Held Rama
Opferstätte zu schaffen. Brahmanen durcheilten das weite Reich, um keinen der versteckten Klausner bei der wichtigen Zeremonie der Opferladung zu übersehen.
Pauker und Trommler, Flöten- und Lautenspieler, Tänzer, Sänger, Gaukler und Schauspieler eilten in Scharen nach Ajodhia und übten aller Orten ihre Weisen, Tänze und Spiele, um sich beim Feste zu zeigen und ihm würdigen Glanz zu verleihen. Als ein Jahr vergangen war, traf Rischjaschringa, der erwählte Hotar, in Ajodhia ein und sah, nachdem er feierlichst begrüßt worden war, dass für das große Opfer alles aufs beste gerüstet war.
Auch die vornehmsten Gäste waren schon eingetroffen: Dschanaka, König von Mithila. der König von Kaschi, Lomapada, König der Angern, und der hochbetagte Herr der Kekayer, dessen Tochter eine der Gattinnen Dascharathas war. Auch die Fürsten der Sindhu und Sauwira und viele Herrscher des fernen Ostens waren gekommen. Sie alle waren feierlichst empfangen und durch reiche Gastgeschenke geehrt worden.
Als die Brahmanen dem König die günstige Stunde zum Beginne des Opfers anzeigten, begab er sich in sein Frauenhaus und lud seine Gattinnen ein, ihn zur Opferstätte zu begleiten, denn es gelte, dort vom Himmel Nachkommenschaft zu erflehen.
In reichem Schmuck bestiegen die Königinnen die goldenen Tragsessel, und der lange Zug, an seiner Spitze der strenge Hotar, begann sich nach dem Festplatz zu bewegen.
Auf der Opferstätte begann die Zeremonie:
Milch war die erste Gabe an die Götter. Und während der König aus seinem Schatze Schmuck, Kleidung und Nahrung an das Volk verteilen ließ, brauten die Brahmanen nach strengreligiösen Satzungen Soma, den berauschenden Opfertrank.
Tage- und wochenlang währte die Einleitungszeremonie der Milch- und Somaspenden. Die Pausen der heiligen Handlung wurden mit religiösen Gesprächen und Disputen ausgefüllt.
Sodann begann die Errichtung der Opfersäulen und die Aushebung der Feuergruben.
Einundzwanzig köstlich verzierte Säulen aus edelstem Holze stützten ein weites Dach.
Es sah aus, als beschatte Garuda, der Vogel Wischnus, mit seinen Riesenfittichen die heilige Stätte.
Achtzehn Opfergruben waren ausgehoben und mit Goldplatten ausgelegt worden.
Der todgeweihte Renner stand inmitten von dreihundert Opfertieren aller Art. Tiere des Waldes und des Hauses, Wasser- und Luftgetier, Schlangen und Würmer: sie alle waren zum Opfer ausersehen.
Hymnen und Liturgien, Lieder und Gebete stiegen zum Himmel, und feierlich umwandelte Kauschalja, des Königs erste Gemahlin, rechtshin die Opferstätte.
Sodann fiel unter drei geweihten Messern der Hengst, der an Schönheit den Flügelrossen der Morgenrotreiter glich.
Kauschalja setzte sich neben das gefällte Opfer. Sumitra, die zweite, und Kaikeyi, die dritte Gattin Dascharalhas, lagerten sich an ihren Seiten. Sechzehn Priester zerlegten das Ross, und die anderen töteten die übrigen Opfertiere.
Nun fielen die Spenden in die heiligen Feuer, und der König sog den Duft des brennenden Fettes ein. Gebete zum Licht- und Lebensgott, zum Siegesgott, stiegen empor. Hell klangen die Gesänge der Brahmanen, rein strahlten die Feuer, von würdigen Priestern eifrig geschürt.
Da stand auf einmal Wischnu unter den Opfernden. Wischnu, im roten Gewände, mit dem Löwenfell über der Schulter. Der strahlende Gott reichte dem König eine goldene Schale, voll des lebenspendenden Göttertrankes.
»Edler Fürst!« sprach er milde, »dein Flehen soll erhört werden. Gib deinen Gattinnen aus dieser Schale zu trinken, und dein Sehnen wird gestillt sein!«
In ehrfürchtigem Gruße faltete Dascharatha die Hände vor der Stirn, ergriff dann die goldene Schale und wandelte rechtshin um den Gott, bis dieser vor den Augen der Sterblichen verschwand.
Sodann ließ der König Kauschalja die Hälfte der Himmelsspende trinken und teilte den Rest zwischen Sumitra und Kaikeyi. Lob- und Danklieder schallten zum Himmel. Reiche, ja überreiche Gaben wurden den Priestern, und besonders dem Opferleiter Rischjasehringa, gespendet, und Musik, Tanz und festliche Spiele in langer Reihe beschlossen die glänzende Feier.
Im folgenden Jahr aber gebar Kauschalja dem König den ersten Sohn, Rama. Kaikeyi brachte den Bharata zur Welt, und Sumitra die Zwillinge Lakschmana und Schatrugna.
Wischwamitra wappnet Rama
Dascharatha freute sich über den Segen der Götter.
Die vier Knaben wurden bei einem glänzenden Feste dem Volke gezeigt, und im Jubel der reich Beschenkten, unter
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