Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
doch. Ich muss mitkommen.“
Jeff griff nach ihren Oberarmen, hielt sie mit beiden Händen fest. Der Befehlston ließ sie versteinern. „Denk nicht mal dran, dich hier wegzurühren. Ich rufe an, sobald wir wissen, was los ist.“
Er war schon weg, bevor sie protestieren konnte.
Alexa kam an ihre Seite. „Wir sollten uns in der Zwischenzeit ablenken. Vielleicht geht Annie jetzt ans Telefon.“
Jeff entschied sich für Ian und seine pechschwarze Ducati. Er wollte schnellstens bei Annies Laden sein. Josy und Will nahmen den Audi. Während er den Helm überzog, schwang er sich hinter Ian auf die schwere Maschine. Ian ging bis ans Limit, wenn er auf seinem Motorrad saß. Das war Jeff recht. Wenn er an Cass’ ängstlichen Ausdruck dachte, wünschte er sich, die Maschine könnte fliegen.
Annie ist alles, was ich habe
.
Dieser Gedanke war ihm schon gekommen, als Alexa in der Fitnesskammer aufgetaucht war und ihn wegen Cass’ Sorge um Annie vom Laufband holte. Es hatte ihm den Magen umgedreht. Zu wissen, es ging Cass wegen Annie hundsmiserabel, war für ihn nicht weniger schrecklich. Er musste Annie wohlbehalten zurückbringen.
Wills Prioritäten lagen woanders. Scheinbar hoffte er, auf Dan oder zumindest auf einen seiner Leute zu treffen. Jeff konnte Will verstehen. Dans Irrsinn, der mittlerweile den Bereich von Absurdität hinter sich gelassen hatte, musste ein Ende gesetzt werden. Solange Annie nichts geschah, war ihm egal, wo Wills Prioritäten lagen. Zudem war Will niemand, der über Leichen ging, wenn er etwas zuwege bringen wollte. Dass Annie früher oder später zum Ziel werden könnte, daran hätte Jeff jedoch viel eher denken müssen. Es war naheliegend, dass jemand bei ihr auftauchen könnte, sobald Cass von der Bildfläche verschwunden war. Er machte sich Vorwürfe. Ein solcher Lapsus würde schlimme Folgen nach sich ziehen. Für Cass. Aber auch für ihn. Damals, als Wills Vater Jonathan mit Miller, dem Chef des FBI, das Projekt Zero gegründet hatte und die Entscheidung zwischen einem Spezialagententeam des FBI oder Elitesoldaten der Army noch offenstand, hatten sie unter den extremsten und radikalsten Bedingungen ihre Ausbildung bestehen müssen. Unter enormer Anstrengung, den schlimmsten Zuständen, teilweise fürchterlichen Schmerzen, waren sie zu Höchstleistungen angespornt worden, die sie an die Grenzen ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten getrieben hatten. Ja, bis an den Rand des Wahnsinns. Sie mussten lernen, unter den widrigsten und abnormsten Umständen das Maximum aus ihren Fähigkeiten zu holen und das Höchstmaß an Konzentration und Aufmerksamkeit aufbringen. Kälte bis zur Gefühllosigkeit, Hitze, bis die Haut glühte, absolute Dunkelheit, Schmerzen, Schlafentzug. Dabei mussten sie in der Lage sein, das Problem nicht aus den Augen zu verlieren, schnellstmöglich eine Lösung zu finden, und Rücksicht auf jeden Teampartner zu nehmen. Keiner war daran gescheitert. Keiner hatte gezögert oder aufgegeben. Es beschämte ihn, dass ihn ein Gesicht voller Sommersprossen derart aus der Fassung bringen, ihn ablenken und ihm die Kontrolle entziehen konnte, sodass er nicht einmal den naheliegendsten Schluss ziehen konnte.
Sollte Annie etwas zugestoßen sein, würde er die Konsequenzen tragen. Aber er schwor sich bei Gott und allen Heiligen,sollte diese Sache glimpflich ausgehen, würde er sich keine Minute mehr um den Verstand bringen lassen und jede Sekunde an diesem Fall arbeiten.
Ian beschleunigte. Der dumpfe Klang der Ducati drang durch seinen Helm, während Ian die Gänge hinaufschaltete und mit hundertachtzig Sachen die Landstraße entlangbretterte, bis er auf den Highway kam und alles aus der Maschine herausholte. Jeff blieb nichts anderes übrig, als sich Ians Bewegungen und denen des Motorrads anzupassen, während sie sich zwischen den fahrenden Autos hindurchschlängelten. Sobald die Straße wieder frei war, trieb Ian den Motor von neuem an. Die Landschaft rauschte wie ein Bogen an ihm vorbei, während die Reifen Asphalt fraßen.
Will und Josy würden für dieselbe Strecke über fünfunddreißig Minuten brauchen, wohingegen er und Ian keine fünfzehn benötigten, bis sie etwa hundert Yards vor Annies Laden Halt machten. Ian zog sich den Helm vom Kopf und fuhr sich durch seine schwarzen Strähnen, während er in die Richtung sah, in die auch Jeff blickte. Es dämmerte. Er konnte keine Lichter in Annies Laden oder in der Wohnung darüber erkennen. Die Häuser in dieser Umgebung
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