Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
Wurzel zu stolpern. Ihre Füße flogen über den Waldboden. Sie sammelte die letzten Kraftreserven, um zu der Luke zu gelangen, von der Jeff gesprochen hatte. Aber der Weg dorthin schien unendlich weit. Sie wurde die Vorstellung nicht los, sich nicht von der Stelle zu bewegen. Wie in einem dieser entsetzlichen Träume, in denen man vor der drohenden Gefahr floh, aber nicht vorwärtskam. Festgefroren. An Ort und Stelle. Hilflos. Ausgeliefert. Aber sie kamen vorwärts. Der Wald beschwor den Gedanken dieses Traums herauf, weil er nicht enden wollte. Schweißperlen rannen zwischen ihren Schulterblättern hinunter. In ihrem Kopf hämmerte es wild, während sich die Erschöpfung gnadenlos durch ihre ermatteten Glieder bahnte.
Blitzartig wechselte Jeff die Position. Seine Hände auf ihre Schultern gelegt, lief er hinter ihr. Schlagartig drängte er sie zur Seite, da nahm sie einen Pistolenschuss wahr. Sobald das zischende Geräusch verebbt war, spürte sie eine Flüssigkeit auf der Schulter. Sie neigte den Kopf.
Blutspritzer.
Gütiger Gott, Jeff wurde getroffen. An seinem Arm? An seiner Schulter? Sie wollte etwas sagen, bekam aber nicht genug Luft. Sie stolperte über eine Wurzel, verfing sich mit ihrem Fuß im Unterholz, bekam Übergewicht und kippte bei dem Versuch, sich aufrecht zu halten und weiterzulaufen, schmerzhaft um. Innerlich fluchte sie. Schmerzenstränen schossen in ihre Augen. Jeff versuchte, den Sturz abzufangen, aber es war zu spät. Sie hatten zu viel Zeit verloren. Die Verfolger hatten aufgeholt. In Sekunden überlegte sie, was sie tun sollte, denn flüchten war nicht mehr möglich, bis sie zu dem einzigen Resultat kam. Sie wollten Cass mitnehmen. Nicht umbringen, hatte Jeff gesagt.
Die Entscheidung war gefallen. Noch während sie sich aufrappelte, warf sie sich schützend vor Jeff; den Rücken vor seinem Oberkörper. Die Hände riss sie zurück, krallte die Finger in die Gürtelschlaufen seiner Hose, damit er nicht an ihr vorbeikonnte. Sie hielt ihn verbissen fest und sah der Gefahr unmittelbar ins Auge.
Drei große Gestalten mit Pistolen oder wie auch immer man das nannte, standen ihnen gegenüber. Ihre Blicke fixierten Cass. Ihre wuchtigen Körper rührten sich keinen Deut, auch machten sie keine Anstalten, sich zu nähern. Sie standen nur da und sahen Cass an. Jeff hatte nach ihren Händen gegriffen, versuchte, sie umzudrehen, sie abzuschirmen. Sie aber hatte nicht vor, die Position zu wechseln. Keine Ahnung, woher sie diesen Mut, diese Verbissenheit nahm.
„Gehen Sie zur Seite Ma’am“, ertönte eine teuflische Stimme. Der Mittlere hatte gesprochen.
Weitere Schritte näherten sich. Angst war kein Ausdruck für das, was sie empfand und ihre Knie wollten ihr Körpergewicht nicht mehr lange tragen, aber sie war entschlossener denn je.
Plötzlich brach der Mittlere ächzend zusammen, dann der links, während der Rechte an einen Baum geschleudert wurde. Ian, der so unvermittelt neben ihr auftauchte und dessen Pupillen sogar in der Dunkelheit düster funkelten, machte ihr in dieser Sekunde mehr Angst als die Kerle.
„Ich nehme sie“, sagte Will von der anderen Seite und riss Cass von Jeff los.
Sie konnte weder etwas erwidern noch entgegensetzen. Wills massive Arme packten sie. Fest griff er zu und zog sie weiter. Viel zu schnell, um zu begreifen, wie ihr geschah. Zudem nahm sie alles in Zeitlupe wahr, als würde sie im nächsten Augenblick zusammenklappen. Während ihre Gedanken einem Wirbelsturm glichen, verhaspelten sich ihre Beine immer wieder. Dennoch versuchte sie, über die Schulter zurückzublicken. Als sie es endlich geschafft hatte, konnte sie weder Jeff noch Ian erkennen.
„Jeff“, rief sie, nicht willens zu akzeptieren, ihn zurückzulassen. Ihr Ruf war nur ein leises Schnauben.
„Ihm wird nichts passieren“, versuchte Will, sie zu beruhigen und schleuste sie durch eine Bunkertür in einen stock-dunklen Gang.
Ihre Sohlen betraten kalten, feuchten Stein. Eine Hand griff nach ihr. Josy.
„Er wurde angeschossen“, japste Cass, als ihre Beine nachgaben und sie gegen Josy sank, die sie auffing.
„Wir müssen hoch. Kannst du noch?“
„Ich …“ Ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich, hatte aber noch immer nicht genug Sauerstoff getankt. Ihr war schwindelig. Vermutlich war auch die Dunkelheit an ihrem Zustand schuld, aber auch die Sorge um Jeff und die anderen Männer. Als hätte Josy ihre Gedanken die Dunkelheit betreffend erraten, knipste sie eine Taschenlampe an und
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