Held Rama
ausgebrochen worden sind, schlich der Stolze hinweg und wanderte nach dem Himalaja, um dort die Gunst Mahadewas, des großen Gottes Schiwa, zu erwerben.
---------
Nach vieljähriger strengster Askese trat der Vernichter, der den Stier im Banner führt, vor den racheheischenden Wischwamitra. Er wappnete seinen brünstigen Verehrer mit den dreiunddreißig Waffen der Götter: Indras Blitze lieh er ihm und die Fesseln der Flut, die Wirbel des Windgottes und Agnis versengende Glut; des Wissens Waffen und das verwirrende Tosen der Himmelsmusik; des Rechtes Schwert, des Todes und des Schlafes Geschoß und noch manche starke Wehr zu Schutz und Trutz.
So gerüstet, zog der Stolze nach der Einsiedelei und verwüstete die Stätte, während der Heilige Wasischta seine Nandini im Walde weiden ließ.
Doch als die Göttliche von ferne Agnis Rauchfahne auf ihrem Heime sah und ihren frommen Herrn der Mutlosigkeit hingegeben, da tröstete sie den Verzagten, sprach gar beredt von seiner geistliehen Macht und reichte ihm das Zepter Brahmas, auf dass er damit die Waffen Schiwas unschädlich mache.
Nun schritt Wasischta nach seiner verwüsteten Klause und trat dem stolzen Krieger kühn entgegen.
Wohl schleuderte Wischwamitra dem Frommen alle seine Geschosse entgegen, aber vor dem Zepter Brahmas vernichteten sie einander wie hungertolle Wölfe; Flut fraß das Feuer, Verblendung das Wissen, und Sturmeswirbel rissen die Waffe des Rechtes hinweg.
Unverletzt und unverletzlich stand der Priester dem Krieger gegenüber.
»Oh, oh!« knirschte Wischwamitra, »was ist die Macht des Kämpfers gegen die des Büßers, was Königswürde gegen Priesterwürde! – Genug! – Der Brahmane hat den Kschattrija geschlagen! – Ich will büßen, bis Brahma mich unter seine Diener aufnimmt.«
Und beschämt schlich der König hinweg, um sich vor dem Höchsten zu erniedrigen.
Nandini aber baute Wasischtas Einsiedelei wieder auf, und der gute Heilige lebte noch lange friedlich im Walde, bis er einst als Hauspriester des Königs Dascharatha nach Ajodhia berufen wurde.
----------
Wischwamitra aber gab sich im Süden viele Jahrhunderte der strengsten Buße hin. Schon war Brahma ihm erschienen und hatte den Frommen königlicher Weiser genannt. Aber des Büßers Bußwerk zielte nach der Würde eines heiligen Brahmanen.
Nach langen Jahren erschien ihm Brahma wieder und nannte den Büßer heiliger Weiser. Aber Wischwamitras Sinn stand höher. Er verdoppelte sein Bußwerk, indem er zu strengster Askese noch immerwährendes Schweigen gelobte.
Als Brahma ihm das nächstemal großer Heiliger nannte, da sah er das ersehnte Ziel in greifbarer Nähe und verdreifachte sein Bußwerk durch die schrecklichsten Martern: auf Dorngeranke schlief der Hungernde, vier Feuer und die glühende Sommersonne vertrockneten die Glieder des Dürstenden, und ohne je abzuirren, starrten die Augen des Stummen auf seinen schwindenden Leib!
Da erzitterte Indra vor des Büßers gesammelter Bußkraft. Ein Jahrtausend gewann er dem Frommen dadurch ab, dass er ihn durch das Göttermädchen Menaka von seinem Bußwerk ablenken ließ. Doch was dem Menschen eine lange Zeit ist, ist göttlichem Geist nur ein Augenblick. Wischwarmitra fand sich wieder, und vervielfachte Martern füllten den Schatz seiner Buße von neuem. Als Indra Rambha, eine andere Apsaras, zu Wischwamitra sandte, erkannte der Büßer die List des Donnerers und versteinerte die himmlische Schöne durch seinen Fluch.
Dieser Zornmut brachte den Asketen wohl auch um einen Teil seines Bußschatzcs, aber tiefe Reue und verdoppelter Eifer erstickten auch noch dieses letzte Laster des Kriegers in ihm.
Als er sich einst nach langem, langem Fasten ein bescheidenes Mahl zubereitet hatte, kam ein bettelnder Brahmane des Weges und bat um das Wenige, das er in des Büßers Napf sah.
Willig gab Wischwamitrn, dessen Leibesbedürfnisse längst vor den geistigen gewichen waren, seine einzige Nahrung dem Armen und wünschte ihm des Himmels Segen dazu.
Ohne Speisung ging er wieder an sein Bußwerk. Am Abend aber erschien Brahma in seiner Klause und nannte den Sieger heiliger Brahmane.
Indra war der Bettler gewesen. Er hatte geprüft, ob Wischwamitra schon seines Zornes Herr sei.
Die Götter umringten nun den vom Höchsten Begnadeten und legten ihm die weiße Schnur der Priesterkaste um Schulter und Brust. Wohlergehen und langes Leben verhießen sie dem, der sie so standhaft verehrt hatte. Dann führten sie ihn durch die Luft nach Ajodhia,
Weitere Kostenlose Bücher