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Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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starrte ihn an. Grauen zeichnete sich in seiner Miene ab, als er ihn erkannte.
    Unwillkürlich griff er nach dem Schwert, obwohl der Fremde keinerlei Feindseligkeit bewies.
    „Oh?" rief der junge Mann lächelnd. „Ihr haltet mich doch nicht etwa gar für einen Feind? Laßt Euch versichern, daß ich das keineswegs bin."
    „Ihr kennt ihn, Hawkmoon?" erkundigte sich Katinka van Bak scharf. „Wer ist er?"
    Er war der Bursche, den Hawkmoon als Vision über seinem Bett gesehen hatte, kurz bevor die Kriegerin nach Burg Brass gekommen war, und den er im ersten Augenblick für Oladahn gehalten hatte.
    „Ich weiß nicht", erwiderte Hawkmoon schwer. „Das Ganze riecht mir allzu sehr nach Zauberei -das Werk des Dunklen Imperiums, möglicherweise. Er sieht - er ähnelt einem guten alten Freund. Und doch gleichen sie sich eigentlich gar nicht."
    „Einem guten alten Freund?" echote der Fremde. „Nun, Held, das bin ich auch. Wie nennt man Euch auf dieser Welt?"
    „Ich verstehe Euch nicht." Fast unwillig steckte Hawkmoon das Schwert in die Hülle zurück.
    „Ich bin Jhary-a-Conel, und ich sollte von Rechts wegen gar nicht hier sein. Aber merkwürdige Risse ergeben sich in letzter Zeit im Multiversum! Aus vier verschiedenen Inkarnationen wurde ich in ebenso vielen Minuten gezerrt! Also, wie nennt man Euch?"
    „Ich verstehe immer noch nicht", brummte Hawkmoon. „Wie man mich nennt? Ihr meint, wer ich bin? Ich bin der Herzog von Köln, Dorian Hawkmoon von Namen."
    „So seid nochmals gegrüßt, Herzog Dorian. Ich bin Euer Gefährte. Obwohl ich natürlich nicht sagen kann, wie lange ich bei Euch bleiben darf. Wie ich schon bemerkte, seltsame Risse."
    „Ihr redet wirres Zeug daher, Sir Jhary", warf Katinka van Bak ein. „Wie kommt Ihr in dieses menschenleere Land?"
    „Ohne mein Dazutun wurde ich in diese Öde befördert, Madam."
    Plötzlich bewegte sich der Sack auf des jungen Mannes Rücken. Er hüpfte und wand sich. Jhary-a-Conel setzte ihn vorsichtig ab und holte eine kleine geflügelte schwarzweiße Katze heraus. Auch sie hatte Hawkmoon in seiner Vision gesehen.
    Hawkmoon erschauderte. Obgleich er durchaus nichts Unsympathisches an dem jungen Mann finden konnte, hatte er doch die schreckliche Vorahnung, daß Jhary-a-Conels Erscheinen Unerfreuliches für ihn nach sich ziehen würde. Genausowenig, wie er nicht begriff, weshalb er fand, daß der Bursche Oladahn ähnelte, entschlüpfte es ihm immer wieder, weshalb so viele andere Dinge ihm vertraut zu sein schienen. Es war wie unerklärbare Echos; wie jene, die ihn überzeugt hatten, daß Yisselda noch lebte.
    „Kennt Ihr Yisselda?" fragte er schließlich. „Yisselda von Brass?"
    Jhary-a-Conel runzelte überlegend die Stirn. „Ich glaube nicht. Aber andererseits kenne ich so viele Menschen und vergesse die meisten, genau wie ich möglicherweise eines Tages auch Euch vergessen werde. Das ist mein Schicksal. Genau wie Eures auch."
    „Ihr sprecht, als wäre Euch mein Geschick nicht fremd. Weshalb solltet Ihr mehr davon wissen als ich selbst?"
    „Weil ich es in diesem Fall eben weiß. Ein andermal erkennt vielleicht keiner von uns den anderen. Held, was ruft Euch jetzt?"
    Als Diener des Runenstabs wunderte Hawkmoon sich nicht einmal allzu sehr über diese sicher merkwürdig klingende Frage, die nicht so leicht ein anderer stellen mochte. Aber wovon der Bursche sonst noch gesprochen hatte, blieb ihm unverständlich.
    „Nichts ruft mich. Ich bin mit dieser Dame auf einer dringenden Mission."
    „Dann dürfen wir nicht säumen. Einen Moment."
    Jhary-a-Conel rannte den Hügel eilig wieder hoch und verschwand in der Burgruine. Einen Augenblick später tauchte er mit einem alten gelben Pferd wieder auf. Es war der häßlichste Gaul, den Hawkmoon je gesehen hatte.
    „Ich glaube nicht, daß Ihr mit diesem Tier unser Tempo werdet einhalten können", bezweifelte Hawkmoon. „Außerdem war überhaupt keine Rede davon, daß Ihr uns begleitet."
    „Dazu bedarf es keiner Worte." Jhary-a-Conel steckte den Fuß in den Steigbügel und schwang sich auf den Klepper, der unter seinem Gewicht fast zusammenzusacken schien. „Schließlich ist es unser Los, miteinander zu reiten."
    „Das ist vielleicht Eure Ansicht, mein Freund", sagte Hawkmoon grimmig. „Aber ich glaube nicht daran." Und doch war ihm insgeheim bewußt, daß er es doch tat. Irgendwie war es das Natürlichste auf der Welt für ihn, daß Jhary mitkommen sollte. Gleichzeitig ärgerte er sich über die Anmaßung des anderen und

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