemacht. Deshalb sind wir gekommen.“
„Du bist ein guter Junge. Kümmere dich um Cass. Um mich braucht sich keiner Sorgen zu machen.“ Sie ging an ihm vorbei auf die Tür zu. „Möchte jemand Tee?“
Will schüttelte den Kopf. „Entschuldigen Sie, Miss.“
„Miss.“ Annie kicherte. „Guter Junge, du hast doch Augen im Kopf, oder etwa nicht? Benutze sie.“
Will seufzte tief, als könnte er sich nur so ein wenig nettes Wort verkneifen und folgte ihr nach unten. Ebenso Jeff. „Wir haben die Befürchtung, Cass könnte etwas zustoßen, Annie. Du musst uns sagen, was geschehen ist. Es könnte uns helfen.“ Jeff stellte sich zu ihr an die Anrichte. Annie gab Kräuter in das Teesieb. Ian und Josy schlossen zu ihnen auf, und lehnten sich an die Wand neben dem Fenster.
Annie beachtete niemanden, bis sie in aller Seelenruhe die Gasflamme richtig eingestellt hatte. Dann sah sie ihnen abwechselnd ins Gesicht.
„Cass geht es gut, nicht wahr? Und hier kommt niemand rein, der mir Schlechtes will. Eure Arbeit ist getan, Kinder.“
„Wer wollte dir etwas Schlechtes?“, fragte Jeff.
„Es wird immer Böses geben. In dieser Welt und auch in jeder anderen. Es muss sein, um das Uhrwerk in Gang zu halten. Tick. Tack.“
Ian und Josy sahen sich an und verdrehten die Augen.
Annie ging auf Josy zu, sah dann aber Ian ins Gesicht, der mit Unbehagen feststellen musste, nicht mehr ausweichen zu können. Annie legte die Hand auf seine Brust. Sie war viel kleiner und musste sich auf Zehenspitzen stellen, wollte sie ihm ins Ohr flüstern. Ian verengte die Augen.
„Ihr verschwendet nur eure Zeit mit einer alten Frau, anstatt euch dahin zu wenden, wo eure Fragen beantwortet werden.“ Sie ließ von Ian ab, ging zurück zum Herd, und nahm das kochende Wasser von der Platte.
„Kennst du die Antworten?“, fragte Jeff.
„Kennst du die richtigen Fragen?“, gab Annie lächelnd zurück.
„So kommen wir nicht weiter“, stellte Will klar. „Ihre Enkelin könnte in Gefahr schweben und Sie tun nichts, um ihr zu helfen, außer zu schwätzen. Wenn Ihnen Cass so viel bedeutet wie Sie ihr, dann würde dieses Gespräch anders ablaufen.“
„Cass ist alles, was ich habe“, sagte Annie laut und deutlich und stellte resolut die Teekanne ab. „Ich habe alles getan, um ihren Weg zu ebnen. Sie ist bei euch, nicht wahr? Und nicht nur ihr seid ein Gewinn für sie, sondern auch umgekehrt wird sie euch von Nutzen sein.“
Jeff hätte nicht gedacht, sich einmal zwischen Will und eine alte Frau stellen zu müssen. Für gewöhnlich brachte man den Koloss von Mann nicht leicht aus der Fassung. Aber eben sah es so aus, als wollte er Cass’ Großmutter mit bloßen Händen zum Reden bringen.
„Ganz ruhig, mein Großer“, sagte Jeff, zwang Will ein paar Schritte zurück und vollführte eine beschwichtigende Handbewegung. Sobald Will außer Reichweite war, sah er Annie an. „Wir wollen euch helfen. Deshalb sind wir hier. Wieso beantwortest du nicht einfach unsere Fragen?“
„Weil nicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist, mein Junge. Ihr bringt alle Voraussetzungen mit, diesen Krieg zu gewinnen. Es liegt an euch, eure Stärken zu erkennen. Sie zu nutzen. Nicht an mir und auch an sonst niemandem. Ihr ganz allein müsst diesen Weg beschreiten, wollt ihr an euer Ziel gelangen. Genauso wie jeder andere Mensch auf dieser Erde seinen Weg gehen
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