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Held Rama

Held Rama

Titel: Held Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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werden und dein Leben vergiften! – Führ' uns zu dem Gemordeten, Prinz, dass wir noch einmal die Hände küssen, die unser Alter verschönten!‹
    Ich brachte die Blinden zur Leiche des Sohnes. Sie fielen bei ihr in den Staub, streichelten und küssten sie, und reinigten sie im Wasser des heiligen Stromes.
    ›O mein Sohn!‹ hörte ich den Alten klagen, ›warum liegst du so reglos, als kenntest du Vater und Mutter nicht? – Lass uns noch einmal deine sanfte Stimme hören. – Ach! wer soll künftig mein Opfer rüsten – wer trägt uns Trunk und Nahrung zu? – O teurer Sohn! musstest du heute sterben? – und morgen wären wir alle zusammen in des Todesgottes Haus gegangen! – Nun sieht er dich allein, der Gott des Schweigens! – Ach! wie ein Vater nehme er dich in die Arme und führe dich an die Tafel seiner Helden!
    Komm, Mutter, baue mit mir den Holzstoß, auf dem unser Sohn zu Yama steigt!‹
    Und die beiden müden Alten schleppten alles Holz aus ihrer Hütte herbei, hoben mit Mühe den Leichnam des Sohnes hinauf und legten Feuer an das Astwerk.
    Dann sprach der Blinde zu mir:
    ›Drei Herzen hat dein Pfeil durchbohrt! – Weil du deinen Fürwitz reuig gestanden hast, will ich dein Leben nicht verfluchen, Königssohn! aber mein Fluch soll dein Sterben treffen: Kummer um einen trefflichen Sohn soll dich einst aufs Totenbett werfen, und dein letzter Atem hauche Sehnsucht nach dem Verlorenen!‹
    Hand in Hand mit der blinden Gattin sprang der Greis dann in die lodernde Flamme, und drei fromme Seelen stiegen im Rauch zu Yamas Wohnung hinauf.
    Was ich gesät, das ernt' ich nun!« schloss der König mit einem tiefen Seufzer.
    Kauschalja legte ihre Hand auf die glühende Stirne des Gatten.
    »Ich sehe dich nicht mehr, Königin!« flüsterte er im Fieber. »Wie Blut fließt es vor meinen müden Augen! – Wo blieb das Licht der Ampel? – Ist Rama nicht hier? dass er des blinden Vaters Hand ergreife! – Wo ist mein edler Sohn? – oh, dass er ferne von mir weilt, da ich doch sterben soll! – Wie glücklich sind die, die ihn wiederkommen sehen. – O ihr Götter – was hab' ich getan! – Rama! führ' deinen Vater an des Todes Pforte! – O mein Sohn! mein Rama – Rama – Rama –!«
    Als Sklavinnen am anderen Morgen das Gemach betraten, fanden sie Kauschalja in heißen Tränen an der Leiche Dascharathas.

Die Brüder
    Am Rande der Wildnis hatte Sumantra die Verbannten auf Ramas wiederholten Wunsch verlassen. Er kehrte auf schnellem Wagen nach Ajodhia zurück und brachte der um den Tod Dascharathas trauernden Stadt die Kunde, wohin sich die fürstlichen Büßer gewendet hatten.
    Die aber schritten draußen fröhlich durch den lachenden Frühling. Lakschmana ging als Hüter und Führer voran, Rama und Sita folgten in freundlichem Gespräch.
    Feigen, Nüsse, Honig und jagdbares Wild boten ihnen reichliche Nahrung, und manche Quelle, mancher Fluss, den sie durchwaten mussten, löschte ihren Durst.
    Reinen Herzens erfreuten die Guten sich an den Wundern des Waldes: Hier klang des Kokilas Ruf wie Jauchzen, dort schlug ein Pfau sein Rad, und die Sonne rieselte durch das Blätterdach wie ein Fall von Edelsteinen. Des Himawat greises Haupt grüßte von ferne, und der bunteste Teppich liebkoste die wandernden Füße; Lianen schlangen sich, wie zum Fest, von Gipfel zu Gipfel, und ein Duftmeer erfüllte die linde Luft. Silberschimmernd glitt am Abend die Dämmerung durch das Geäst, nachts aber ward im Flackern des Lagerfeuers das Schweigen des Waldes hörbar und übertönte die Tanzweisen der Elfen, die flinke Arbeit der Zwerge, welche die Wildnis pflegten.
    An einem herrlichen Wasserfall beschlossen sie endlich zu siedeln. Lakschmana fällte Bäume und baute eine geräumige Hütte. Rama errichtete einen Altar und weihte in feierlichem Opfer ihre Waldwohnung ein.
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    Bharata und sein Bruder Schatrugna lebten noch immer am kekayischen Hof.
    Eines Morgens, als unheilschwangere Träume den Kaikeyisproß aus dem Schlafe schreckten, wurden ihm Boten seiner Mutter gemeldet. Diese brachten ihm Kaikeyis Aufforderung, rasch nach Ajodhia zurückzukehren, denn der Mutter Herz klage nach dem fernen Sohne. Ramas Verbannung und den Wechsel in der Thronfolge verschwiegen die Boten auf Befehl ihrer klugen Gebieterin.
    Durch die schlechten Träume beunruhigt, war Bharata schnell bereit, dem Wunsche der Mutter zu folgen. Mit Schatrugna trat er vor den königlichen Oheim und erbat Urlaub zur Fahrt nach der Heimat.
    Auf schnellen

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