Heiter weiter
der vordersten Frontlinie steht. Als ich noch so mittendrin stand im Berufsleben, da habe ich nicht die Zeit gehabt, sie zu erkennen und zu pflegen. Heute weiß ich, dass es sie gab. Eine von ihnen, die beste Freundin meiner Mutter, schenkte mir mal zwei Kopfkissen und einen silbernen Engel als Schlüsselanhänger. Mir wird heute noch warm ums Herz, wenn ich an sie denke. Ich habe mich viel zu wenig um sie gekümmert. Vor allem, als sie alt und gebrechlich war und sich an so vieles nicht mehr erinnern konnte. Darum: Freundschaften pflegen, hegen, beschützen. Es gibt nicht viel Kostbareres.
KAPITEL 7
Ehe im Alter – Eine ganz neue Partnerschaft
Wer diesen Film je gesehen hat, wird ihn ein Leben lang nicht mehr vergessen: »Pappa ante Portas« – die hinreißende Geschichte von Loriot alias Einkaufsdirektor Heinrich Lohse. Der aus seinem Job rausfliegt und unglücklich zu Hause auf der Couch sitzt. Der Arbeitsplatz ist weg, der daheim ist von der Ehefrau besetzt. Aber Heinrich Lohse begreift das nicht. Er kauft palettenweise Senf wegen des Mengenrabatts. Die Putzfrau bekommt einen vom ihm ausgearbeiteten Reinigungsplan, er übernimmt das Management und schrabbt nur millimeterscharf an einer Trennung vorbei. Gut, damals haben sich noch nicht so viele Ehefrauen im dritten Leben von ihren Ehemännern scheiden lassen. Er hatte also Glück.
Heute sind die Frauen längst nicht mehr so langmütig. Zwei Drittel aller Scheidungen in Deutschland werden von Frauen eingereicht. Natürlich nicht immer erst, wenn der Mann nach dem Job ganz zu Hause aufschlägt. Aber auch dann. Denn es gibt kaum eine größere Krise in einer altehrwürdigen langen Ehe, als wenn der Ehemann seinen
Schreibtisch oder seinen Bagger verlassen muss und plötzlich zu Hause seine Erfahrung, sein Wissen, seine Tatkraft und das aus seiner Sicht bessere Management einbringen will. Dass jahrzehntelang zu Hause alles gut lief – Geschichte! Aber jetzt kann er doch zupacken … Millionen Ehefrauen wenden sich mit Grausen ab. Oder mit einem Grinsen. So kreativ kann man als Frau gar nicht sein, um dem betätigungssüchtigen Ehemann immer wieder neue Aufgaben zu suchen. Irgendwann ist tatsächlich alles repariert, sind alle Hecken geschnitten, ist der Teppichboden raus und das neue Parkett verlegt. Und dann?
Da hilft nur eines: miteinander reden. Offen, ehrlich. Dem Ehemann klarmachen, was Ehefrau bisher zu Hause – so nebenbei – geleistet, organisiert hat. Ihm ebenso klar sagen, wo er sich auch in Zukunft raushalten soll. Oder wo wir ihn gut gebrauchen können. Ich bin auch in solchen Situationen ein Fan von Papier und Bleistift. Aufschreiben, was er will und kann, was sie sich vorstellt. Dann notieren, wie ich mir das dritte Leben mit ihm zu Hause vorstelle. Danach lässt es sich besser miteinander reden. So ein Gespräch können Sie auch im ersten gemeinsamen Urlaub im dritten Leben führen. Stoffsammlung machen, was Sie gemeinsam mögen, was Sie sich wünschen und was man getrennt tun könnte.
Wie ist zum Beispiel die Wohnsituation zu Hause? Hat jeder auch eine Rückzugsmöglichkeit, wenn man jetzt den ganzen Tag, die ganze Woche zusammen ist? Vielleicht aus dem alten Kinderzimmer ein zweites Schlafzimmer machen, damit der Kranke, der Schnarcher oder sonst wie nächtlich Störende in sein eigenes Reich ziehen kann. Passt dort ein Sessel hinein? Ein kleiner Schreibtisch?
Dann könnte auch aus dem ehelichen Schlafzimmer das große Bett gegen ein schmaleres ausgetauscht werden. Dadurch entsteht Platz für einen weiteren Sessel zum Lesen und einen Schreibtisch für den Laptop und zum Briefeschreiben, wozu er oder sie jetzt eher Zeit hat.
Wollen Sie wieder gemeinsam öfter ins Kino gehen? Oder lockt das Theater? Was macht jeder für sich? Er Sport? Sie Yoga? Will einer studieren? Der andere seine Kochkünste verbessern? So eine Liste kann lang sein. Das alles funktioniert aber nur, wenn die Beziehung noch intakt ist, wenn sie auch im dritten Lebensabschnitt tragfähig bleibt. Welch ein Glück! Denn viele Studien bestätigen: Gerade nach der Berufstätigkeit ist der Partner, die Partnerin der wichtigste Unterstützer.
Es gibt sie aber auch, die Ehen, die so vor sich hin dümpeln. In denen er oder sie morgens muffig in den Job geht. In denen die Wochenenden eher Qual als Freude sind, in denen man sich aus dem Weg geht und nichts Gemeinsames mehr plant. Dann ist die Pension des Partners, der Ruhestand, für beide eine ziemliche Herausforderung. Vor allem
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