Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
kämpfen, ein Schwert zu schwingen, die Riten des Krieges zu zelebrieren. Und nun sind Tische zu deinem Schlachtfeld geworden, und du hast die Kraft verloren, auch nur einen Dolch zu führen, viel weniger ein Schwert. Du könntest nicht einmal mehr auf einem Pferd sitzen, wenn du es wolltest."
    Er ließ sich auf sein schmutziges Kissen zurückfallen und barg sein Gesicht unter den Armen. „Mögen die Kreaturen kommen", brummte er. „Mögen sie mich quälen. Es stimmt! Ich bin wahnsinnig!"
    Er zuckte zusammen, denn er glaubte, jemanden neben sich ächzen gehört zu haben. Er zwang sich, nachzusehen.
    Die Tür war knarrend aufgeschwungen, als ein Diener sie geöffnet hatte. Er stand jetzt verlegen an der Tür.
    „Mein Lord?"
    „Sind sie alle überzeugt, daß ich wahnsinnig bin, Voisin?"
    „Mein Lord?"
    Der Diener war ein alter Mann, ein Greis, einer der wenigen, die sich noch regelmäßig um Hawkmoon kümmerten. Er diente ihm treu, seit der Herzog von Köln das erstemal auf Burg Brass gekommen war. Trotzdem senkte er jetzt verlegen die Augen.
    „Sie halten mich also alle für wahnsinnig, ja, Voisin?"
    Der Greis breitete hilflos die Hände aus. „Manche, mein Lord. Andere sagen, Ihr seid krank -eine körperliche Krankheit. Ich mache mir schon seit einer Weile Gedanken, ob wir nicht vielleicht einen Arzt rufen sollten..."
    Ein wenig des alten Argwohns kehrte zurück. „Ärzte? Giftmischer?"
    „O nein, mein Lord!"
    Hawkmoon riß sich zusammen. „Nein, natürlich nicht. Ich danke dir für deine Sorge, Voisin. Was hast du mir gebracht?"
    „Nichts, mein Lord, außer Neuigkeiten."
    „Von Graf Brass? Wie gefällt es ihm in Londra?"
    „Nicht von Graf Brass. Von einem Besucher. Ein alter Freund des Grafen, wenn ich richtig gehört habe. Als er erfuhr, daß der Graf sich auf Reisen befindet und Ihr ihn hier vertretet, bat er, Ihr möget ihn empfangen."
    „Ich?" Hawkmoon grinste grimmig. „Wissen sie, dort draußen in der Welt, was aus mir geworden ist?"
    „Ich glaube nicht, mein Lord."
    „Was hast du gesagt?"
    „Daß Ihr Euch nicht wohl fühlt, ich Euch aber die Botschaft überbringen würde."
    „Und das hast du getan."
    „Jawohl, mein Lord." Voisin zögerte. „Soll ich sagen, daß Euer Gesundheitszustand nicht erlaubt..."
    Hawkmoon wollte nicken, doch dann änderte er seinen Entschluß. Er stützte sich aufs Bett und erhob sich. „Nein, ich werde den Besuch empfangen. In der Halle."
    „Möchtet Ihr Euch erst - frisch machen, mein Lord? Heißes Wasser."
    „Nein, ich werde den Gast in einigen Minuten begrüßen."
    „Ich richte es aus." Ein wenig hastig verließ Voisin Hawkmoons Gemach, ganz offensichtlich verstört über Hawkmoons Entschluß.
    Mit voller Absicht, um zu schockieren, machte Hawkmoon keine Anstalten, etwas zur Verschönerung seines Aussehens zu unternehmen. Sollte der Besuch ihn nur so sehen, wie er war.
    Außerdem war er ganz bestimmt wahnsinnig. Selbst der Gast konnte eine seiner Phantasievorstellungen sein. Er mochte sich irgendwo und überall befinden - im Bett, an seinen Tischen, ja selbst auf einem Ritt durch die Marschen -, und sich nur einbilden, daß jemand ihn zu sprechen bat. Als er sein Schlafgemach verließ und durch den Raum mit seinen Tischen schritt, streifte er mit seinen schmutzigen Ärmeln ganze Reihen von Zinnsoldaten, dann warf er absichtlich ein paar Türme von Londra um, und stieß mit dem Fuß so wild gegen ein Tischbein, daß die ganze Stadt Köln erbebte.
    Das Licht der farbigen Fenster an beiden Enden des Korridors blendete ihn, und er blinzelte.
    Dann schritt er zum Treppenaufgang, der zur großen Halle hinunterführte. Er fühlte sich so schwindlig, daß er sich ans Geländer klammern mußte. Seine Schwäche amüsierte ihn. Er freute sich auf den Schock seines Besuchers, wenn er ihn erblickte.
    Ein Diener eilte herbei, um ihm zu helfen, und Hawkmoon stützte sich schwer auf den Arm des jungen Mannes, als sie ganz langsam hinunterstiegen.
    Und endlich hatte Hawkmoon die Halle erreicht.
    Eine Gestalt in Rüstung bewunderte gerade eine von Graf Brass' Schlachttrophäen - eine Lanze und einen verbeulten Schild, die er vor vielen Jahren während der Stadtkriege am Rhein von Orson Kach erobert hatte.
    Hawkmoon erkannte die Gestalt nicht. Sie war nicht sonderlich groß, war untersetzt, und ihre Haltung und Bewegungen wirkten ein wenig herausfordernd. Sicher einer von Graf Brass' alten Kriegskameraden, als er noch Söldnergeneral gewesen war.
    „Seid gegrüßt",

Weitere Kostenlose Bücher